Olten anno dazumal

Zieht der Herbst ins Land, dann bringt er nicht nur Nebel mit, sondern auch eine gehörige Portion Melancholie. Auch Olten bleibt, trotzdem sich unser Städtchen derzeit hübsch in der Aare spiegelt, davon nicht verschont. Zumindest das digitale Olten nicht.
«Olten anno dazumal» nennt Bruno Kissling seine Bilderserie, mit welcher der langjährige
OT-Fotograf seit einigen Wochen die Mitglieder der Oltner Facebook-Gruppe in die Vergangenheit reisen lässt. Hunderte Likes und Herzchen kriegt er als Dank dafür, in den Kommentarspalten schwelgen die, die alt genug dazu sind, in Erinnerungen. Und nicht wenige sehnen sich zurück nach den guten alten Zeiten, in denen scheinbar alles besser war.
Auch mir gefällt die Zeitreise in schwarz-weiss, auch wenn ich das Zmorge im Nordmann nur knapp, das Café Figaro oder das Theater am Zielemp gar nicht mehr erlebt habe. Doch war früher wirklich alles besser? Oder können und wollen wir uns an das Gute einfach nur besser erinnern als an das Schlechte?
Früher fuhr ich mit meinem Vater oft im Schneckentempo in die Stadt. Ich sass gern mit meinem Vater im Stau. Ich lachte über die energischen Bewegungen des Verkehrspolizisten in seiner Kanzel mitten auf der Kreuzung und sogar über meinen Vater, wie er mit rotem Kopf gegen die Windschutzscheibe fluchte. Objektiv betrachtet war die Verkehrssituation in Olten damals aber unerträglich. Objektiv betrachtet war die Kriminalität in Olten damals höher, das Freizeitangebot dürftiger, die Stadt grauer.
Natürlich darf und soll man hin und wieder im «Olten anno dazumal» schwelgen. Natürlich muss nicht jede Veränderung gut sein. Anstatt das Rad aber zurückdrehen zu wollen, könnte man es ja auch einfach weiterdrehen, nicht?