Gute Reise, lieber Freund

Der Tod ist ein fieser Hund! Und das Leben ist auch nicht wirklich gerecht. Unverhofft stehlen beide Spieler uns unsere Liebsten, die Nächsten. Ein Freund ist weg. Das Leben hat ihn uns genommen, der Tod nahm ihn an der Hand. Langsam. Und doch viel zu schnell. Unausweichlich absehbar und ausgelöscht. Fragen wie «wo ist er jetzt?» oder «wie geht es ihm?» lindern die Ohnmacht nicht. Gevatter Tod und Freund Hein sind trügerische Übernamen, mildern den Schmerz nicht. Die Traurigkeit kommt in ungeahnten Schüben, Trauer kriecht durch Glieder und Fasern, setzt sich fest, tief drin. Ein Schrei will raus, weicht den Tränen. Letzte Bilder wiegen schwer, Erinnerungen tun nur weh, die Hoffnung hält sich vornehm zurück. Der Gedanke ein paar Zeilen zu verfassen schütteln den Körper durch. Ein herzallerliebster Freund ist tot. Sein Ableben ist so unmittelbar und surreal zugleich. Auf der Strasse ertappe ich mich, wie ich erwarte, dass er gleich um die nächste Ecke kommt. Sitze ich im Büro hoffe ich, dass er klingeln wird und wir uns freudig in die Arme nehmen. Ich freue mich, dass er sich bald melden wird. Würde ihm gerne einen Brief schreiben. Zurückblicken und Pläne schmieden. Danke sagen. Für gemein-sames Glück, für Freundschaft und abenteuerliche Projekte. Danken für die Begegnungen in einer Zeit, wo es für ihn wirklich hart wurde. Danken für Wertschätzung und Ehrlichkeit. Habe ich das jemals genug getan?
Das Leben geht weiter – ein saublöder Satz – dennoch ist er wahr. Die Freude wird wieder Überhand nehmen. Die Zeit lässt ihre Heilkraft wirken. Nur den Alltag, den will ich nicht, er ist trügerisch und gemein. Lieber Freund, ich vermisse dich.