"Sieben Siegel"
Man kann über die USA sagen, was man will, Velo freundlicher als Helvetia sind sie allemal. New York zumindest. Da wo ich vor sechs Jahren als einsamer Drahtesel-Cowboy den Weg mit heimischen Joggern teilte, herrscht heute Hochbetrieb. Alles fährt Rad: Krawatte, Tattoo, Design, Langhaar, Bart, Halbschuh, Yuppie und Papi. Das bestätigen Werbebanner, Cafés, Sport- und Hundespielplätze entlang der Strecke. Selbst Touristen radeln, auch solche, die sich Daheim für kürzere Strecken ins Auto setzen und sich das Souvenirfoto mit Rad und Brooklynbridge stolz ans Armaturenbrett kleben. Liegt es an den Lastwagen und Taxis? Im Gewusel auf Manhattan finden beiderlei Chauffeure heute die Grösse mir mit Blick plus Handzeichen zu sagen: «Fahr. Ich warte.» Natürlich gibt es auch in NY einig(es) Vierradvolk, das Radstreifen mit Parkplatz verwechselt. Hätte ich einen Pflug am Rad dran und mehr Strampelstärke, dann... Auwei! Dennoch, radeln auf Manhattan und in Brooklyn macht Spass. Logisch, Daheim auch. Nur, es ginge mehr, wenn man denn richtig wollen würde. Unser Verkehrspuff ist meist hausgemacht, sprich innerstädtisch und Agglo. Und inzwischen weiss man: Neue Strassen, mehr Verkehr, plus absehbare Zukunft, mehr Mensch. Ehrlich, wollten wir ernsthaft weniger Stau, dann müsste das Volk aufs Rad. Das klappt nur, wenn Autos Platz genommen wird und an ihrer statt Velos konsequent Vorrang erhalten. Siehe auch Kopenhagen. Warum das keine Schweizer Stadt kann ist mir ein Buch mit sieben Siegeln. Was wäre, wenn eine kompakte Kleinstadt, wo die Distanzen kaum reichen um ins Schwitzen zu kommen, Vorreiter sein würde? Mit kantonalem Support. Ich fänd’s great!