Wenn Bücher zu Bildern werden

Roland Hochstrasser steht den Kindern seit 28 Jahren mit Rat zur Seite. (Bild: mim)
Roland Hochstrasser steht den Kindern seit 28 Jahren mit Rat zur Seite. (Bild: mim)

Im früheren Untersuchungsgefängnis von Olten hat seit Mitte der 70er Jahre die Jugendbibliothek an der Zielempgasse 8 ihr Domizil. Auf zwei Stockwerken stehen 15’000 Bücher und 3’000 Neue Medien, wie Kassetten, CD’s und DVD’s zur Auswahl. Das Angebot reicht von Erst-Lesebüchern und Bilderbüchern, über Bücher für die Mittelstufe und welche für junge Erwachsene.

Schulklasse gründet Jugendbibliothek

«Ursprünglich gegründet wurde die Jugendbibliothek 1955 von einer Handelsklasse. Aufgrund eines Projektes im Staatskundeunterricht bekamen die Schüler im Sinne von «Learning by Doing» die Aufgabe, eine Jugendbibliothek zu gründen. Somit musste ein Konzept erstellt, das Projekt dem Gemeindeparlament vorgestellt, ein Raum gesucht und Geld besorgt werden», erzählt der Leiter der Jugendbibliothek Roland Hochstrasser beeindruckt. Die Jugendbibliothek ist autonom und nicht der Stadtbibliothek angeschlossen. Selbstverständlich treffe er aber seine Kollegen von der Stadtbibliothek regelmässig, um sich zu beraten, es sei wichtig, die Jugendlichen, welche nicht mehr ein dem
Alter entsprechendes Angebot in der Jugendbibliothek finden, an die Stadtbibliothek verweisen zu können», so Hochstrasser.

«Vier Jahre waren vorgesehen»

Roland Hochstrasser ist ausgebildeter Buchhändler und trat vor 28 Jahren die Stelle als Leiter der Jugendbibliothek an. Vorgesehen seien lediglich vier Jahre gewesen, so der 54-jährige Hochstrasser schmunzelnd. Immer neue Projekte, wie beispielsweise die Umstellung auf eine Computerdatenbank liessen die Jahre wie im Flug vergehen. Auch für nächsten Frühling ist eine weitere Neuerung vorgesehen. So wird der gesamte Bestand der Jugendbibliothek auf der Homepage ersichtlich sein, ebenfalls erhält man die Auskunft, ob das gewünschte Buch noch an Lager oder bereits ausgeliehen ist.

«Lesen wird immer wichtig sein»

«Die Arbeit mit den Kindern, Lehrkräften und Müttern gefällt mir sehr gut», so Hochstrasser, der mit einem 50 Prozent-Pensum von Manuela Diemer unterstützt wird. Im Gegensatz zum Buchhandel spüre man in der Bibliothek die Dankbarkeit für empfohlene Bücher. Zudem sei es schön, die Fortschritte der Kinder mitzuerleben. Aber lesen heute die Kinder und Jugendlichen nicht weniger? «Wir können in der Jugendbibliothek keinen Rückgang feststellen, im Gegenteil sind die Besucherzahlen eher steigend, so konnte die Jugendbibliothek im Jahr 2006, 1’816 Besucher und im Jahr 2010, 2’174 Besucher verzeichnen», erklärt Hochstrasser. Da die Vielfalt grösser wurde, können die Kinder und Jugendlichen heute acht Artikel ausleihen und während einem Monat lesen und hören. Es habe immer mal wieder Leseratten, die wöchentlich acht Bücher ausleihen und solche, die man zuerst für ein Buch begeistern müsse. Damit die Kinder frühzeitig in Kontakt mit der Jugendbibliothek kommen, sind am Morgen vor den offiziellen Öffnungszeit, vielmals Schulklassen zu Besuch.

Massive Bildungsunterschiede

«Es ist heute schwieriger, ein Kind aufgrund von dessen Alter einzuschätzen. Beispielsweise wusste man früher, wenn ein Kind in der dritten Klasse ist, was man ihm empfehlen könne. Heute ist dies anders, einige können bereits lesen, wenn sie die erste Klasse besuchen, andere kennen aber noch keine Buchstaben. Deshalb muss ich bei jedem Kind herausfinden, welches Niveau ich empfehlen kann», erklärt Hochstrasser. Gibt es ein Buch, welches sehr viel gelesen wird? «Ja, das gibt es», schmunzelt Hochstrasser und fügt an: «Inzwischen haben wir davon drei Exemplare an Lager, aber noch immer gibt es Wartelisten. Inzwischen sind fünf Bände von «Gregs Tagebuch» erschienen. Das Buch ist für die Mittelstufe-Schüler geeignet und handelt von einem Bub in der Pubertät, der Tagebuch schreibt und sehr offen und unverblümt von seinen Sorgen erzählt. Aufgelockert wird das Buch durch kleine Comics. «Gregs Tagebücher» sind einerseits schnell lesbar und manchmal auch für Eltern eine Hilfestellung, ein Thema via Buch aufgreifen zu können», vermutet Hochstrasser den Erfolg. Und liest der Leiter der Jugendbibliothek auch etwas anderes als Kinder- und Jugendbücher? «Ja, natürlich und ich bin in einer Lesegruppe und in einer Buchbesprechungsgruppe, in welchen man zusammen Bücher bespricht und vorstellt. Aber selbstverständlich muss ich mir die Zeit für das eigene Lesen auch immer nehmen», so Roland Hochstrasser. Aber was ist so toll am Lesen? «Das Lesen lässt Bilder im Kopf entstehen und dadurch gewinnen wir Fantasie und Vorstellungskraft». Wollen auch ihre Kinder, Bilder im Kopf entstehen lassen?

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