Corona stellt die Musikschule auf den Kopf

Musiklehrer Rolf Mosele spielt kurz verschiedene Stile vom mexikanischen Volkslied La Bamba bis zu rockigen Riffs auf der Elektrogitarre, Kirchenorgelklänge sind von Claire Charpentier zu hören und in den Gängen der Musikschule an der Leberngasse in Olten ertönt die bekannte Passage des 007-Songs auf der Trompete gespielt von Beat Kohler. Die Lehrerinnen und Lehrer der Musikschule Olten haben innerhalb von weniger als einer Woche einen kurzen Videoclip von sich und ihrem Instrument oder ihren Instrumenten eingespielt und präsentieren diese auf einer eigens gemachten Website.

Musikschule in Zeiten von Corona

Die Massnahmen zum Coronavirus haben längst auch die Musikschule Olten erreicht. «Bis zum Freitag, 13. März hatte das Coronavirus kaum Auswirkungen auf unseren Schulbetrieb», erzählt Musikschulleiterin Sandra Rupp Fischer. Natürlich habe man die Social-Distancing- und Hygiene-Massnahmen befolgt und grössere Veranstaltungen abgesagt. Da jedoch der Unterricht vor allem einzeln stattfinden würde, habe es bis dahin kaum Einschränkungen gegeben. «Die Ankündigung der Schulschliessung war dann erst mal ein Schock. Bereits am Freitagabend, 13. März und am Montag, 16. März haben ausserordentliche Sitzungen mit der Schulleitungskonferenz Olten und allen Standortteams, stattgefunden», erzählt Rupp Fischer. Es wurde entschieden, den Unterricht eine Woche auszusetzen, um sich neu aufstellen zu können. «Ich bin der Typ Mensch, der sich schnell auf eine neue Situation einstellen, mich fokussieren und innerhalb kürzester Zeit ein neues Konzept erarbeiten kann. Dies und die Tatsache, dass wir gut aufgestellt sind, hat sicherlich die vergangenen zwei Wochen geholfen einen neuen Fahrplan für die Musikschule auf die Beine zu stellen. Nichtsdestotrotz ist es eine heraus-fordernde, anstrengende Zeit und es bleibt die Frage, bis wann dieser Zustand anhält», zeigt die 48-jährige dreifache Mutter auf, die nun ebenfalls mehrheitlich im Homeoffice tätig ist. «Gerade der Gedanke an die Zukunft ist beklemmend, trotzdem versuche ich von meinem Grundoptimismus zu zehren», meint Rupp Fischer lachend.

Neue Unterrichtsform

Es galt, innerhalb kürzester Zeit, neue digitale Unterrichtsformen zu finden, um diesen am vorletzten Montag wieder aufnehmen zu können. «Einige Lehrpersonen halten den Unterricht zur selben Zeit wie zuvor in Echtzeit zum Beispiel via Skype oder Zoom ab. Andere orientieren sich am System MDU (Multidimensionaler Musikunterricht). MDU beschäftigt sich seit vielen Jahren mit neuen Unterrichtsformen und empfiehlt eine Kombination zwischen Online- und Standby-Unterrichtszeiten», so die Musikschulleiterin. «Die Lehrkraft definiert mehrere Zeitfenster, in denen sie unmittelbar erreichbar ist, die Online-Zeit. Die Schülerinnen und Schüler stellen ihre Fragen, senden kurze Filmsequenzen zu, die Lehrperson coacht sie umgehend. Auch kurze Live-Time-Sequenzen in einer Gruppe oder für einzelne Schüler/innen können in diesen Online-Zeiten stattfinden. In Standby-Zeiten können die Schüler/innen Anliegen deponieren, diese werden aber nicht umgehend beantwortet», erklärt Rupp Fischer. Den Schülern stehen bei ihren individuellen Lerneinheiten die Übe-Ampel als Hilfestellung für die Selbsteinschätzung zur Verfügung: Grün bedeutet «ich kann mein Stück fehlerfrei und stelle der Musiklehrperson eine finale Fassung per Audio oder Video zu». Gelb bedeutet «ich kann mein Stück noch nicht, habe aber alles verstanden und muss es nur noch üben». Mit Rot zeigen die Schüler an, dass sie nicht alleine weiterkommen und somit Hilfe von der Musiklehrperson benötigen. «Wir hoffen, dass die Schülerinnen und Schüler dadurch animiert werden, regelmässig zu üben, gerade in dieser Zeit, wo man sich im Tagesablauf neu orientieren muss.»

Instrumentenpräsentation per Video

Neben dem Unterricht musste jedoch auch eine neue Form für die Instrumentenpräsentation gefunden werden. Jährlich findet diese in je einer Turnhalle pro Stadtseite für die Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur dritten Klasse statt. Heuer wäre diese für den Mittwoch, 18. März geplant gewesen. Das Team einigte sich auf eine Alternative mit kurzen Instrumentenporträts. In der Musikschule oder zu Hause drehten die Lehrkräfte also kurze Videos und präsentierten ihr Instrument. «Diese gibt es einzeln oder im Rundlauf seit dem Montag, 23. März auf der Webseite zu sehen», so die Schulleiterin. Zum Durchklicken animieren sollen zwei Eintritte in den Europapark, die es zu gewinnen gibt. Anmeldeschluss ist der 6. Mai.

Hilfestellung für die Eltern

Neben der Instrumentenpräsentation führt die Musikschule üblicher-weise einen Tag der offenen Türe durch, damit sich Kinder, Jugendliche und Eltern ein Bild machen und ihre Fragen beantworten lassen können. «Dieser fällt nun natürlich auch weg, trotzdem stehen wir für Fragen gerne zur Verfügung», betont Rupp Fischer, die weiss, dass Unsicherheiten auftreten können. «Eltern fragen sich, ob ein Schlagzeug in einem Mehrfamilienhaus gespielt werden darf, ob es beim Fagott eine kleine Ausführung für Kinder gibt oder wie es mit der Finanzierung aussieht», zählt sie erklärend auf. «Wir hoffen nun, dass ganz viele Kinder im breiten Angebot von Instrumenten und Gesang das Richtige für sich finden, auch wenn wir es ihnen nicht persönlich zeigen können», so Rupp Fischer und meint zuversichtlich: «Die ersten Quizantworten und Anmeldungen sind auf jeden Fall bereits eingetroffen.»

Videoclips zur Instrumentenpräsentation: www.msolten-instrumente.ch
Fragen rund um das Angebot und Instrumente: Auf der Webseite ist eine Liste mit allen Lehrpersonen zu finden, die per E-Mail oder telefonisch kontaktiert werden können.
www.msolten-instrumente.ch