Polizeieinsatz

Seit August 2010 erlebe ich sie geballt, Weisheiten junger Menschen. «We’s fürschi muess gha muess es fürschi gha – do chame nit lang diskutiere i 30 Meter Höchi», sagt zum Beispiel ein Gerüstbauer, der gerne Polizist wäre. Anlass dazu bietet die Selbstreflexion im Rahmen der psychologischen Eignungs-abklärung für Menschen mit Wunsch den Beruf zu wechseln. Interessant, wer alles das will. Erstaunlich die vielen Lehrkräfte. Beachtlich die Anwärter mit Jungwacht- und Pfadfinderhintergrund. Überraschend die Zahl, die als Kind davon träumten zur Polizei zu gehen. Spannend die Berufe, die ich bislang nicht kannte. Der Reflexion geht ein Rollenspiel voran - unter scharfer Beobachtung von Assessoren. Dabei erleben mehrheitlich junge Frauen und Männer eine für manche Berufstätige zwar alltägliche jedoch unangenehme Situation. Hier komme ich zum Zug. Ich bin das Unangenehme. Gegenpart, Widersacher, Störenfried. Anspruchsvoll, denn trotz unterschiedlichstem Vis-à-vis ist für die Assessoren eine stets vergleichbare Situation zu schaffen. Das zehrt. Noch mehr beim Kader-Assessment. Als Ersatz für eine Kollegin mit Bandscheibenvorfall war das Engagement einst gedacht. Seither gehöre ich dazu. Pech und Glück stets unverschämt nah. Ein Gewinn die Horizonterweiterung, faszinierend der Blick hinter die Kulissen des Polizeiwesens eines grösseren, gut organisierten Kantons. Unterschiedlich die Menschen, die entscheiden. Eine Kandidatin, welche in Solothurn nicht angenommen wurde, weil «zu tough», kommt andernorts zum Handkuss. Und wenn auf die Frage des Polizeipsychologen, was mein Beruf sein könnte, «Polizist» kommt, empfinde ich das dort inzwischen als Kompliment.