Von Schinken und Eichen

Wald- und Umweltschule Olten Wofür - Olten in der Steinzeit bekannt war, und weshalb - Eichen besseren Schinken abgeben als Buchen - dies und vielmehr erfuhr man an der Exkursion durch den - Oltner Bannwald.

Jürg Schlegel (rechts aussen) über die Bedeutung Eiche im Wandel der Zeit. P. Schoch)
Jürg Schlegel (rechts aussen) über die Bedeutung Eiche im Wandel der Zeit. P. Schoch)

Zum dritten Mal lud die Wald- und Umweltschule Olten zur jährlichen Exkursion durch einen Oltner Waldteil. Diesmal war der Bannwald, grösster Waldteil auf Oltner Boden, an der Reihe. Peter Kaiser, Leiter des historischen Museums Olten und Jürg Schlegel, Kreisförster der Region, referierten. Rund fünfzig Interessierte folgten der Einladung trotz ungemütlich kaltem Wetter. Sie wurden mit einer kurzweiligen Natur- und Geschichtslektion rund um den Bannwald belohnt.

Von Riggenbach bis Eichenwald

 

Ausgangspunkt der Exkursion war das Denkmal von Niklaus Riggenbach im Stadtpark. Hier begann Peter Kaiser bereits mit den ersten geschichtlichen Informationen. Er erzählte aus dem Leben des grossen Oltner Eisenbahningenieurs. Anschliessend übernahm Jürg Schlegel und führte die Gruppe in den Wald. Seine Ausführungen galten der Eiche, ist doch der Bannwald mit seinem grossen Eichenbestand ein Unikum weit und breit. Eichen gab es zum ersten Mal um 5’000 v. Chr. Allerdings wurden sie «bereits» ab 2’000 v. Chr. wegen des kühleren Klimas von den Buchen wieder verdrängt. «Woher weiss man überhaupt, was vor so langer Zeit in Schweizer Wäldern wuchs?» fragte Schlegel die aufmerksamen Zuhörer. Schliesslich gibt es aus jener Zeit keine schriftlichen Dokumente, die darüber aufklären könnten. Aber man fand in tiefen Moorschichten Pollen aus der Zeit, die den Eichen zugeordnet werden konnten.

Vielseitige Verwendung von Eichenholz

 

Gründe, warum im Bannwald ungewöhnlich viele Eichen stehen, gibt es mehrere. Alle sind praktischer Art. «Der Magen stand, wie oft, im Vordergrund», so Schlegel scherzhaft. Denn Eicheln galten als besonders nahrhaft für die Schweine. Der Wert eines Waldes wurde im Mittelalter deshalb in der Anzahl Schweine, die darin weiden konnten, gemessen. «Eicheln geben offenbar besseren Schinken als Bucheckern», so Schlegels pointierte Aussage dazu. Doch die Eichen wurden noch zu weiteren Zwecken verwendet. Die Rinde des Baumes war geschätztes Hilfsmittel beim Gerben von Leder. Die sogenannte «Gerberlohe», gewonnen aus weicher Eichenrinde, wurde benutzt, um die darin eingelegten Tierhäute haltbar und geschmeidig zu machen. Gleichzeitig galt Eichenholz als beliebtes Bauholz. Beispielsweise wurden zum Wiederaufbau der Oltner Stadtbrücke Eichen aus dem Bannwald verwendet. Heute wird das Holz grösstenteils exportiert; unter anderem nach Frankreich, wo es zu Weinfässern verarbeitet wird.

Zum Schluss seines Vortrages wies Jürg Schlegel auf das Wappen von Olten als Dreitannenstadt hin. Wie er ausführte, zeigt dieses eindeutig drei Fichten. Dem war allerdings nicht immer so. Die Bäume wechselten im Laufe der Zeit, mal gab es eine Version mit Weisstannen und im Mittelalter gar eine mit Buchsbäumen. «Doch eigentlich müssten es drei Eichen sein», lautete Schlegels Vorschlag. «Denn der Eichenbestand im Bannwald ist weitherum einzigartig.»

International bekannte Orte ausUr- und Frühgeschichte

 

Mittlerweile im Gebiet «Gämpfi» angelangt, übernahm Peter Kaiser die Führung. Von ihm erfuhr man, dass es im Oltner Waldgebiet gleich zwei Plätze gibt, die aus Ur- und Frühgeschichte international bekannt sind. Der «Chalchofen» beherbergte zur Jungsteinzeit Bergwerke, die zur Gewinnung von Feuersteinen im grossen Stil dienten. Die Region Olten galt damals als wichtiges Exportgebiet. Der zweite Ort befindet sich auf der Kuppe der «Gämpfi» in der Form eines von Menschen aufgeschütteten Walles aus der Bronzezeit. «Man könnte diesen spasseshalber als erste Stadtmauer Oltens bezeichnen», meinte Kaiser. Denn der Wall diente zum Schutz des davor errichteten Dorfes. «Man muss sich das ganze Gebiet bis zur Aare als gerodet vorstellen, genutzt als Weideland und Wohngebiet», erläuterte Kaiser. Allerdings hat die Zeit die Spuren verwischt; heute ist nicht mehr viel vom ehemals weiträumigen Wall sichtbar.

Doch zahlreiche Fundstücke aus Ausgrabungen zeugen vom Leben in Olten während der Bronze- und Steinzeit. So wurde gar ein Werkzeug aus der Steinzeit nach dem «Dickenbännli», der Schlussstation der Exkursion, benannt. Die sogenannte «Dickenbännlispitze», ein Bohrer aus Feuerstein, war dazu benutzt worden, Löcher in Felle zu bohren, um sie anschliessend zusammenzunähen.

Namenskunde

 

Zum Schluss erfuhren die Exkursionsteilnehmer, was es mit dem Begriff «Bannwald» auf sich hat. Der Name kommt vom deutschen Wort «Bann», welches ein Gebotsrecht bzw. eine Machtausübung bedeutet. Der Bannwald ist somit ein Gebiet, das bestimmte Weide- oder Holznutzungsrechte beinhaltet.

Anschliessend an den Rundgang lud die Wald- und Umweltschule zum kleinen Imbiss mit Zopf und wärmendem Tee. «Würde man in jedem Oltner Waldgebiet eine Exkursion durchführen, so könnte man noch jahrelang weitermachen», so Jürg Schlegels Aussage zu Beginn der Führung. Bleibt zu hoffen, dass dies auch wahr gemacht wird.

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