«Flamingos»

Seit 2007 gibt es die Jungfeuerwehr Olten. Damals waren es 23 Jugendliche, die die erste Jugendfeuerwehr von Olten bildeten. Thomas Herber, Hauptmann und Zugführer des dritten Zuges ist der Hauptleiter der Jugendfeuerwehr. Vor vielen Jahren habe er in Deutschland eine Meisterschaft der Jungfeuerwehr gesehen und seither sei er überzeugt, dass dies etwas für Olten sei. «Die Jugendfeuerwehr ist neben den lehrreichen Erfahrungen und dem Erlernen eines respektvollen Umgangs mit Gefahrensituationen, auch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. In einem Verein gibt es Trainings, in der Jugendfeuerwehr gibt es Übungen», so der Feuerwehrmann, dessen dreizehnjähriger Sohn Florian nun schon seit zwei Jahren bei der Jungendfeuerwehr aktiv ist. «Die Stadt Olten schrieb sich aufs Banner, dass sie eine Jugendfeuerwehr haben. Gerade an Anlässen wie dem Schulfest sind die gezeigten Übungen ein Publikumsmagnet. Und manch eines der Kinder stösst danach zur Jugendfeuerwehr», so der 49-jährige Herber. Die Mädchen und Knaben seien zwischen 12 und 16 Jahren alt und wohnen in Olten. Inzwischen habe man auch Jugendliche aus umliegenden Gemeinden, sagt Herber.
Brandschutzerziehung
Es gehe in erster Linie darum, das Interesse an der Feuerwehr zu wecken und das Bewusstsein für Gefahren zu fördern. Die Jugendlichen könnten praktische Fähigkeiten und handwerkliches Geschick entwickeln. Zur Grundausbildung gehöre auch eine führende Position übernehmen zu können und das Erledigen von Aufgaben und Aufträgen. «Wichtig fürs Leben und für einen späteren Einsatz bei der «grossen» Feuerwehr ist ein Verantwortungsbewusstsein und die Teamfähigkeit», erklärt Herber, der in seiner, aufgrund seines Engagements für die Feuerwehr, begrenzten Freizeit ein Lego-Fan ist und mit seiner Begeisterung die ganze Familie angesteckt hat. «Natürlich wollen wir, dass möglichst viele der in der Jungfeuerwehr Aktiven mit 18 in die «richtige» Feuerwehr übertreten, dass muss das logische Ziel dieser intensiven Jugendarbeit sein», so Herber. «Über das Jahr verteilt finden 12 Übungen statt und zusätzlich eine Hauptübung», erläutert Herber die Ausbildung. Themen der Übungen seien unter anderen: Umweltschutz, Löschmittel, Umgang mit Seilen und Knoten, Leiterndienst, Erste Hilfe, Alarmierung und Funk, Brandverhütung, Umgang mit Feuer, Gerätedienst, Pionierdienst sowie Besichtigungen. Die Teilnahme an den Übungen gilt als obligatorisch.
Keine Ernst-Einsätze
«Natürlich sind die Jugendlichen nie bei einem Ernst-Einsatz dabei», so Herber. «Das wäre viel zu gefährlich und wäre aus versicherungs- und belastungstechnischen Gründen nicht zu verantworten», betont Herber. «Aber natürlich wollen die Jungen immer wissen, was auf den Einsätzen passierte, welche Situationen die «Grossen» vorfanden. «Die Vielfältigkeit der Aufgaben der Feuerwehr faszinieren mich», fügt sein Sohn an. Mit Bildern von Opfern oder schlimmen Situationen würden die Jungen aber bewusst noch nicht konfrontiert, um sie zu schützen, weiss der Vater, der damals bei seinem ersten Einsatz gleich einen Toten und einen Schwerverletzten bergen musste. «Man funktioniert in solch einem Moment und wendet das Erlernte an, die Ausschüttung des Adrenalins schützt einen davor, sich während des Einsatzes Gedanken zu machen», weiss Herber. «Danach aber reden wir im Team über die Situation, das ist wichtig für die eigene Psychohygiene. Aber schlussendlich verarbeitet jeder solche Bilder individuell», fügt er an. Ob der Sohn, der in Olten das Untergymnasium besucht, manchmal Angst um den Vater habe? «Nein, Angst nicht, ich weiss, dass er sich nie in Situationen begeben würde, die für ihn lebensgefährlich werden könnten. Aber ich mache mir manchmal Gedanken über die Situationen, von denen er erzählt.» Dadurch, dass er aber bei der Jungfeuerwehr aktiv sei, könne er heute auch routinierter mit den Bildern der Situationen umgehen. Dass er irgendwann später auch mit Opfern konfrontiert würde, wisse er, aber vielfach sei die Feuerwehr ja der Retter und die Menschen würden dank ihr überleben. Der Kanton Solothurn habe in Sachen Jungendfeuerwehr noch Aufholbedarf, der Nachbarkanton Aargau sei schon länger sehr stark im Jugend-Feuerwehrwesen. «Ein wichtiger Schritt war, dass nun auch die Jungfeuerwehr im ganzen Kanton die gleiche Ausrüstung hat. So können wir Material unter den Feuerwehren austauschen. Das ist sehr effizient», sagt Thomas Herber. «Die Ausrüstung der Jungen ist viel leichter. Das Material der Kleidung ist nicht ernstfalltauglich, sondern nur an den Brand heran», erklärt er, als sein Sohn Florian, der gerne Schach spielt, in Vollmontur aus der Garderobe tritt und vor dem Tanklöschfahrzeug posiert. Im Herbst wird ein Tag der offenen Tür veranstaltet, die Feuerwehrmänner hoffen auf viele Interessierte.

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