Es brennt

Eigentlich wollte ich heute über die Kirchgasse schreiben. Über die fragliche Absicht des Stadtrats, die Liegenschaft des ehemaligen Naturmuseums zu verkaufen. Doch dann wurde mein Thema von der viel brennenderen Aktualität verdrängt:
«Die armen Tiere, die hier jämmerlich sterben», schluchzt die Jüngste und starrt mit tränen- überströmtem Gesicht in ihren Laptop. «Und erst die Indianer, die ihr Zuhause verlieren!» Auf ihrem Monitor flackern Bilder und Videos vom brennenden Amazonas-Regenwald. 75’000 Feuer seit Anfang Jahr, ein Grossteil davon sind illegale Brandrodungen. «Die Lunge der Welt geht zugrunde», schluchzt die Jüngste, «was sollen wir nur tun?»
Gute Frage. Was soll man tun, wo doch Brasilien weit weg und der eigene Einfluss aufs Welt- geschehen gering ist? «Wir könnten Bäume pflanzen», schlägt mein Gatte vor. Bäume, die beim Wachsen CO2 binden. Eine ETH-Studie rechnete vor kurzem vor, dass für massives Aufforsten weltweit genügend Flächen zur Verfügung stehen. Auch auf unserem Grundstück hat es noch Platz. «Wir könnten konsequent nur noch Biofleisch essen», werfe ich in die Familienrunde.
Der Älteste schüttelt den Kopf. «Auch Biobetriebe beziehen Sojafutter aus Brasilien», sagt er. Sojafutter, das auf Landflächen produziert wird, wo früher Regenwald stand. «Wir sollten unseren Fleischkonsum noch weiter reduzieren», findet der Älteste, «oder ganz auf Fleisch verzichten.»
Ich selbst bin skeptisch, ob ich das so radikal kann oder will. Fleisch schmeckt mir. Ausser Frage jedoch steht, dass jeder, jede Einzelne Verantwortung trägt, besonders jetzt, wo’s brennt. Wie ein Bekannter es ausdrückte: «Wir werden auf Vieles verzichten müssen – die Komfortzonen sind gross.»