«Mobilität»

Als ich Primarschüler im Sälischulhaus war, mussten die Lehrer noch in Olten wohnen, wenn sie in Olten unterrichten wollten. Die Wohnsitzpflicht gilt heute nicht mehr, das istgewiss richtig. Der Staat braucht niemandem zu befehlen, wo er wohnen soll.

Andrerseits hat die neue Freiheit den Nachteil, dass viele Oltner Lehrer jetzt eben nicht mehr in Olten wohnen, sondern in den umliegenden Schlafdörfern, wo deutsche Billig-Kaufhäuser aus den Wiesen steigen undGebrauchtwagenhändler die Strassen säumen. Wieso sie das tun, weiss ich nicht. Tatsache ist aber, dass viele Lehrer nicht mehr zu Fuss zur Schule gehen, sondern mit dem Auto. Und wahr ist auch, dass viele ihr Auto auf dem Pausenplatz abstellen. Das Bifangschulhaus etwa ist täglich derart zugeparkt, dass die Schüler nicht mehr den Haupteingang benutzen, sondern die Lieferantentür.

Es ist zwar schön, wenn Vorschriften abgeschafft werden. Aber es wäre auch schön, wenn nicht jede Freiheit wahrgenommen würde. Am besten wär’s, die Oltner Lehrer würden freiwillig in Olten wohnen. So schön kann es doch draussen in den Dörfern nicht sein zwischen all den Lärmschutzwänden.

Natürlich gibt es auch Oltner Lehrer, die in Olten wohnen und trotzdem mit dem Auto zurArbeit gehen. Und solche, die in Olten wohnen und mit dem Auto nach Däniken fahren. Aber es gibt auch Erfreuliches zu berichten. Auf den Pausenplätzen des Säli- und des Bannfeldschulhauses etwa wurde noch nie einLehrerauto gesehen, weil diese nur über eine Treppe zugänglich sind. Und beim Froheimschulhaus wurden kürzlich acht Bäume gepflanzt. Dagegen rebellieren jetzt die Freizeitsportler, die abends gern den Pausenplatz zuparken. Die sollten vielleicht besser auf Freizeitsport verzichten und nicht mehr Auto fahren, wenn sie so schlecht zu Fuss sind. Andrerseits reisen dievielleicht aus den Schlafdörfern bei den Autobahnkreuzen an, wer weiss.

Ach, man kann es drehen, wie man will. Als Möglichkeit istMobilität wunderbar. Aber als Tätigkeit eine Plage. Alex Capus

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