Olten an der Aare

He, Urs!» rief ich kürzlich vom Balkon über die Strasse. «Erinnerst du dich an unser Rätselraten, weshalb die Aare plötzlich so sauber ist?» «Natürlich!» brüllte mein Nachbar Urs. «Ich habe Antwort aus Solothurn bekommen!»
«Nach zwei Monaten?» «Hör zu, was das Amt für Gewässerschutz schreibt!» brüllte ich. «Wie Sie richtig vermuten, musste die Aare über 100 Jahre die Abwässer der Zellstofffabrik in Attisholz aufnehmen. Mit der Einführung der modernen Toiletten in den Wohnhäusern und dem Bau der Abwasserkanäle kamen nach dem 2. Weltkrieg auch all die anderen Abwässer aus Gewerbe & Industrie und aus den Haushalten dazu. Erst in die 1970er Jahren wurden die ersten öffentlichen Abwasserreinigungs- Anlagen erstellt. Etwa gleichzeitig ging auch die ARA der Zellstofffabrik in Betrieb. Das bewirkte zwar, dass die Aare deutlich sauberer wurde und insbesondere unansehnliche Stoffe wie Metzgereiabfälle etc. verschwanden. Trotzdem erfüllte sie die vom Bund geforderte chemische Wasserqualität immer noch nicht. Erst durch die Ausbauten der grossen ARAs in den letzten Jahren wurde die Qualität der Gewässer nochmals stark verbessert. Es konnten die organische Belastung und der Eintrag von Nährstoffen (Phosphor und Stickstoff) stark verringert werden. Tatsächlich übel mitgespielt haben lange Zeit die Abwässer der Zellstofffabrik in Attisholz. Sie produzierte seit dem Jahr 2000 zunehmend Spezialzellstoff, der für die chemische Industrie und nicht mehr für die Papierherstellung verwendet wird. Dies erzeugte deutlich mehr Abwasser und die Vorkehrungen, welche die Zellstofffabrik getroffen hatte, um einen erhöhten Abwassereintrag in die Aare zu verhindern, genügten bei weitem nicht. Erst seit die Zellstofffabrik im Jahr 2008 ihren Betrieb einstellte, erfüllt die Aare auch unterhalb von Attisholz und auch in Olten die gesetzlichen Vorgaben. Die Aare ist seither sichtbar sauberer geworden. Die optisch wahrnehmbare… « «Ich habe recht gehabt!» brüllte Urs. «Der Dreck kam aus Attisholz!» «Es geht noch weiter!» brüllte ich. «Brüll nicht so, ich komme rüber!» brüllte Urs.
Alex Capus