«Kein Grund zum Jammern»

Schwager Theater Am Freitag, 23. und Samstag, 24. Oktober startet auch das Schwager Theater in die neue Saison und dies gleich mit einer Premiere von Christoph Schwager selbst.

Theatermann Christoph Schwager freut sich auf die neue Saison und sieht ihr positiv entgegen. (Bild: mim)
Theatermann Christoph Schwager freut sich auf die neue Saison und sieht ihr positiv entgegen. (Bild: mim)

Auch die Schwager Theater-Saison endete abrupt mit dem Lockdown. «Beim Kabarett-Casting fehlte die Vorrunde, die bereits nachgeholt werden konnte und das Finale. Ausserdem musste ich zwei Gastspiele absagen, für welche ebenfalls neue Termine in der aktuellen Saison gefunden werden konnten», erzählt Theatermann und Theologe Christoph Schwager. Einzig das Institut, das er Mitte Juni wieder eröffnen konnte, sei nicht gut angelaufen. Die Personen sind vorsichtig mit einer Anmeldung. Aber er habe bisher grosse Solidarität erfahren, indem die Eventfrog-Aktion «Jedes Ticket zählt» berücksichtigt wurde oder sich auch der Vermieter grosszügig gezeigt habe. «Es besteht kein Grund zum Jammern», so Schwager.

Möglichst positiv in die neue Saison

Jammern möchte Schwager auch nicht im Bezug auf die neue Saison. «Die Situation ist nun eine andere. Ich habe mich damit abgefunden, dass man nicht vorausplanen kann», so Schwager, der die Saison mit der Premiere seines neuen Stückes «Dios mio, mehr Gold!» eröffnet. «Die Premiere ist bereits ausverkauft», freut er sich und blickt möglichst positiv der neuen Saison entgegen. «Es stellt sich die Frage, ob die Besucherinnen und Besucher kommen werden», so Schwager. Im ganzen Theater besteht die Maskentragepflicht und zwischen den jeweiligen Gruppen oder Personen bleibt ein Platz frei. Ausserdem würden die Namen erfasst und regelmässig der Saal gelüftet. Zudem hat Schwager einen zusätzlichen Raum, angrenzend an das Theater, erwerben können. «In diesem sollen die Pausen sitzend abgehalten werden», erzählt Schwager von seiner Überlegung und fügt an: «Für mich ist es wichtig, dass sich das Publikum bei uns wohl und sicher fühlt.»

Mit Humor begegnen

«Ich habe gemeinsam mit meiner Ehefrau während des Bürgerkriegs in einem Armenviertel von Lima in Peru als Jugendseelsorger gearbeitet und gelebt. Die Strassen waren damals nicht sicher und Ausgangssperren ab 22 Uhr an der Tagesordnung», so Schwager auf die Frage, wie er persönlich mit der Pandemie umgehe und fügt an: «Heute weckt die Pandemie in mir Erinnerungen an diese Zeit, denn ich kenne die Unsicherheit, die jedoch um ein Vielfaches schlimmer war, als das was wir momentan erleben. Im Gegensatz zu damals liegt die Entscheidung was ich mache oder bleiben lasse, noch immer bei mir», betont Schwager und erzählt von den aktuellen Mitgliedern der Clownausbildung, die am vergangenen Wochenende ihren Abschluss bestritten haben. «Als Clowns nutzten sie ihre Chance, um das Thema spielerisch anzugehen. Dafür haben sie mit Maske und der traditionellen darauf befestigten roten Nase die Besucherinnen und Besucher empfangen», erzählt der Theatermann und fügt an: «Das ist mein Weg. Ich will nicht Trübsal blasen, die Pandemie jedoch auch nicht verharmlosen, sondern diese ernst nehmen, aber trotzdem wo möglich spielerisch und mit Humor damit umgehen.»

Gleich drei Premieren

Mit Ausnahme der beiden Stücke, die in der bevorstehenden Saison nachgeholt werden, habe Covid-19 keinen Einfluss auf die Programmgestaltung gehabt. «Dieses stand bereits vor der Pandemie», so Schwager. Bei der Auswahl sei ihm eine grosse Spannbreite und eine gute Mischung aus bekannten und unbekannten Gesichtern wichtig. Gefragt nach der Besonderheit im neusten Programm, antwortet Schwager, dass dieses Mal gleich drei Premieren zu sehen seien. Neben dem eigenen Stück wird Simon Chen mit «Ausserordentliche Lage» und Newcomerin Nina Wägli mit «verhedderet» auf der Schwager Theater-Bühne stehen. Gespannt ist Schwager auch auf das Duo «Riklin & Schaub», einstige Mitglieder von «Heinz de Specht» und auf «Weniger Egli», deren Laufbahn am Kabarett Casting begann. Ausserdem sei Cornelia Montani erstmals im Schwager Theater zu sehen.

Autobiografische Herausforderung

Für sein Erzähltheater «Dios mio, mehr Gold!» hat Christoph Schwager erstmals mit seinem Freund, dem Autor und Regisseur Paul Steinmann zusammen am Stück geschrieben. «Er kennt mich und meine Lebensgeschichte mit dem Aufenthalt von 1983 bis 1987 in Peru - unserer zweiten Heimat - und fand, es wäre toll, in dieser Richtung gemeinsam ein Stück zu schreiben», erzählt Schwager und fügt an: «Eigentlich bin ich in meinem Schaffen ein Einzelgänger. Aber das gemeinsame Schreiben mit Paul hat erstaunlich gut funktioniert.» Das sehr autobiografische Stück sei herausfordernd, schliesslich schlüpft Schwager neben sich selbst und dem Erzählerpart in die Rolle von Francisco Pizarro, einem spanischen Eroberer, und beleuchtet damit auf eine lustige Art die Kolonialgeschichte. Die Stimme von Pater Samuel Fritz, der im Amazonas-Gebiet bei den Indios missionierte, kommt aus dem Off. «Dabei spiele ich stark mit dem Bühnenbild und wechsle die Sprache vom Spanischen ins gebrochene Deutsch», erzählt Schwager.

Wert der Kultur wird sichtbar werden

Gemeinsam mit seiner Ehefrau reiste Schwager 2016 nach 29 Jahren nochmals nach Lima. «Nach dieser langen Zeit haben wir Menschen von damals wiedergetroffen, die uns empfingen als wäre es gestern gewesen», erzählt Schwager gerührt. Seither blieb der Kontakt dank E-Mail und Facebook erhalten. «Die Bevölkerung ist nach wie vor sehr arm, hat meist kein fliessendes Wasser und lebt in beengten Verhältnissen, was nun erschwert während der Corona-Zeit zum tragen kommt», erzählt Schwager. «Eine an Covid-19 erkrankte Freundin schickte das Spital mit der Bemerkung nach Hause: Wenn du es bis in einer Woche überlebst, dann ist gut.» Auf die Frage, was sich Schwager für die Zukunft wünscht meint er: «Die Corona-Zeit bestätigte mir nochmals meine Lebenshaltung, dass ich nicht ständig planen, sondern das Leben im Jetzt geniessen sollte.» Ausserdem sei es schwierig abzusehen, wie sich die Pandemie entwickeln werde. Schliesslich stelle sich aber auch die Frage, wie das Kunstschaffen künftig unterstützt werde. «Es wird sich zeigen, was für einen Wert die Kultur für die Gesellschaft und die öffentliche Hand hat», schliesst Schwager.

Christoph Schwager: «Dios mio, mehr Gold!
Freitag, 23. Oktober
Samstag, 24. Oktober
Bar: 19.30 Uhr / Beginn: 20 Uhr
Schwager Theater, Industriestr. 78, Olten

www.schwager.ch

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