Raum und Zeit gewinnen mit «Co-Working-Space»

Olten Bezahlbare Arbeitsräumlichkeiten zur Mitnutzung stehen in Olten bereits einige zur Verfügung, doch kaum jemand weiss davon. Um was es beim «Co-Working-Space» geht und welche Vorteile diese zukunftsträchtige Idee mit sich bringt, erklärt der Oltner Nationalrat Felix Wettstein.

Die Haustüre hinter sich zuziehen und an einem gut eingerichteten Arbeitsplatz in der Nähe des Wohnortes arbeiten können – das ist der Hauptgedanke hinter den geteilten Arbeitsräumlichkeiten. Felix Wettstein setzt sich dafür ein. (Bild: Denise
Die Haustüre hinter sich zuziehen und an einem gut eingerichteten Arbeitsplatz in der Nähe des Wohnortes arbeiten können – das ist der Hauptgedanke hinter den geteilten Arbeitsräumlichkeiten. Felix Wettstein setzt sich dafür ein. (Bild: Denise Donatsch)

Dass das Arbeiten von zuhause aus nicht nur das Gelbe vom Ei ist, bemerken aktuell viele Menschen, die ihrer beruflichen Tätigkeit normalerweise in einem Büro nachgehen. Denn seit der Home-Office-Pflicht ist das traute Heim nicht mehr nur ein privater Ort, sondern gleichzeitig auch Arbeitsplatz. «Es wird bislang noch zu wenig über die Nachteile des Home-Offices gesprochen», bemerkt Felix Wettstein. Dies müsse aber dringend getan werden. Von aussen betrachtet wirke dieses Arbeitsmodell auf viele Menschen ausgesprochen attraktiv. Dabei werde jedoch vergessen, dass die Situation auch sehr belastend sein kann, insbesondere wenn noch kleine Kinder zu betreuen sind. Nicht selten komme es in einer dermassen verdichteten sozialen Konstellation, in welcher Abgrenzung kaum mehr umsetzbar ist, zu psychischem Stress, Konzentrationsschwierigkeiten und intrafamiliären Spannungen.

Eine Fusion der Vorteile

Das Einsparen der täglichen Pendelzeit sei dabei aber klar ein Gewinn. Ausserdem werde der Verkehr insbesondere zu Stosszeiten stark entlastet, die Umwelt und das Zeitbudget geschont – Faktoren, die klar für das Arbeiten von zuhause aus sprechen. Für die Gesundheit ist dieses Modell jedoch nicht ideal, so Wettstein, der am Institut für Soziale Arbeit und Gesundheit an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Olten als Dozent tätig ist. Sein thematischer Schwerpunkt: Gesundheitsförderung und Prävention. «Die Möglichkeit zu haben, Privatleben und Arbeit zu trennen, die Haustüre hinter sich zuziehen zu können und den Fokus ganz auf die berufliche Tätigkeit zu legen, ist für das menschliche Wohlbefinden essenziell.» Und auch das private Umfeld profitiere davon, da man sich wieder entspannter begegnen könne.

Eine optimale Lösung sieht der amtierende National- und Gemeinderat in der Fusion der Vorteile der beiden Modelle, sprich bei einem Modell wie dem «Co-Working-Space». Hier treffen der kurze Arbeitsweg und der klar als Arbeitsplatz definierte Raum nämlich zusammen. Ebenfalls könne man vom vorhandenen Büroinventar wie Drucker und Kaffeemaschine profitieren und auch das Mobiliar und die Lichtverhältnisse wären auf die sitzende Tätigkeit am PC abgestimmt – etwas was im Home-Office nicht immer realisiert werden könne.

Adieu Einsamkeit

«Solche Co-Working-Arbeitsräume haben idealerweise eine zentrale Lage, damit sie gut erreicht werden können» , so Wettstein. Ein weiterer Vorteil dieses Angebots sei auch, dass man die Räume, die man mit den unterschiedlichsten Menschen teilt, nur so oft nutzen könne, wie man sie tatsächlich braucht, was sich natürlich positiv auf die Kosten auswirke. Benötigt man beispielsweise den Arbeitsplatz nur zwei Tage pro Woche, dann bezahlt man auch nur für diesen Zeitraum.

Und auch für die nicht selten aufkeimende Einsamkeit am heimischen Arbeitsplatz gäbe es bei der Nutzung eines Co-Working-Spaces keinen Grund mehr. Obwohl zwar die Zusammensetzung der Nutzergruppe immer wieder ändere, hätte man regelmässige Begegnungen mit anderen Menschen und die Möglichkeit, sich im Aufenthaltsraum miteinander auszutauschen. «Gerade dieser soziale Austausch ist einer der erwiesenermassen wichtigsten Faktoren, um als Mensch gesund bleiben zu können», so Wettstein, der im Co-Working-Modell aber noch weitere Chancen sieht.

Auch Firmen könnten profitieren

Auch städteübergreifend wäre das Modell Wettsteins Ansicht nach gewinnbringend einsetzbar, insbesondere von Firmen aus verschiedenen Schweizer Städten, die sich gegenseitig Büroräumlichkeiten zur Verfügung stellen könnten. Wenn nun beispielsweise eine Firma in Basel mit einer Firma in Olten vereinbaren würde, dass sie jenen Mitarbeitenden, welche in die andere Stadt pendeln müssten, vor Ort einen Arbeitsplatz anbietet, dann könnten auf beiden Seiten wichtige Ressourcen geschont und insgesamt optimaler genutzt werden. Für den 63-Jährigen eine zukunftsträchtige Form der Zusammenarbeit, die sich vor allem durch Vorteile auszeichnet.

In der Stadt Olten steht mittlerweile an sechs Standorten Co-Working-Space zur Verfügung. Mehr Informationen dazu finden sich auf der Homepage der Wirtschaftsförderung der Region Olten.

Felix Wettstein, Nationalrat der Grünen Partei, reichte im Herbst des letzten Jahres im Oltner Stadtparlament das Postulat ein, das ehemalige Natur-museum neu als Ort für Telearbeit (Co-Working-Space) zu nutzen. Der Oltner Stadtrat empfahl in seiner Antwort am 7. Dezember, das Postulat als nicht erheblich zu erklären, weil das Angebot, bestehend aus sechs Standorten, schon gross sei.

www.wirtschaft-regionolten.ch

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