Neuer Wind in der Stadtbibliothek

Stadtbibliothek Olten Dorothee Windlin hat am 1. August die Leitung der Stadtbibliothek übernommen. Sie erzählt von den ersten Monaten und den Neuerungen, die im Frühling folgen werden.

Ob mit oder ohne Umzug freut sich die neue Leiterin der Stadtbibliothek darauf, was die Zukunft für die Stadtbibliothek Olten bereithält. (Bild: mim)
Ob mit oder ohne Umzug freut sich die neue Leiterin der Stadtbibliothek darauf, was die Zukunft für die Stadtbibliothek Olten bereithält. (Bild: mim)

Mit einem strahlenden Lächeln tritt Dorothee Windlin durch die umstrittene schwarze Eingangstüre. Diese werde im Frühling durch eine verglaste Türe ersetzt, erzählt die Leiterin der Stadtbibliothek. Windlin hat am 1. August die Nachfolge von Sibylle Scherer, die pensioniert wurde, angetreten. «Die schwarze Türe soll das verheissungsvolle Tor zur Glückseligkeit symbolisieren. Einige finden sie toll und auf andere hat sie eine abschreckende Wirkung, da kein Blick ins Innere möglich ist», erklärt Windlin und erzählt, dass sie gut gestartet und herzlich aufgenommen worden sei. «Selbstverständlich war eine gewisse Eingewöhnungsphase für beide Seiten nötig, schliesslich handelt es sich bei den Mitarbeiterinnen und dem Mitarbeiter der Stadtbibliothek um ein eingespieltes Team.»

Schüchterne Leseratte

Sie habe immer gerne gelesen und als Leseratte gehörte der Gang am Samstag in die Bibliothek dazu. Der Traum von der Bibliothekarenausbildung sollte sich jedoch erst auf dem zweiten Bildungsweg erfüllen. Aufgewachsen auf einem Bauernhof im Fricktal besuchte Windlin zuerst für ein Jahr die Welschschweiz und absolvierte danach die Handelsdiplomschule in Aarau. 1994 folgte sie dem Vorbild ihres Onkels, einem Bibliothekar in Luzern und absolvierte die Ausbildung zur Diplombibliothekarin. «Auch in den Buchhändlerberuf habe ich reingeschnuppert, war jedoch damals viel zu schüchtern, um vor Kunden zu stehen», so Windlin lächelnd.

Starker Wandel

Wie so viele Branchen war auch der Bibliothekarenberuf in den letzten Jahrzehnten einem starken Wandel unterworfen. «Ich habe meine Ausbildung an der Schreibmaschine begonnen. EDV-Systeme gab es zwar in Form eines Katalogs und um Kundendaten abzurufen, jedoch noch kein Internet», erinnert sich Windlin zurück, die 22 Jahre in der Kantonsbibliothek Baselland in Liestal arbeitete und ab 2003 berufsbegleitend das Bachelorstudium «Information Science» absolvierte. «Ab 2005 erlebten die Bibliotheken aufgrund veränderter Angebote, wie Ausleihen von Online-Medien einen regelrechten Boom. Fünf Jahre später war jedoch der Zenit aufgrund der Konkurrenz erreicht», erzählt Windlin. «Es folgten sinkende Ausleihzahlen, die nur teilweise kompensiert werden konnten, weshalb neue Angebote geschaffen werden mussten, wie beispielsweise Musik mit der Bibliotheksmitgliedskarte zu streamen. Heute muss die Bibliothek als öffentlicher Raum verstanden werden, der auch mit Veranstaltungen bespielt wird», so die Oltner Stadtbibliotheksleiterin, die zuvor in Liestal Teamleiterin Benutzung und ein Mitglied der Geschäftsleitung war. Seit 20 Jahren wohnt die 45-Jährige in der Stadt Basel, wo sie gemeinsam mit ihrem Partner zwei Schrebergärten bewirtschaftet und allerlei Gemüse anpflanzt. «Ich habe entdeckt, dass der Kontakt zur Erde hilft, um den Kopf freizubekommen. Zudem schätze ich die Gemeinschaft. Momentan habe ich viel zu tun, weil die Verwertung der Nahrungsmittel im Winter zu meinen Aufgaben gehört», erzählt Windlin lächelnd.

Zwischenphase

Windlin hat in einer turbulenten Zeit die Leitung der Stadtbibliothek übernommen. Wiederkehrende Kritik an den Öffnungs- und jährlichen Schliesszeiten der Stadtbibliothek, die auf die eingeschränkten personellen Ressourcen folgte, welche wiederum aufgrund der städtischen Sparmassnahmen entstanden sind, brachte die Stadt Olten dazu, bei der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Chur eine Studie in Auftrag zu geben. Diese wurde vor rund einem Jahr präsentiert und zeigte dringenden Handlungsbedarf auf. Ein Standortwechsel und die Zusammenlegung mit der Kinder- und Jugendbibliothek Olten wurden als Massnahmen empfohlen. Momentan stehen jedoch in der Stadt Olten die strategischen Entscheide über die städtischen Liegenschaften noch aus. «Das Stadthaus oder Hübelischulhaus sowie eine neben der Kinder- und Jugendbibliothek weitere Zusammenlegung mit der Ludothek stehen noch immer als Option im Raum, doch im Moment ist das noch alles Zukunftsmusik. Ein allfälliger Umzug dürfte frühestens 2025 erfolgen», so Windlin.

Neuerungen im Frühjahr

«Im Vergleich mit anderen Bibliotheken wurde bisher viel Wert auf die gehobene Literatur und die Sammlung gelegt. Um jedoch zusätzliche Ressourcen zu gewinnen, haben wir in den letzten Monaten die Aufgaben neu verteilt, damit ich weniger eingebunden bin und mich neuen Projekten widmen kann», erzählt die Stadtbaslerin, die im Frühling das RFID-System, die sogenannte Selbstverbuchung, einführen möchte. «Es wird aber auch weiterhin ein bis zwei Arbeitsplätze im Erdgeschoss geben, damit die Kunden, die ihre Medien lieber bei einer Person abholen oder zurückbringen möchten, diese Möglichkeit haben», betont Windlin und fügt an: «Zudem möchten wir mit neuen Sitzmöglichkeiten und der Neugestaltung des Eingangsbereichs die Aufenthaltsqualität steigern. Vorgesehen ist zudem, das grosse Zeitungs- und Zeitschriftenangebot aus dem Keller zu holen und dieses eventuell im Rahmen eines kleinen Cafés anzubieten.» Diese Massnahmen seien aufgrund der Studie und aus der sich danach gebildeten Begleitgruppe sowie aus eigenen Ideen entstanden. «Es stellte sich die Frage, was im bestehenden Haus für Attraktivierungsmöglichkeiten bestehen», so Windlin. Für diese Neuerungen sind rund 70’000 Franken vorgesehen. Einige Stimmen bemängeln, dass nun solche Summen ausgegeben werden für einen Standort, der früher oder später ohnehin wegfallen wird. «Abgesehen von der Türe und eingebauten Leitungen achten wir natürlich darauf, dass wir die meisten Neuerungen mitnehmen könnten», betont Windlin. Die Stadtbibliotheksleiterin ist sich den schmalen Grat bewusst: «Einerseits möchte ich die Stammkundschaft nicht vor den Kopf stossen, aber andererseits die Bibliothek auch für neue Kunden öffnen.»

«Betriebsferien» auch in diesem Jahr

«Es liegt ein intensives halbes Jahr vor dem Team und auch in diesem Jahr wird es nochmals dreiwöchige «Betriebsferien» nach Pfingsten geben. Diese sind jedoch keinesfalls als Ferien zu verstehen: Während dieser Zeit werden das RFID-System installiert und die Möbel geliefert», erklärt Windlin. Im September habe die Stadtbibliothek geöffnet. In welchem Umfang Änderungen bei den Öffnungszeiten möglich seien, könne sie im Moment noch nicht beurteilen. «Aufgrund der verschiedenen Ansprüche der Nutzer ist es schwierig zu sagen, wie solche Öffnungszeiten überhaupt aussehen müssten», so die Leiterin, die gespannt darauf ist, was die Zukunft bereithält. «Ob an einem neuen oder am alten Standort, es gibt noch viele Möglichkeiten», ist Windlin als positiver Mensch überzeugt.

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