Bilder, die unsere Welt verändern

IPFO 2017 Am vergangenen Freitag wurde das erste Internationale Photo Festival Olten mit einem Vortragsabend eröffnet, der wohl keinen der zahlreichen Besucher im Stadttheater unberührt liess.

Fotograf Nick Ut liess das Publikum am Augenblick teilhaben, während dem er sein weltberühmtes Bild «Napalm-Girl» schoss. (Bild: vwe)
Fotograf Nick Ut liess das Publikum am Augenblick teilhaben, während dem er sein weltberühmtes Bild «Napalm-Girl» schoss. (Bild: vwe)

Inspirierend. So lässt sich der erste Keynote-Anlass des ersten Internationalen Photo Festivals in Olten wohl am treffendsten beschreiben. Aufgrund des Veranstaltungstitels «From The Frontline» und den geladenen Referenten liess sich zwar erahnen, dass sich der Vortragsabend in die Gefilde der Kriegsfotografie begeben würde. Doch wie nah diese erlebt werden konnten, wird dennoch einige Stadttheaterbesucher am letzten Freitagabend überrascht haben.

Ohne Dokumentation, keine Geschichte

Bereits bei der ersten Referentin wurde einem der Blick in eine völlig fremde Welt geöffnet. Die palästinensische Eman Mohamend ist eine der wenigen Fotojournalistinnen im Gaza-Streifen und teilte nicht nur ihre Erfahrungen im Krieg, sondern auch in der konservativen Gesellschaft ihres Heimatlandes mit dem Publikum. Ihre Leidenschaft zum Fotojournalismus liess sie sich dennoch nie nehmen, denn «ohne Dokumentation werde die Geschichte nicht gesehen» und dies will die 29-Jährige mit ihren Bildern verhindern.

Einen Einblick in die alljährliche Verleihung des besten Pressefotos der Welt gewährte anschliessend Lars Boerting, Managing Director von World Press Photo. Nicht nur zeigte der Holländer, inwiefern die eingereichten Bilder auf ihre Echtheit überprüft werden, sondern thematisierte auch die Geschichte und den ethischen Aspekt hinter den Fotografien.

Sein Bild veränderte den Vietnam-Krieg

Das moralische Empfinden von Fotojournalisten wurde auch vom vietnamesisch-amerikanischen Pulitzer-Preisträger Nick Ut aufgegriffen. Sein weltberühmtes Bild «The Terror of War», auch bekannt als «Napalm Girl», wurde 1972 zum Pressebild des Jahres gewählt und zeigt die damals neunjährige Phan Thi Kim Phúc kurz nach einem Napalm-Angriff von südvietnamesischen Flugzeugen. Das Bild ging um die Welt und gilt als eines der bedeutendsten Fotos der jüngeren Geschichte. Es wurde zum Sinnbild für den Vietnamkrieg und das Leiden der Schwächsten. Noch heute verbindet den Fotografen und das Napalm-Mädchen eine enge Freundschaft. Denn Nick Ut hat das damalige Kind nicht nur fotografiert, sondern ihm auch das Leben gerettet. Er fuhr Phan Thi Kim Phúc nach der Aufnahme umgehend ins Spital und pochte auf eine Behandlung. Die Hintergrundgeschichte zum weltberühmten Bild des 66-Jährigen las der Oltner Schauspieler Rhaban Straumann auf berührende Art und Weise vor, bevor der Fotograf selbst das Wort ergriff. Leider war seine Präsentation von technischen Schwierigkeiten geprägt.

«Ich bin ein Storyteller»

Eindrückliche Geschichten hatte auch der britische Fotojournalist Giles Duley zu erzählen, der seinen Einsatz gar mit beiden Beinen und einem Arm bezahlte. Im Jahr 2011 trat er während seiner Berichterstattung aus Afghanistan auf eine Landmine. Trotz diesem Schicksalsschlag hat er seinen Humor sowie seine Leidenschaft nicht verloren und ist noch heute als Fotograf in Krisengebieten tätig. Er wolle den kriegs- und armutsbetroffenen Menschen keine Stimme geben, den diese besitzen sie selber. Mit seiner Arbeit wolle er lediglich dafür sorgen, dass diese Stimmen auch gehört werden. «Ich bin ein Storyteller. Das ist meine Berufung», erklärte Duley und meinte: «Ein Bild kann das Leben von so vielen Menschen verändern.» Starfotograf Marco Grob, der als Initiator für das erste Oltner Photo Festival fungierte, dankte den Referenten, die allesamt kostenlos auftraten, und lud nach dem Vortrag zum Austausch in die Vario Bar ein.

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