Zu hundert Prozent der Heitere

Obernaar 2020: Als Hilarius 100. übernimmt Philipp Müller die Rolle des Obernaaren der diesjährigen Oltner Fasnacht. Unter dem Motto «100 BRO Hilari» wird er mit der Hilari- Zunft deren hundertjähriges Bestehen feiern.

«Die Fasnacht ist ein Ort der Kreativität». Philipp Müller wird an der kommenden Oltner Fasnacht 2020 zum Obernaar Hilarius 100. (Bild: Franz Beidler)
«Die Fasnacht ist ein Ort der Kreativität». Philipp Müller wird an der kommenden Oltner Fasnacht 2020 zum Obernaar Hilarius 100. (Bild: Franz Beidler)

Eine Rolle auszufüllen, das mache ihm Spass, sagt Philipp Müller. Der 44-jährige Trimbacher wird an der diesjährigen Oltner Fasnacht zum Obernaar Hilarius 100. «Hilarius ist der Schutzpatron der Hilari-Zunft», erklärt Müller die Namenswahl, «die Zahl hundert kommt vom 100-jährigen Jubiläum, das die Hilari-Zunft dieses Jahr feiern darf.» Daraus habe sich aber auch das Fasnachtsmotto ergeben: 100 BRO Hilari. «Bro steht hier für Prozent und im Neudeutschen ebenso für Bruder, was zu uns Zunftbrüdern passt», erklärt Müller das Wortspiel und lächelt verschmitzt. Und man kommt nicht drum herum, sich mit ihm darob zu amüsieren und plötzlich wird klar, wie passend Müllers Name als Obernaar eigentlich ist: Hilarius steht im Lateinischen für der Heitere. «Das ist bloss ein Name», winkt er gelassen ab, «deren trug ich schon viele», spielt er lächelnd auf seine Bühnentätigkeit an. Vor 27 Jahren, Müller besuchte noch die zweite Oberstufe, schloss er sich der Märlibüni Trimbach an. Die Theatergruppe bringt jährlich ein Märchen auf die Bühne. «2019 war das erste Mal, dass ich nicht mittun konnte», erzählt Müller. Das Obernaarendasein lässt keinen Platz für andere Hobbies, kennt kaum Pausen oder Ferien. «Eigentlich bin für ein Jahr Teilzeitangestellter der FUKO», sagt Müller. Und da ist es wieder, das verschmitzte, ansteckende Lächeln. Neben der Märlibüni ist Müller auch Teil der Theatersportgruppe «ImproVISION» und wirkte an zahlreichen Produktionen mit: am Musical «Hairspray» ebenso wie als Erzähler am Kinderkonzert «Die drei Räuber». «Das Theater ist meine grosse Leidenschaft», stellt Müller fest.

Lehrer aus Leidenschaft

Diese grosse Leidenschaft hätte er fast zum Beruf gemacht. Als Drittgeborener wuchs Müller mit zwei Schwestern in Trimbach auf, wo er bis heute wohnt. «Ich bin der Lieblingssohn», kommentiert er heiter. Als Jugendlicher spielte er mit dem Gedanken, sich zum Schauspieler ausbilden zu lassen. Schliesslich entschied er sich aber dazu, Lehrer zu werden. «Es ist besser so», sagt er versöhnt, «nun kann ich schauspielern, ohne davon leben zu müssen.» Und für den Lehrerberuf hege er ebenso viel Leidenschaft. «Das Jugendalter ist spannend, weil da viele Weichen gestellt werden.» Seit 22 Jahren unterrichtet Müller an der Kreisschule Mittelgösgen, «am liebsten Deutsch und Geschichte.» Im vergangenen Jahr habe er erstmals den Sohn einer ehemaligen Schülerin unterrichtet.

«Die Region Olten ist meine Heimat»

Klar, dass er sich Olten und der Region verbunden fühlt. «Hier kenne ich die Leute und die Umgebung, das ist meine Heimat. Als Stadtoltner würde ich mich aber nicht bezeichnen», schimmert sein Trimbacher Lokalpatriotismus durch. Doch dann zählt er die Vorzüge der Dreitannenstadt auf: «Nicht nur mit dem Stadttheater, den Museen und den Kabaretttagen bietet Olten sehr viel Kultur. Zudem liegt es perfekt für Reisen.» Das ist für Müller wichtig, denn so oft er kann, bereist er die Welt. «Zu Hause rumsitzen und nichts tun, kann ich nicht.» Lieber ein Entdeckungstrip nach Berlin, Wien oder Hamburg. «In die grossen Theater», schwärmt er. «Deswegen bereise ich oft den deutschen Sprachraum.» Die Reisen seien jeweils strikt durchgetaktet, Eintritte im Voraus gekauft. «Ich weiss, was ich sehen will.» Nur während den Sommerferien gönnt sich Müller etwas ungeplanten Müssiggang. Dann reist er mit seinem alten VW-Bus und einer schweren Tasche voller Bücher nach Korsika. «Das ist mein Sehnsuchtsort.»

«Die Fasnacht kennt keine Grenzen»

Als einen Ort der Kreativität bezeichnet Müller die Fasnacht: «Die Guggenmusik, die Schnitzelbänke, die Wagen, die Trommler und Pfeifer», zählt Müller hingerissen auf, «es ist Jahr für Jahr fantastisch, was alles entsteht.» Die Vielfalt sei für eine Kleinstadt wie Olten unvergleichlich. «Zudem kennt die Fasnacht keine Grenzen», betont er. «Sie überbrückt Generationen, Parteien und Religionen.» Obernaar zu sein, sei eigentlich kein Lebensziel gewesen, «aber für die Zunft und die Oltner Fasnacht übernehme ich die Rolle gerne.» Er müsse das auch nicht alleine stemmen: «Obernaar ist keine One-Man-Show», stellt Müller klar und verweist auf seine Trabanten und den grossen Rückhalt in seiner Zunft. «Das ist ein super Team.» Zum aktiven Fasnächtler wurde er erst mit Anfang Zwanzig. Bis 2008 spielte er Sousaphon bei den «Müüs» aus Trimbach. Wegen einem Theaterprojekt fehlte ihm im Jahr darauf die Zeit, um sich für die Gugge zu engagieren. «2009 war ich als wilder Fasnächtler am Naarenstopf, ohne Kostüm», erinnert sich Müller lachend. «Das mache ich nie wieder.» Der Obernaar von 2009, Ueli Trautweiler lud ihn schliesslich an eine Schnitzelbankprobe ein. «In den Schnitzelbänken kommt für mich alles zusammen: Die Bühne, die Musik, die Sprache und die Geschichte», erklärt Müller. 2010 trat er der Hilari-Zunft bei und wurde 2016 zum zweiten Zunftmeister gewählt. Als beim Zunftbot 2018 die Frage im Raum stand, wer der Hilari-Obernaar 2020 sein soll, deuteten die Zünfter diskussionslos auf Müller. Sie haben wohl gespürt, dass sie einen in ihren Reihen haben, der den heiteren Hilarius perfekt verkörpert.

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