Provokativ
Die Worte kamen per Email: «Ich lese Ihre Kolumne und bin irgendwie sprachlos. Ich lese sie ein zweites Mal und überlege mir: Meint dieser Mann es ernst oder macht er einfach mal auf Provokation?»
Seit einem Jahr schreibe ich Kolumnen im Stadtanzeiger. In dieser Zeit habe ich etliche Rückmeldungen erhalten – per Email, Social Media, mündlich. Die obige Reaktion war die heftigste. Sie bezog sich auf meine Kolumne «Hyperaktiv», in der ich fragte: «Können unsere Kinder nicht mehr normal Schule haben? Muss man sie permanent mit einem Sonderprogramm bei Laune halten?» Der Leserin schrieb ich zurück, dass es mir nicht ums Provozieren gehe, aber dass eine kritische Sichtweise möglich sein müsse.
Die intensivste Debatte entspann sich, als ich unsere «Sonntags-Zöpfe» in Frage stellte: Verbote, den Rasen zu mähen oder Wäsche aufzuhängen. «Wir brauchen Ruhe! Gesetze müssen respektiert werden!», erscholl es von der einen Seite. «Antiquierte Bräuche!», entgegnete die andere Seite. Was auffiel: Durch unsere Gesellschaft verläuft ein tiefer Graben, wenn es um solche Traditionen geht – ungefähr zwischen Ü50 und U50…
Selbst bei dieser hitzigen Kontroverse galt: Die Kommentare waren nie unter der Gürtellinie. Dafür danke ich den Leserinnen und Lesern!
Die erhellendste Rückmeldung erhielt ich auf meine Mountainbiker-Kolumne. Ein Oltner Jurist schrieb mir: «Ich bin der Auffassung, dass Velofahrer auf Fuss- und Wanderwegen überhaupt nichts zu suchen haben. Ich stütze mich dabei auf Art. 43 Abs. 1 des Strassenverkehrsgesetzes: Wege, die sich für den Verkehr mit Motorfahrzeugen oder Fahrrädern nicht eignen oder offensichtlich nicht dafür bestimmt sind, wie Fuss- und Wanderwege, dürfen mit solchen Fahrzeugen nicht befahren werden.»
Einverstanden. Und das meine ich ohne jegliche Provokation…