Zweihändig durch die Welt
Als unsere Kinder noch liegend die Welt erlebten, führten wir einmal eine Diskussion mit einem befreundeten Ehepaar. Die Frauen störten sich daran, dass wir Männer den Kinderwagen oft nur einhändig durch die Strassen lenkten. Während wir Väter das als lässige Attitüde betrachteten, meinten die Frauen, wir seien nicht richtig bei der Sache. Das Kleine im Wagen erhalte nicht die verdiente Aufmerksamkeit. Die Diskussion, die eher ein Geplänkel war, liegt schon Jahre zurück, aber sie kommt mir immer mal wieder in den Sinn. Denn meine Achtung gehört durchaus den Menschen, die voll und ganz bei der Sache sind – denjenigen, die essen, wenn sie essen, die Zeitung lesen, wenn sie Zeitung lesen, und dir in die Augen schauen, wenn sie mit dir sprechen. Heute trifft man vermehrt auf Menschen, die irgendwie fahrig herumwuseln und dann stolz sagen, das sei eben Multitasking. Ich habe den Eindruck, es gibt immer mehr von denen, die alles gleichzeitig und nichts richtig machen. Sie sind zwar in vielem unheimlich schnell, aber zugleich unerträglich oberflächlich. Olten hat es gut: Hier stehen Politikerinnen und Politiker in den Startlöchern, die ihre Herausforderung mit beiden Händen anpacken wollen. Sie wollen sich mit Verve für diese Stadt einsetzen und nicht bloss ein bisschen politisieren, weil es gerade angesagt ist. Sie wissen, dass Politik zwar das Bohren dicker Bretter ist, aber am Ende gute Lösungen möglich sind. Wir freuen uns auf sie. Die eingangs geschilderte Diskussion wäre heute übrigens obsolet. Denn neuerdings steuern auch viele Mütter ihren Kinderwagen nur noch einhändig durch die Strassen. In der anderen Hand halten sie ihr Handy.