Koffer packen im Naturmuseum
Naturmuseum Olten Vor rund zwei Wochen schloss das Naturmuseum Olten seine Pforten mit der Finissage. Diesmal nicht nur für einen Ausstellungs-, sondern sogleich einen Standortwechsel. Voraussichtlich im Herbst 2019 soll das «Haus der Museen» an der Konradstrasse eröffnet werden.
In luftiger Höhe auf dem Baugerüst stehend ist Museumstechniker Remo Leuenberger gemeinsam mit Helfern damit beschäftigt, die grossen Bienenbilder von der Hausfassade des Naturmuseums Olten zu entfernen. Mit den vom Heilpädagogischen Schulzentrum gefertigten Bildern zur Ausstellung «Wunderwelt Bienen» endet eine 20-jährige Tradition, die einst mit dem Fassaden- schmuck von Schülerinnen und Schülern der Kantonsschule Olten ihren Anfang nahm. Vor
146 Jahren begann die Geschichte des Naturmuseums Olten in einem leeren Schulzimmer. Die Bezirksschule stellte einen Raum für Sammelobjekte zur Verfügung und bereits ein Jahr später wurde die Bevölkerung erstmals zur Besichtigung eingeladen. Als die Bezirksschule 1899 aus dem Gebäude auszog, erhielt das Museum nach und nach Platz, um sich auszuweiten. Ein Umbau erfolgte von 1972 bis 1980 und die Einweihung des neuen Museums im Jahr 1981.
Aufbruchstimmung
Auf allen Stockwerken des Naturmuseums wird gearbeitet. Im Parterre widmet sich der erd- wissenschaftliche Präparator Thomas Imhof vom Geowissenschaftlichen Atelier in Trimbach der Reinigung von Versteinerungen mit Pinsel oder Gebläse. Momentan erfasse er die Fossilien in der Datenbank, um sie anschliessend in mit Etiketten angeschriebene Acrylboxen zu legen und schliesslich in massiven Transportkisten zu verstauen, welche ins Kulturgüterschutz-Depot gebracht werden. Doch nicht nur die Vitrinen werden in den nächsten Wochen nach und nach geleert, sondern auch das Mobiliar weggeräumt: Stühle stapeln sich bereits transportfähig auf Paletten. Remo Leuenberger macht sich derweilen auf nach Bern. Der Museumstechniker muss Leihgaben der Sonderausstellung zurückbringen und verbindet damit auch gleich einen Botengang und holt bei einer Papierrestauratorin ein gereinigtes Dokument ab.
Arbeit an filigranen Objekten
Im Gegensatz zum Parterre sind Tierpräparatorin Angelique Oberholzer und Museumstechnikerin Denise Steinmann im ersten Stock mit filigraneren Ausstellungsobjekten beschäftigt. Ausgestattet mit Mundschutz und Arbeitskitteln nehmen sie die Vogelpräparate aus den Vitrinen und saugen diese ab. Die beiden Frauen sind daran einen Kauz zu fotografieren und zu vermessen, um ihn anschliessend in der Datenbank zu erfassen und eine Etikette mit einem QR-Code auszudrucken.
Fokus auf Lokales und Regionales
Voraussichtlich Ende Jahr sollten die Museen den Schlüssel für das «Haus der Museen» an der Konrad-strasse 7 erhalten. Vorgesehen ist, dass im Januar die Büros und Werkstätten bezogen werden können. Einquartiert wird das Naturmuseum Olten im ersten, das Historische Museum im zweiten und das Archäologisches Museum Kanton Solothurn im dritten Stock. Der vierte Stock steht für Sonderausstellungen zur Verfügung. Die erste Ausstellung wird vom Naturmuseum gestaltet, was neben der Dauerausstellung eine zusätzliche Konzeptausarbeitung von Konservator und Projektleiter «Haus der Museen» Dr. Peter Flückiger verlangt. «Es geht nicht darum, das Bestehende aus dem alten Gebäude an der Kirchgasse ins «Haus der Museen» zu verlegen», betont der Museumsleiter. Vielmehr wurde seitdem das Stimmvolk im Jahr 2016 Ja zum «Haus der Museen» sagte an einer komplett neu konzipierten Dauerausstellung gearbeitet. «Damit werden wir den Fokus stark auf die Region Olten sowie den Kanton Solothurn legen», erklärt Flückiger und fügt mit Nachdruck an: «Und dies aus lustvoller Überzeugung! Die bisherige Vitrine mit Vögeln aus den Alpen oder die sehr breite Ausstellung an Mineralien aus aller Welt im Erdgeschoss fallen deshalb weg. Gezeigt werden nur noch Objekte, die lokal, regional und kantonal zu finden sind.» In den Anfangszeiten des Museums habe man möglichst alles ausgestellt, um die Welt nach Olten zu holen. Dies habe sich mit den zunehmenden Möglichkeiten der Bevölkerung stark verändert, erzählt Flückiger, der seit 20 Jahren als Konservator tätig ist und zuvor bereits zehn Jahre als freier wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Naturmuseum Olten gearbeitet hat.
Emotionale Momente
Auf die Frage, wie sich der Abschied nach dieser langen Zeit im selben Gebäude anfühle meint Flückiger: «Ich habe das bisherige Gebäude an der Kirchgasse gerne gehabt, doch trotzdem freue ich mich sehr auf das Neue.» Emotionale Momente gebe es aber einige. Wie der Donnerstag vor der Finissage, als er die Treppen hinunter gekommen sei und ihm das Lachen der Kinder, die zum letzten Mal im Gebäude einen Geburtstag feierten, entgegenflog. Selbstverständlich sei auch der Moment, als er sich an der Finissage verabschiedete berührend gewesen. Dies im Wissen, dass es voraussichtlich im Herbst 2019 an der Konradstrasse 7 weitergehe.