«Rümülgür Gmür»

Als kürzlich an der Oltner Untergrundstrasse neue Leitungen in den Boden
gelegt wurden, sass auf dem Schaufelbagger ein Mann, der aussah wie George Clooney. Die Damen im Viertel waren ganz aufgeregt.
«Die Ähnlichkeit ist frappant», sagte die Kindergärtnerin vom Frohheimschulhaus. «Nur schade, dass George Clooney nicht mein Typ ist.»
«Wen würdest du denn auf den Bagger setzen?» fragte die
Kindergärtnerin vom Bannfeldschulhaus. «Richard Gere vielleicht?»
«Ach, der. Viel zu alt. Und zu klein.»
«Wir beide sind aber auch keine heurigen Häschen mehr», sagte die Kindergärtnerin vom Frohheimschulhaus. «Und Riesinnen auch nicht. Was hältst du von Orlando Bloom?»
«Am liebsten würde ich selber Bagger fahren», sagte die Kindergärtnerin vom Bannfeldschulhaus.
Wir wollen aus Diskretionsgründen dieses Gespräch nicht länger belauschen und gehen weiter ins Hübelischulhaus. Dort gibt es einen Sechstklässler, der heisst gut schweizerisch Gmür, vertritt aber stolz die Ansicht, sein Name klinge ziemlich türkisch. Ich finde, das ist ein starker Beweis für gelungene Integration. Der Sechstklässler hat übrigens das Glück, dass er mit Vornamen ziemlich nordisch Sven oder Ulf heisst, was aufs Schönste mit seinem turko-helvetischen
Familiennamen kontrastiert. Da hat Familie Gmür ein glückliches Händchen gehabt. Hätte sie ihren Stammhalter beispielsweise Rümülgür getauft, wäre das vergleichsweise langweilig. Rümülgür Gmür - so heisst doch jeder.
Vor- und Nachname müssen zueinander passen und sich gleichzeitig voneinander abheben, die Eltern stehen da in einer besonderen Verantwortung. Der Mittlere meiner zahlreichen Söhne heisst gut russisch Juri, weil er es mal besser haben soll im Leben und Astronaut werden muss. Für diesen Taufnamen haben meine Frau und ich uns damals nur entscheiden können, weil wir nicht Fluri heissen. Juri Fluri - das hätten wir dem Kind nicht antun wollen. Alex Capus