«Wenigstens mal nachfragen»

Oltner Taxigewerbe Coronakrise, Uber und ein umstrittenes Taxireglement: Das Oltner Taxigewerbe steht unter Druck. So bat es die Stadt, die Konzessionsgebühren zu erlassen.

Rolf Siegrist, Inhaber Aare Taxi GmbH. (Bild: Franz Beidler)

Rolf Siegrist, Inhaber Aare Taxi GmbH. (Bild: Franz Beidler)

Leere Taxistandplätze am Bahnhof: Der Umsatz im Oltner Taxigewerbe ist in der Coronakrise bei manchen um die Hälfe eingebrochen. (Bild: Franz Beidler)

Leere Taxistandplätze am Bahnhof: Der Umsatz im Oltner Taxigewerbe ist in der Coronakrise bei manchen um die Hälfe eingebrochen. (Bild: Franz Beidler)

Die Coronakrise setzt das ­Oltner Taxigewerbe unter Druck. «Besonders der erste Lockdown war brutal», sagt Rolf Siegrist. Seit bald dreissig Jahren führt der 64-Jährige als Inhaber die Aare Taxi GmbH in Olten. Im März des vergangenen Jahres, als die Schweiz wegen der Coronapandemie stillstand, brach der Umsatz des Unternehmens um ­sechzig Prozent ein. «Ohne unsere Stammkundschaft hätten wir noch einen Zehntel der Aufträge gehabt», erklärt Siegrist. Dieser Stammkundschaft wollte er die Treue halten. «Eine vorübergehende Schliessung des Betriebs um Kosten zu sparen, kam nicht in Frage.» Um Angestellte und Fahrgäste zu schützen, rüstete Siegrist die sechs Fahrzeuge seiner Flotte mit Plexiglasscheiben aus, die den Fahrerraum vom Fahrgastraum trennen. Auch Masken und Desinfektionsmittel stehen seither in jedem Fahrzeug zur Verfügung. Ein paar tausend Franken habe ihn das gekostet, gibt Siegrist Auskunft.

Über den Sommer, für das Taxigewerbe schon immer eine eher ruhige Zeit, habe sich die Lage normalisiert. «Das Geschäft lief verhalten, war aber tragbar.» Seit dem Herbst berichtet Siegrist von einem Rückgang des Umsatzes von bis zu einem Viertel.

«Taxifahrer sind exponiert»

Ein ähnliches Bild zeichnet Victor Becker. Seit 14 Jahren ist er als Einzelfahrer mit seinem Taxi in und um Olten unterwegs. Die Einbussen, die er seit Beginn der Coronakrise vor bald einem Jahr hinnehmen muss, schätzt er auf bis zu sechzig Prozent. Trennwand, Masken und Desinfektionsmittel gehören auch bei ihm seither zum Alltag. «Als Taxifahrer sind wir exponiert», gibt Becker zu bedenken. Die Autotür aufhalten, Koffer ein- oder ausladen oder eine kurze Plauderei während der Fahrt: Das alles sei schwieriger geworden. Becker zehrt momentan von seinen Reserven. «Davon konnte ich die Konzession bezahlen.»

«Dann kann ich zumachen»

Einen weiteren Aspekt bringt Erika Bur, Inhaberin der Oltner Taxi Bur AG, in die Diskussion. «Wenn jemand von meinen Leuten Covid bekommt, dann kann ich zumachen.» Neben dem Taxibetrieb vermietet Taxi Bur auch Kleinbusse. Dieses Geschäft sei um achtzig Prozent eingebrochen, der Taxibetrieb um vergleichsweise geringe 38 Prozent. «Gerade etwas zu wenig, um als Härtefall zu gelten», sagt Bur. Die Situation sei nervenaufreibend. «Langsam geht es uns an den Kragen.»

Die Coronakrise ist nicht die einzige Sorge des Oltner Taxigewerbes. Auch die umstrittene Taxiverordnung der Stadt Olten aus dem Jahr 2018 und der Start des Fahrdienstes Uber im Sommer 2020 setzen die Branche unter Druck.

Also lancierte Bur ein Gesuch bei der Stadt: Dem Taxigewerbe sollen ausnahmsweise die Konzessionsgebühren erlassen werden. Eine Konzession kostet die Unternehmen pro Fahrzeug jährlich 1200 Franken. Insgesamt zehn Parteien, darunter auch Siegrist, Bur und Einzelfahrer Becker unterschrieben das Gesuch. 26 Konzessionen hätten erlassen werden sollen.

Gesuch wird abgelehnt

Am 23. September schickte Bur das Gesuch per E-Mail an die Stadtkanzlei, die Oltner Parlamentarier und die Stadträte. «Dann hörte ich gar nichts», erzählt sie entrüstet. Erst am 22. Dezember habe sie Antwort bekommen: Sie hätte das Gesuch dem zuständigen Amt für Ordnung und Sicherheit zustellen müssen. Immerhin habe das Schreiben eine ­Entschuldigung für die lange Wartezeit enthalten. Am 11. Januar habe der Stadtrat das Gesuch «aus Gründen der ­Gleichbehandlung mit anderen Branchen» abgelehnt, erzählt Bur. Davon habe sie zehn Tage später Nachricht erhalten.

Für Bur ist der negative Bescheid nur die Spitze des Eisberges der Gesamtsituation, die sie der Stadtverwaltung vorwirft. «So viel Frust wie ich habe, kann man gar nicht beschreiben», sagt Bur. Auch Siegrist ist erbost und vor allem enttäuscht: «Man hätte doch wenigstens mal nachfragen können, wie es uns geht und ob unsere Fahrer geschützt sind.»

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