«Egal was Sie tun: Tun Sie etwas!»

Stadtbibliothek Olten Am vergangenen Montagabend wurde die Studie über die Stadtbibliothek Olten öffentlich präsentiert.

«Egal was Sie tun: Tun Sie etwas!» Mit diesem Appell von Studienleiter Prof. Ivo Macek endete am vergangenen Montagabend die Präsentation im brechend vollen Parlamentssaal in Olten mit über 100 Interessierten. Macek hob die wichtigsten Punkte aus der über 200-seitigen Studie über die Stadtbibliothek Olten hervor, die von 40 Studierenden der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Chur verfasst wurde. Die Studie wurde im vergangenen Jahr im Auftrag des Stadtrates aufgrund der regelmässigen Kritik an den Öffnungs- und jährlichen Schliesszeiten erarbeitet. Diese wiederum entstanden aus den eingeschränkten personellen Ressourcen, die sich aus den städtischen Sparmassnahmen ergaben. «Diese Studie wurde gemeinsam mit der Bibliotheksleitung erarbeitet, soll also nicht als Strafaufgabe verstanden werden», betonte Stadtschreiber Markus Dietler vor der Präsentation.

Ziemt sich nicht für Olten

Macek hielt gleich zu Anfang fest: «Es ist nicht alles schlecht.» So seien beispielsweise die Ausleihen exorbitant hoch und 91 Prozent der Befragten zeigten sich zufrieden bis sehr zufrieden mit der Stadtbibliothek. Ein grosser Kritikpunkt seien jedoch einmal mehr die Öffnungszeiten, die Ressourcen voraussetzen. «Mit 400 Stellenprozenten befindet sich die Personalsituation bei einem örtlichen Bestand von 55’000 Medien am untersten Rand und stellt damit ein Klumpenrisiko dar. Ein solcher Stellenetat ziemt sich nicht für eine Stadt wie Olten», betonte der Professor und hob das grosse Engagement der Mitarbeitenden hervor. Ausserdem schade die organisatorische und räumliche Trennung der Kinder- und Jugendbibliothek von der Stadtbibliothek vor allem letzterer. «Diese Trennung ist unglücklich und unsinnig», fand Macek harte Worte. Damit wird ein Nachrutschen des Nachwuchses verhindert.

Bibliothek der Zukunft

«In der Bibliothek der Zukunft muss eine Möglichkeit für den Rückzug geschaffen werden.» Gleichzeitig gehe es darum, Räume zu teilen, Wissen zu vermitteln und Kultur sowie Veranstaltungen stattfinden zu lassen. Der Umgang mit Technologien könne ein Thema sein oder grundsätzlich auch der Verleih von ganz anders gearteten Gegenständen fern von Büchern und Medien. In der Bibliothek «Dokk1», einem dänischen Vorzeigeprojekt in Aarhus, sei gar die Gemeinde präsent. Dies wäre bei einer Zusammenführung der Kinder- und Jugendbibliothek und der Stadtbibliothek im Stadthaus auch gegeben, meinte Macek und fügte an: «Egal wie man sich ausrichtet, der Mensch und seine Bedürfnisse müssen im Zentrum stehen.»

Neues Profil für die Stadtbibliothek

Die Stadtbibliothek präsentiere sich heute als Studien- und Bildungsbibliothek. Das sei überholt, hielt der Studienleiter fest. Dafür sei die Bibliothek am Campus der Fachhochschule zuständig. «Die Stadtbibliothek braucht einen Profilwandel», so der Studienleiter und betonte: «Olten hat mit seiner städtebaulichen und sozialdemografischen Ausrichtung grosses Potenzial.» Darauffolgend konfrontierte Macek den Stadtrat mit dessen Leitsätzen: «Generationen leben zusammen und tauschen sich aus» oder «Integration der ausländischen Wohnbevölkerung ermöglicht gute (Start-)Bedingungen für alle». Letzterer Leitsatz sei bei einem Ausländeranteil von 30 Prozent eine Chance für die Stadtbibliothek, insbesondere nachdem es die Interkulturelle Bibliothek nicht mehr gebe. «Egal was sie machen, ob sie den Stellenetat um 100% erhöhen, den Eingangsbereich aufhübschen oder die Kinder- und Jugendbibliothek mit der Stadtbibliothek zusammenlegen, Hauptsache sie machen etwas, auch wenn Olten an einem amerikanischen Verhältnissen ähnelnden «Shutdown» leidet», meinte Macek mit einem Hauch Zynismus zum Schluss.

Stadtbibliothek - wie weiter?

Unter Berücksichtigung der Studie, einer Begleitgruppe - die aus Vertretern aus der Bevölkerung, dem Personal sowie anderen Bibliotheken und Parteien besteht - sowie durch den Einbezug der im August startenden neuen Bibliotheksleiterin Dorothee Windlin solle eine «Oltner Lösung» erarbeitet werden, erklärte Stadtschreiber Markus Dietler. Abschliessend erhielten zahlreiche Personen aus dem Publikum die Möglichkeit, sich mit ihren Fragen, Anregungen und Bedenken einzubringen. Dabei zeigte sich, dass auch die Bedürfnisse an eine Stadtbibliothek breit gefächert sind. Während für eine Familie mit Kindern eine Zusammenlegung der Kinder- und Jugend- bibliothek mit der Stadtbibliothek sinnvoll und auch der Austausch sehr begrüsst würde, hatten andere Bedenken, dass die Stadtbibliothek durch die Öffnung für Veranstaltungen nicht mehr ein Ort der Ruhe sein wird. Wiederum andere sorgten sich, dass sie nicht mehr die Informationen in der Stadtbibliothek finden würden, die sie benötigen, falls Sammlungen ausgelagert werden würden. Macek wendete ein, dass durch geschickte, räumliche Lösungen Platz für die verschiedensten Bedürfnisse geschaffen werden können. Ganz kostenlos dürfte dieses Unterfangen jedoch nicht sein. mim

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