Ein wenig Fasnacht wirds geben

Fasnacht Die Fuko hat die Oltner Fasnacht 2021 zwar abgesagt, manche fasnächtliche Elemente können aber dennoch genossen werden.

Beat Loosli ist seit Jahrzehnten ein leidenschaftlicher Fasnächtler. (Bild: Achim Günter)
Beat Loosli ist seit Jahrzehnten ein leidenschaftlicher Fasnächtler. (Bild: Achim Günter)

Übermorgen Samstag hätten in Oltens Gassen die Fasnächtler das Sagen gehabt. Doch der Konjunktiv verrät es. Der Hilari fällt 2021 wegen Corona aus – wie bekanntlich die gesamte (organisierte) Oltner Fasnacht. Einen, den das besonders schmerzt, ist Beat Loosli. Der Starrkircher amtet seit 2008 als Präsident des Fasnachts- und Umzugskomitees Olten (Fuko). Und er tut dies auch nach mehr als einem Jahrzehnt noch immer leidenschaftlich. Beim Treffen im Fuko-Archiv führt er mit viel Sachkenntnis und Freude von Raum zu Raum, erzählt diese und jene Anekdote oder weist auf verdiente Persönlichkeiten der Oltner Fasnachtsgeschichte hin.

Loosli, der als Geschäftsführer einer Pensionskasse tätig ist und lange Jahre für die FDP im Kantonsrat sass, wurde als Sohn eines Wagenbauers bei der Hilari-Zunft bereits als Jugendlicher nachhaltig mit dem Fasnachtsvirus infiziert. Der Hilari-Clique gehört der 57-Jährige seit nunmehr weit über 30 Jahren an; dem Fuko-Rat seit 2005, als dessen Präsident fungiert er seit 2008.

Frühzeitige Planungssicherheit

Der Hilari findet in der Dreitannenstadt stets an jenem Samstag statt, der dem Gedenktag des Hilarius (13. Januar) am nächsten liegt. Der eigentliche Fasnachtsauftakt in Olten beinhaltet unter anderem die Inthronisation des neuen Obernaaren. Doch 2021 ist coronabedingt alles anders. Loosli weiss noch nicht, wie er den Hilari diesmal begehen wird. «Vielleicht zuhause bei einem Glas Wein. Allenfalls stossen wir Fuko-Mitglieder sogar digital miteinander an.» Aber physisch treffe man sich nicht. Die Corona-Pandemie nehme man ernst und habe das bereits zu Beginn getan. Etwa als man Ende Februar 2020 den Fuko-Abend kurzfristig abgesagt habe.

Auch hätten er und seine Komiteekolleginnen und -kollegen nie bereut, die Oltner Fasnacht 2021 bereits sehr früh, im September, abgesagt zu haben. «Der Entscheid fiel im Sinne unserer Mitglieder und der Guggenmusiken. Alle Zunftmeister und Präsidenten fällten ihn einstimmig.» Kilbi, MIO und Dorfmäret Trimbach als Haupteinnahmequellen für die Vereine waren zuvor weggefallen. Hätte man nun noch viel Geld ausgegeben für allenfalls vergebliche Fasnachtsvorbereitungen, hätte dies zusätzliche (tiefe) Löcher in so manche Vereinskasse reissen können. Und der Entscheid sei auch aus Respekt gegenüber der Höckelerzunft derart frühzeitig getroffen worden. Denn diese stellt in der Person von Christian Schenker 2021 respektive nun halt eben 2022 den Obernaar. So habe für die Höckeler frühzeitig Planungssicherheit geherrscht.

Plakette zeigt ein Fragezeichen

Die Fasnacht 2021 wird aber in Olten trotz Corona nicht gänzlich ausfallen. So wurden wie immer Plaketten hergestellt. «Die kann man beim Fasnächtler seines Vertrauens kaufen», sagt Loosli mit einem Schmunzeln. Die Plakette zeigt ein Fragezeichen – kein simples selbstredend, sondern ein mit fasnächtlichen Motiven und traditionellen Elementen geschmücktes. «Das Fragezeichen steht für die Zeit, in der wir uns befinden. In der wir nicht so recht wissen, wo wir stehen.» Die Plakette – wegen des fehlenden Umzugs in geringerer Zahl hergestellt als üblich – wird seit Ende Dezember verkauft und ist wie gewohnt in unterschiedlichen Ausprägungen erhältlich. Gestaltet wurde sie von Christof Schelbert. Loosli findet sie schlicht «wunderschön».

Laternen und Schnitzelbänke

Weitere fasnächtliche Aktivitäten warten auf geneigte Betrachter und Hörer. So werden die diversen Oltner Guggenmusiken zum Beispiel die Strassenlaternen in der Altstadt während der Fasnacht schmücken, die Cliquen grosse Laternen herstellen und dann wenn möglich auch eine kleine Ausstellung in der Altstadt organisieren. Und sie werden wohl auch Schnitzelbänke aufnehmen fürs Radio. Dennoch: Mit einer «normalen» Fasnacht wird die Ausgabe 2021 wenig gemein haben. «Die Fasnacht definiert sich ja auch durch Lebensfreude, durch Singen, durch Lachen, durch Nähe – all das ist diesmal sicher nicht gegeben. Doch das ist in diesem Jahr einfach zu akzeptieren», bedauert der zweifache Vater. Ganz auf fasnächtliche Stimmung wird Loosli während der fünften Jahreszeit wohl dennoch nicht verzichten. «Sehr wahrscheinlich werde ich durch die Altstadt spazieren, die Atmosphäre ein wenig aufzusaugen versuchen, die ausgestellten geschmückten Laternen betrachten – und der Frau Fasnacht vielleicht doch eine kleine Träne nachweinen.»

Neckisches Detail am Rande: Die Hilari-Zunft, der Beat Loosli angehört, ging einst 1920 aus dem OK eines Maskenballs hervor, der nicht hatte durchgeführt werden können. Grund der Absage: die als Spanische Grippe in die Geschichte eingehende Pandemie im Anschluss an den Ersten Weltkrieg.

www.oltner-fasnacht.ch

 

 

 

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