Die Dirigentin freut sich, wieder Musik zu spielen

Parlamentspräsidentin Ende Juli wird die bisher jüngste Oltner Parlamentspräsidentin, Anna Engeler, ihr Amt abgeben und wieder in den Reihen des Rats Platz nehmen.

Nimmt bald wieder in den Reihen des Rates Platz: Parlamentspräsidentin Anna Engeler. mim)
Nimmt bald wieder in den Reihen des Rates Platz: Parlamentspräsidentin Anna Engeler. mim)

Geister im Parlamentsgebäude? Ja, es spukte an der letzten Parlamentssitzung Ende Juni. Anlass des Spuks war die Verabschiedung der noch bis Ende Juli im Präsidialamt stehenden Anna Engeler. «Ich habe mich inmeiner Abschlussrede der finanziellen Situation der Stadt Olten gewidmet. Mit dem Erlöschen des Lichtes und dem Erscheinen von «Geistern» mit Schwarzlicht wollte ich symbolisieren, wie die «Geister»-Stadt nach der Schocknachricht des fehlenden Geldes auf mich gewirkt hat», erzählt die 28-Jährige. Zudem sammelte sie bei Freunden Ideen, wie sich die Stadt Olten, auch ohne viel Geld, noch attraktiver gestalten lässt. «Selbstverständlich befinden sich auch einige Bierideen unter diesen», erzählt Engeler lachend, «aber kreative Ideen sind auf jeden Fall dabei.» So zum Beispiel: OltenSüdwest für Zwischennutzungen aller Art (Hochzeiten, Geburtstagspartys, Freilichtausstellungen etc.) zur Verfügung zu stellen, kostenloser Kaffee auf dem Ildefonsplatz für «Olten-Umsteiger», dieeinen Zug später wählen, um sich in der gewonnen Zeit die Stadt anzusehen oder eine Bungee Jumping-Einrichtung, die auf der Stadthausterrasse errichtet wird.

Politveteranin

Die einstige Betriebswirtschaftsstudentin ist bereits seit 2005 im Rat und könnte somit als Politveteranin bezeichnet werden. Woher kommt das Interesse an Politik? «Ich bin in einer politisch sehr aktiven Familie aufgewachsen. Diskussionen über Geschehnisse in Olten waren daher üblich», erzählt Engeler. Ihre Eltern und auch ihr Stiefvater haben alle im Parlament mitgewirkt. «Deshalb habe ich bereits in jungen Jahren politische Anlässe besucht und viele politisch aktive Personen kennen gelernt.» Während ihrer Zeit an der Kantonsschule waren keine jungen Personen im Parlament vertreten. Gemeinsam mit Lukas Moor nahm sich Engeler vor, dies zu ändern. «Ich hatte mich bis dahin keiner Partei angeschlossen, doch es war klar, dass ich politisch links stehe, irgendwo zwischen SP und der Grünen Partei», erzählt Engeler schmunzelnd. Die junge Frau wollte sich damals jedoch noch keinem Parteischema unterordnen. «Strenge Parteivorgaben mag ich nicht und die behindern die Politik», ist die Parlamentspräsidentin überzeugt.

Seit 2005 Parlamentsmitglied

2005 wurde Anna Engeler gemeinsam mit Jonas Hertner als «JungeAlternative» ins Parlament gewählt. Der ständige Kontakt mit der Grünen Partei und deren offenen Gesprächskultur, in welcher auch andere Meinungen akzeptiert waren, veranlassten Engeler 2008 der Partei beizutreten. Zu Beginn dieses Jahres wurde sie zudem in den Vorstand der Grünen Partei gewählt. «Selbstverständlich hätte ich es als toll empfunden, wenn Iris Schelbert als Stadtpräsidentin gewählt worden wäre und etwas enttäuscht bin ich schon, aber ich habe gelernt mit politischen Entscheidungen umzugehen», betont Engeler.

Mehr Selbstsicherheit erlangt

Der Einstand als Parlamentspräsidentin hat Engeler kaum Sorgen bereitet: «Durch die Jahre als Ratsmitglied kannte ich den Betrieb gut, zudem wurde ich stets grossartig durch den Stadtschreiber Markus Dietler unterstützt.» Sorge hätte ihr mehr die Antrittsrede bereitet, schmunzelt die 28-Jährige rückblickend und lobt sogleich die im Präsidialjahr gesammelten Erfahrungen. Die zahlreichen Anlässe, an welche die Projektmanagerin der Credit Suisse Zürich, in ihrem Amt eingeladen war, seien zu Beginn eine Herausforderung gewesen. «Ich bin ein zurückhaltender Mensch und musste lernen auf die Leute zuzugehen.» Auf die Frage, ob sie aufgrund ihres jungen Alters auch schlechte Erfahrungen gemacht habe, meint sie: «Nein, die Parlamentsmitglieder kannten und akzeptierten mich. Aber ich habe in dem Jahr gelernt, mich besser durchzusetzen und vor Menschen zu sprechen. An Anlässen war es zudem meist von Vorteil jung zu sein, denn die Menschen haben den Besuch einer jungen Person als erfrischend empfunden.» Manchmal sei es jedoch während den Sitzungen schwierig abzuschätzen gewesen, ob eine Diskussion noch Ergebnisse einbringe oder sie besser abzubrechen sei, gesteht die Politikerin ein. «Alles in allem habe ich ein grösseres Selbstbewusstsein entwickelt und im vergangenen Jahr viel gelernt.»

Mehr Zeit für sich

Das Amtsjahr der Parlamentspräsidentin ist auf ein Jahr begrenzt. Trauert Engeler der sich nun zu Ende neigenden Zeit an der Front nach? «Nein, es war ein tolles, erlebnisreiches, aber auch ein zeitintensives Jahr. Manchmal gab es bis zu zwei Anlässe pro Woche zu besuchen. Deshalb bin ich froh, ab August wieder mehr Zeit für mich und meine Familie zu haben», erzählt Engeler, die schmunzelnd erklärt, dass einmal am Wochenende auszuschlafen, für sie sehr wichtig sei. Während ihrer Schulzeit verspürte Engeler den Drang, woanders zu leben. «Heute kann ich mir keinen anderen Wohnort als Olten vorstellen», erzählt die begeisterte Coq d’Or-Besucherin. «Durch Freunde in Bern, Basel und Zürich ist Olten für mich der ideale Ausgangspunkt.» Doch nicht nur innerhalb der Schweiz ist die 28-Jährige reisefreudig. «Für die Zeit nach meinem Amt ist eine Reise nach Indien und Südamerika geplant», freut sich Engeler. Und welchen Rat gibt sie den Oltnern mit auf den Weg? «Ich wünsche Olten den Mut in der aktuellen Situation auch mal ungewöhnliche und kreative Wege auszuprobieren, mit welchen wir uns von anderen vergleichbaren Städten unterscheiden.»

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