Sturmzeiten für den Monatsmarkt

Monatsmarkt Am kommenden Montag, 2. März findet der nächste Oltner Monatsmarkt statt. Seit bald 40 Jahren mit dabei ist Toni Meier mit seinem mobilen Confiseriegeschäft. Er erzählt von seinen Anfängen, der einstigen Bedeutung des Marktes und den heutigen Herausforderungen.

Toni Meier mit seiner Frau Maria ist seit bald 40 Jahren in Olten am Markt. (Bild: mim)

Toni Meier mit seiner Frau Maria ist seit bald 40 Jahren in Olten am Markt. (Bild: mim)

Der Markt an der Konradstrasse im Jahr 1966. (Bild: Stadtarchiv Olten)

Der Markt an der Konradstrasse im Jahr 1966. (Bild: Stadtarchiv Olten)

Der Markt am Oberen Graben im Jahr 1972. (Bild: Stadtarchiv Olten)

Der Markt am Oberen Graben im Jahr 1972. (Bild: Stadtarchiv Olten)

Die Tage sorgte der pinke Verkaufswagen von Maria und Toni Meier mit gebrannten Mandeln, Zuckerwatte und Magenbrot nicht nur bei den jüngeren Fasnachtsbesuchern für Begeisterung. Neben der Fasnacht ist Meier’s Mobile Confiserie mit Sitz in Oftringen mit zwei Wagen an der Kilbi und regelmässig am Oltner Monatsmarkt anzutreffen und dies seit seinem Start vor 37 Jahren.

Vom Maurer zum Marktfahrer

Bereits mit 14 Jahren hat Toni Meier in seinen Schulferien sein Sackgeld mit dem Verkauf von Eis aufgebessert. Das Geld sei jedoch zweitrangig gewesen. Es habe ihm Freude bereitet, das Eis zu verkaufen und dabei mit den Passanten zu plaudern, erzählt der Küngoldinger, der zuerst das Handwerk des Maurers erlernte, im Strassenbau tätig war und die Vorarbeiterschule besuchte. Erste Schritte hin zu Lebensmitteln verschaffte ihm die Anstellung in der Café-Bar am Bärengraben, wo er sich schliesslich zum Geschäftsführer hocharbeitete. Der Wunsch nach einem eigenen Café wollte sich jedoch nicht erfüllen, weshalb Meier 1983 in das fahrende Confiseriegeschäft einstieg. Fünf Wagen betreute er mit seiner Ehefrau Maria und der Familie zu Spitzenzeiten. Heute ist er mit zwei Wagen und einem Holzhäuschen unterwegs.

Marktfahrer reisten mit Zug an

«Märkte gibt es seit Menschengedenken und bis vor ein paar wenigen Jahrzehnten entsprachen sie einem mobilen Warenhaus», erzählt Meier, der in seinen Anfängen sogar mit zwei Ständen in Olten vor Ort war. «Als ich in den 1980er-Jahren am Monatsmarkt teilgenommen habe, zählte dieser noch rund 170 Stände und deckte von Seilen, über Gürtel sowie Hosenträger die Grundversorgung ab. Ausserdem erstreckte er sich entlang der Hauptgasse bis über die alte Holzbrücke», erinnert sich der 61-Jährige zurück. Früher sei der Warenmarkt nicht nur von den Anwohnern der Dreitannenstadt besucht worden, sondern auch von Personen aus den umliegenden Dörfern und aus dem Gäu. Aber auch die Händler selbst seien noch anders unterwegs gewesen. «Die meisten hatten in den 1960er-Jahren noch kein eigenes Auto. Deshalb haben manchmal Schulkinder die Marktfahrer und ihre Ware für ein Trinkgeld am Bahnhof mit dem Leiterwagen abgeholt. Am Markt selbst waren bereits die Holzstände errichtet, auf denen die Ware präsentiert wurde.»

Starker Wandel

Die Nachfrage nach dem Monatsmarkt, der seit der Einführung der Begegnungszone auf der Kirchgasse/ Baslerstrasse stattfinde, sei stark rückläufig. Doch noch immer kann der Küngoldinger auf eine treue Stammkundschaft zählen. Früher habe ein Schichtwechsel in der Fabrik um 17 Uhr nochmals einen Ansturm auf die Marktstände zur Folge gehabt. Diese Zeiten seien längst vorbei. Meier bedauert, dass der Monatsmarkt bei Jüngeren und Familien nicht mehr denselben Stellenwert hat, wie früher. Ausserdem habe sich der Markt ein bisschen zum Schönwetterbetrieb entwickelt, so der Geschäftsführer, der wenn immer möglich seinen Wagen aufbaut. Das Leben nicht gerade leicht würden den Marktfahrern auch die Auflagen und Kontrollen machen und damit für immense Bürokratie sorgen. Zudem seien die Kosten in den letzten Jahren gestiegen.

Zusammenlegung mit Gemüsemarkt

Die Zukunftsaussichten sind für viele Marktfahrer jedoch nicht nur aufgrund der veränderten Bedingungen düster, sondern teilweise auch aufgrund der fehlenden Nachfolge. Dies ist jedoch zumindest bei Meier kein Problem. «Mein Götti-Meitli und eventuell der Götti-Bueb übernehmen in naher Zukunft einen Wagen», erzählt der Küngoldinger und fügt mit einem Lächeln an: «Zumindest ist dies so besprochen und bei mir gilt der Handschlag noch.» Auf die Frage, welche Lösung er für den arg gebeutelten Oltner Monatsmarkt sieht, meint Meier: «Das Einzige, was funktionieren könnte, wäre eine gemeinsame Durchführung mit dem Gemüsemarkt einmal im Monat, wie dies auch in Grenchen gehandhabt wird.»

 

 

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