Bayrische Disziplin in der «Oltner Badi»

Am 14. September wird die Badi Olten ihre Tore schliessen. «Bis dahin werden ca. 120’000 Besucher das kühle Nass genossen haben», sagt Thomas Müller, der Chef-Bademeister, der seit seinem 17. Lebensjahr sein Hobby zum Beruf gemacht hatte. Der aus Bayern stammende Müller war damals einer der ersten Lehrlinge, der den Beruf des geprüften Schwimmmeisters erlernen konnte. «Solch eine Ausbildung gibt es in der Schweiz nicht, aber die Verbände erarbeiten nun ein dreijähriges Ausbildungsmodul. Das ist wichtig, dass eine einheitliche Ausbildung angeboten wird», sagt der Bademeister. «Die Saison hat gut angefangen und just mit dem Beginn der Sommerferien kam dann das Regenwetter. Wenn wir jetzt aber bis Saisonende noch sonniges Wetter haben, werden sich wohl viele noch in der Badi abkühlen» Der Reiz am Bademeisterberuf sei, dass er jeden Tag andere Situationen antreffe und er habe mit Menschen zu tun. «Ein Bademeister ist ja nicht nur für die Sicherheit der Badegäste zuständig, sondern für die ganze Betriebsleitung, das geht von der Dosierung der Chemikalien bis zum Durchsetzen der Badeordnung», so Müller, der in seiner Jugend mehrfacher oberfränkischer Meister im Rückenschwimmen war. «Wir kennen unsere Pappenheimer, die männlichen Jugendlichen müssen den Mädchen doch beweisen, dass sie am schnellsten die Rutschbahn runter kommen oder ihre Wasserbombe am meisten spritzt, da müssen wir konsequent durchgreifen.» Die Zeit, in der Bademeister mit der Pfeife am Bassinrand standen, sei vorbei, sie seien Dienstleister. Jede Massnahme oder auch mal ein «Hausverbot» sei ja zum Schutz der Badegäste. Die meisten würden das auch verstehen. Hier müssten sich die vier Bademeister und die bis zu zwanzig Aufsichtspersonen auch Kenntnisse anderer Mentalitäten aneignen, psychologisches Geschick sei gefragt.
Was macht ein Bademeister im Winter?
«Bis Ende September machen wir die Badi winterfest, entleeren die Leitungen, bringen die Technik auf Vordermann», sagt Müller. Dann fliege er in die Ferien in den Süden. Danach werde schon die nächste Badesaison geplant. Wartungsarbeiten an den Maschinen und allgemeine Reparaturen auf der Anlage würden dann vorgenommen werden. «Viele kleinere Reparaturen auch während der Saison nehmen wir selber vor, das gehört auch zu unserem Beruf», so Müller, der einen Teil seiner Ausbildung an der technischen Universität München absolvierte. Weshalb er gerade nach Olten gekommen sei? «Für mich war schon während der Ausbildung klar, dass ich in den Süden will, ich mag die Berge und die Landschaft hier.» Über Lindau am Bodensee, Waldshut kam er 2008 nach Olten. «Ich fühle mich sauwohl hier», sagt der Bademeister im schönsten bayrischen Dialekt. Eine Seebadi habe ihn nie gereizt, weil er da nichts beeinflussen könne. Hier könne er die Wasserqualität kontrollieren und Einfluss darauf nehmen. «Daneben haben wir die Aare, erfreulicherweise schwimmen viele Badibesucher auch im Fluss. Auf eigene Gefahr, aber die meisten schätzen ihre Schwimmkenntnisse und die Aare mit ihren Tücken richtig ein.»