Im Nachtzug

Ich sitze im Nachtzug nach Berlin. Mit meinem Freund Benj will ich nach Rostock. Paar Tage Urlaub, paar Tage nichts tun. Neben uns im Abteil sitzen zwei Deutsche. Sie arbeiten in der Schweiz und fahren nach Hause zur Familie, acht Stunden der eine jede, der andere alle vier Wochen. «Wieso nach Rostock?», fragt der eine. Er ist nicht der Erste. «In Städten mit Häfen haben die Menschen noch Hoffnung», zitiert Benj den Hamburger Bernd Begemann schon fast gewohnheitsmässig. Sage ich, wo ich wohne, geht es mir oft ähnlich. «Wieso in Olten?», fragen mich die Leute dann nicht selten und lassen sich von meinen Schwärmereien nur mässig überzeugen. Dieses Mal jedoch muss ich mich nicht erklären. «Ah, Olten!», sagt der Eine im Kenner-Ton, «Trimbach! Das Iisebähnli! Der Töff-Treff schlechthin!» Ich staune nicht schlecht und hör dem Mann zu, wie er schwärmt von hunderten Maschinen, von gutem Essen und noch besserer Stimmung. Kein Streit gäb es dort, alle seien willkommen, ob mit oder ohne Motorrad- club-Kutte. Von vielem wird er auf der Fahrt noch erzählen. Davon, dass «der Russe» den Amis militärisch überlegen sei, dass deutsche Arbeiter für Unfälle auf Schweizer Baustellen nicht belangt werden könnten und Autos aus den 90ern energieeffizienter seien als heutige Elektro-Autos. Wie viel man auf das Urteil unseres Mitreisenden geben kann, ist fraglich. Doch zumindest eines wird er damit unterstrichen haben: In Olten sind alle willkommen. Beziehungsweise in Trimbach. Das gehört ja leider immer noch nicht zu Olten, aber das ist eine andere Geschichte.