Sommerzeit
Es ist Sommer und im Sommer ticken die Uhren in Olten anders als sonst. Ja, ich wage sogar zu behaupten: Keine andere Stadt nimmt den Sommer so ernst wie Olten. Vorstandssitzungen abmachen während der Sommerferien? Machen wir doch lieber Ende August. Von der Verwaltung eine Information für ein politisches Geschäft verlangen? Könnte wegen Absenzen schon drei Wochen dauern.
Im Sommer wird in Olten weniger gearbeitet – auch meine Bar macht Sommerpause –, dafür umso mehr das Leben genossen, ob in, auf, an der Aare (wo man denn kann und darf), ob bei einem Glas Weisswein im Gryffe, einem neuen Bier vor dem Vario oder Pingpong auf der Paraiba-Terrasse, ob nächstes Wochenende am OltenAir oder an einem Fest im heimischen Garten.
In anderen Städten sei das nicht anders, behaupten Freunde von anderswo. Doch ich halte ihnen entgegen: Das mit dem Andersticken stimmt sogar wortwörtlich. Gilt die Nachtruhe in unserem Städtchen während der Winterzeit nämlich um 22 Uhr, beginnt die Nacht nach Gesetz im Sommer erst um 23 Uhr. Nicht alle freuen sich darüber. Nicht alle können den Sommer so geniessen wie ich das derzeit tue und natürlich gilt es, auf diese Menschen Rücksicht zu nehmen. Dass in Olten aber Restaurants gibt, die gerade mal bis 19 Uhr, wenn der Magen grad mal zu knurren beginnt, ihre Gäste draussen bedienen dürfen, ist eine tragisch kleinbürgerliche Geschichte. Uhren, die so ticken, sollte man vielleicht besser mal nachrichten. Mit einem Glas Weisswein zum Beispiel. Der neue vom Gryffe, der aus Portugal – ich hab seinen Namen vergessen –, ist wirklich gut.