Geplagte Holzbrücke

«Mit der geteerten Holzbrücke gab es null Scherereien», behauptete ein Oltner anlässlich einer satirischen Führung mit Strohmann-Kauz. Er erzählte einer auswärtigen Dame, dass, weil wer behauptete, unter dem Teer faule es, letzterer entfernt wurde. Fauler Humbug sei das, erklärte der Allwissende. Zudem gäbe es im Umfeld der Holzbrücke viele Randständige und die wüssten nicht mit Raucherware umzugehen. Drum brenne es ständig. Ich fragte, ob kein Ottonormalverbraucher seine Zigarette auf der Brücke entsorgen würde. Das verhallte ohne Resonanz. Der Zufall wollte, dass Tage später zwei junge Männer vom südlichen Nachbarskontinent vor mir mit Zigarette über die Brücke gingen. Ich machte sie auf das Rauchverbot aufmerksam und erntete ein «Was für ein Mensch bist du?!» Erklärungsversuche in Bezug auf die Brandgefahr wurden mit «scheissegal» abgekanzelt. Gleichzeitig kreuzte ein Heimischer - ohne Zeichen der Randständigkeit - mit Zigarette unseren Weg, was ich zu spät erkannte, da im Gespräch. Warum ich ihn nicht gerügt hätte, fragten die jungen Raucher im vom Vorwurf des Rassismus getrübten Unterton und verabschiedeten sich mit Hass erfülltem Blick. Ich fühlte Ohnmacht ob der verkorksten Situation. Hätte beinahe eine Zigi angezündet. Was haben sie erfahren müssen, dass freundliche Hinweise auf schier unüberwindbare Feindseligkeit treffen? Übersteigerte Opferrolle? Hätte der rauchende Schweizer höflicher reagiert? Wie kann man auf einer Holzbrücke rauchen? Bin keineswegs Freund der Überwachung, doch dieser Tage dachte ich, eine Kamera würde vorurteilslos festhalten, wer da raucht. Egal ob heimisch fremd, bedürftig verwöhnt oder «allwissend».