Heute wird gemotzt

Elie Peter, Kommunikationsverantwortlicher und Schriftsteller. (Bild: Remo Buess)

Ich blicke aus dem Fenster in den Oltner November-Nebel und meine Laune trübt sich… Heute will ich all das aussprechen, was mir schon lange auf der Zunge liegt. Meine Mit-Kolumnist:innen finden Olten ja wahnsinnig toll. An manchen Tagen finde ich Olten auch toll – an anderen Tagen nervt mich Olten sehr. Hier kommt meine Motz-Liste:

1. Wenn meine französischsprachige Frau einkauft, wird sie vom Personal auf Schweizerdeutsch angesprochen. Logisch. «Können Sie bitte Hochdeutsch sprechen?», fragt meine Frau freundlich. Die Verkäuferin wird dann einen Satz auf Hochdeutsch sagen – bevor sie gleich wieder ins Schweizerdeutsche wechselt. Das ist provinziell.

2. In unserem Säliquartier und im angrenzenden Bifang leben Schweizer und Ausländer mehrheitlich getrennt: Fast jede Strasse ist entweder eine Schweizer- oder eine Ausländer-Strasse. Wie sollen verschiedene Kulturen so zusammenwachsen?

3. Mit ein, zwei Ausnahmen finde ich in Olten kaum ein Café oder Restaurant, das richtig familienfreundlich ist. Statt sich in einer üppigen Spielecke auszutoben, müssen die Kinder brav am Tisch sitzen – mit Glück gibt es einen Bogen zum Ausmalen. Glauben Sie mir: Das hält Kinder höchstens zehn Minuten ruhig…

4. Meine zugezogene Kollegin hat in ganz Olten und Umgebung keinen Kinderarzt gefunden, der ihren zweijährigen Sohn als neuen Patienten annahm. Das Resultat? Für jedes Bobo musste sie ins Kinderspital Aarau sausen! Da wundern wir uns, weshalb die Krankenkassen-Prämien explodieren.

Ich hätte noch ein paar weitere Motz-Punkte. Doch mittlerweile hat sich der Nebel gelichtet, die Sonne lacht. Bis zu meiner nächsten Kolumne fühle ich mich vermutlich so weihnächtlich, dass ich den Herrn lobpreisen werde, dass er uns Olten geschenkt hat…

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