Klima setzt den Wäldern zu

Zweckverband Forstbetrieb Unterer Hauenstein Mit Revierförster Georg Nussbaumer unterhalten wir uns über die Entwicklung in der Waldwirtschaft und die Folgen der Klimaerwärmung.

Revierförster Georg Nussbaumer hat mit einigen Problemen zu kämpfen, findet jedoch seinen Försterberuf nach wie vor sehr spannend. (Bild: mim)
Revierförster Georg Nussbaumer hat mit einigen Problemen zu kämpfen, findet jedoch seinen Försterberuf nach wie vor sehr spannend. (Bild: mim)

Vor der Felswand sind riesige Baumstämme aufeinandergeschichtet. «Diese vom Borkenkäfer befallenen Bäume mussten gefällt werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. Nun werden wir das Holz als Verbauungsmaterial für die bröckelnde, steinerne Felswand nutzen», erklärt Revierförster, Georg Nussbaumer vor der Holzhalle, der Zentrale des Zweckverbandes Forstbetrieb an der Hauensteinstrasse Ausgangs Trimbach.

Langjährige Zusammenarbeit

Der Zweckverband Forstbetrieb Unterer Hauenstein betreut inklusive des Privatwaldes rund 2’273 ha Wald. «In den Privatwaldungen üben wir im Auftrag des Kantons die hoheitliche Aufsicht aus», so Nussbaumer. Von den 2’273 ha Wald gehören 1’800 ha den sieben Vertragsgemeinden, den Bürgergemeinden Olten, Trimbach, Winznau, Lostorf, Hauenstein-Ifenthal und Wisen sowie dem Kanton Solothurn mit seinen Waldungen in Hägendorf und Lostorf. 200 ha Wald werden als Reservate behandelt. «Diese Flächen werden nicht betreut, sondern der Natur überlassen.» Georg Nussbaumer hat bereits im Jahr 2014, nach der Pensionierung des Försters Markus Frey, die Betriebsleitung für den Forstbetrieb der Bürgergemeinde Olten übernommen. Offiziell ist die Bürgergemeinde nun seit dem Jahr 2018 ein Mitglied des Zweckverbandes. «Tatsächlich arbeiteten wir jedoch seit 20 Jahren eng zusammen», betont der 55-Jährige, der seit bald 30 Jahren beim Forstbetrieb Unterer Hauenstein angestellt ist.

Alle unter einem Dach

Ende Mai wurde nun auch der Standort im Industriequartier in der Rötzmatt 78 in Olten aufgegeben. Seither ist Trimbach nicht nur für Nussbaumer und seinen Stellvertreter Dominik Lussmann die Arbeitsbasis, sondern auch für Forstwart-Vorarbeiter Jürg Fankhauser, Forstwart-Maschinist Michael Bussinger sowie die drei Lehrlinge. Die Holzhalle mit Büroräumlichkeiten an der Hauensteinstrasse wurde zuvor durch einen neuen Aufenthaltsraum und ein Sitzungszimmer erweitert. Auf die Frage nach dem geringen Personalbestand für die zu betreuende Fläche, erklärt Nussbaumer: «Für bis zu 70 Prozent der Arbeiten pflegen wir eine Zusammenarbeit mit externen Forstunternehmern oder mieten temporäre Arbeitskräfte hinzu.»

Starker Wandel in der Waldwirtschaft

Die Waldwirtschaft habe in den letzten Jahren eine starke Wandlung erfahren. «Als ich früher selbst an einem Holzschlag arbeitete, waren wir für 300 Kubikmeter während eines Monats beschäftigt. Mit den heutigen Maschinen kann eine solche Fläche in zwei bis drei Tagen bewirtschaftet werden», erzählt der Revierförster. «Diese Maschinen sind jedoch sehr teuer und können von einem Betrieb wie dem unseren nicht vernünftig ausgelastet werden. Zudem verlangt die teils sehr komplexe Handhabung Spezialisten.» 11’000 Kubikmeter holzt der Zweckverband Forstbetrieb Unterer Hauenstein jährlich ab. «Das entspricht der Menge, die nachwächst», erklärt Nussbaumer, der auch als Prüfungsexperte an der Försterschule in Lyss tätig ist. «Kahlschläge werden heute kaum mehr gemacht. Es sei denn die Natur verlangt danach. Beispielsweise bei einem Käferbefall oder nach einem starken Sturm, wenn entwurzelte Bäume eine Gefahr darstellen.» Daneben pflegt das Team des Zweckverbandes die Jungbestände. «Nach dem Sturm Lothar hat der einstige Förster Markus Frey dankenswerterweise im grossen Stil Eichen im Bornwald angepflanzt.»

Klimaerwärmung macht zu schaffen

Die Funktion des Waldes wird in der Forstwirtschaft in drei Bereiche aufgeteilt. Die Nutzfunktion betrifft in erster Linie das geerntete Holz. Die Schutzfunktion meint insbesondere die Bereiche, bei welchen die Bäume vor Steinschlag oder Hochwasser schützen sollen. Daneben dient der Wald der Bevölkerung als Erholungsort und muss gefahrlos zugänglich gemacht werden. «Wir unterhalten 90 Kilometer Wegnetz», so Nussbaumer. Nach dem sehr trockenen und heissen letztjährigen Sommer haben verschiedenste Forstbetriebe in der Schweiz, aber auch in den umliegenden Ländern mit Käferbefall zu kämpfen. «Den hiesigen Wäldern, die mit einem 60%-Anteil aus Buchen bestehen, setzt die Klimaerwärmung stark zu. Die Buche mag es eher kühl, braucht ausreichend Wasser und schätzt keine hohen Ozonbelastungen. Dass es ihr nicht gut geht, ist an ihrem absterbenden Kronenteil zu erkennen», erklärt der Revierförster. Daneben leide die Esche an einem Pilzbefall. «Wir rechnen damit, dass 90% dieser Baumart absterben wird.» Die Fichte, die beispielsweise über die Hälfte des Hardwaldes ausmacht, ist stark vom Borkenkäfer bedroht. Dieser schätzt die Trockenheit, bohrt sich in den Baum und unterbricht durch den Reifungsfrass der Larven unter der Rinde den Saftstrom. «Das lang anhaltende, warme Wetter bringt bis zu vier Generationen hervor», zeigt der Revierförster auf. Ein gesunder Baum kann diesen Angriff abwehren, indem er den Käfer durch den Harzfluss am Eindringen hindert. Nicht aber, wenn der Baum bereits durch Trockenheit geschwächt ist. «Kurz- bis mittelfristig sehe ich keine Chance für den Fichtenbestand. Wir versuchen, so schnell wie möglich, die grünen noch befallenen Bäume aus dem Wald zu schaffen, um eine Ausbreitung zu verhindern. Doch es ist schwierig dem Ausmass Herr zu werden», erklärt Nussbaumer. «Drohnenaufnahmen von oben zeigen erschreckende Bilder von dürren Bäumen. Es ist tragisch, wie schnell der Prozess voranschreitet.»

Neue Baumarten werden kommen

Trotzdem, vom Waldsterben will der Revierförster nicht reden. «Fakt ist, dass die Temperatur durch den Klimawandel in den letzten Jahren um zwei Grad angestiegen ist. Dies führt dazu, dass heimische Baumarten, wie Buche und Fichte mittelfristig keine Überlebenschancen haben. An deren Stelle kommen neue, dem Klima entsprechende Bäume, wie beispielsweise die Eiche.» Die klimatischen Verhältnisse haben jedoch auch Auswirkungen auf den Holzverkauf. «Wir finden kaum noch Kunden, da die umliegenden Länder wie Italien, Deutschland oder Österreich durch ihre Sturmereignisse, selbst eher zu viel Holz haben, als zu wenig», erklärt der 55-jährige und fügt an: «Es wäre sinnvoll, das CO2-gebundene Holz vermehrt zum Heizen zu verwenden und es zu verarbeiten. Doch in Olten beispielsweise ist mir keine Schnitzelfeuerung bekannt.» Gerade bei der Wahrnehmung zwischen Produkt und Herkunft stelle er leider eine gewisse Entfremdung fest.

Er weiss Technik einzusetzen

Es sei keinesfalls alles schlecht, doch es gebe eine Kumulierung der Probleme. Der Fortschritt habe viele Verbesserungen gebracht. «Im Gegensatz zu früher ist der Holzschlag heute nachhaltiger und verursacht viel weniger Schäden am Boden und am Holz. Zudem wurde auch das Unfall-risiko für die arbeitenden Personen stark minimiert», weiss der Betriebsleiter, dem die Selbstständigkeit an seiner Tätigkeit gefällt. «Ausserdem finde ich den Wandel des Förster-Berufs faszinierend und schätze meine motivierten Mitarbeiter», so Nussbaumer, der sich für die technische Entwicklung interessiert und diese beispielsweise mit Drohnenflügen sinnvoll einzusetzen weiss. «Zudem ist es schön, wenn ich einen Berg-Ahorn sehe, der in meinen Anfängen einen Durchmesser von 31 Zentimeter zählte und heute 60 Zentimeter Umfang hat. Das macht Freude.»

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