Dem Feuer auf der Spur
Brandermittlung Wir haben anlässlich des Brandes auf der Oltner Holzbrücke mit der angehenden Brandermittlerin Linda Schlatter über ihren Beruf, Schaulustige und Brandursachen gesprochen.

Gegen 11.45 Uhr ging vergangene Woche am Mittwoch, 28. März bei der Kantonspolizei Solothurn der Notruf ein, dass die alte Holzbrücke brenne. Eineinhalb Stunden waren nötig, bis der Brand unter Kontrolle gebracht werden konnte. Zudem bahnten sich noch eine Stunde später Feuerwehrautos und Löschfahrzeuge mit heulender Sirene ihren Weg durch die Eisenbahnerstadt. Insgesamt standen beim Brand rund 100 Einsatzkräfte der Kantonspolizei Solothurn, der Feuerwehr Olten, Regionalfeuerwehren Untergäu und Unterer Hauenstein, die Pontoniere Olten sowie verantwortliche Fachleute der Stadt Olten im Einsatz. Daneben beobachteten zahlreiche Schaulustige und betroffene Oltner das Unglück und waren sich einig, trotz einiger vergangener Glimmbrände, so schlimm stand es um die alte Holzbrücke noch nie. Die Zwischenböden mussten teilweise entfernt werden, um überhaupt bis zum Feuer zu gelangen. Schon bald setzte Regen und Wind ein. Letzterer war es denn auch, der das Feuer immer aufs neue entfachte und die Löscharbeiten bis zum Abend andauern liess. Verletzt wurde durch das Ereignis niemand. Neben zahlreicher Feuerwehr rief der Brand auf der Oltner Holzbrücke auch zwei erfahrene und einen auszubildenden Brandermittler der Kantonspolizei Solothurn auf den Plan, die bereits am darauffolgenden Tag Raucherwaren als Brandursache bekannt geben konnten.
Retten, löschen, Spuren sichern
Nicht immer schreiten die Ermittlungen bei einem Brand so schnell und eindeutig voran, wie dies bei der Holzbrücke der Fall war. Manchmal benötigt es auch eine Schaufel und ein Vortasten nach dem Ausschlussverfahren, wie Linda Schlatter erzählt. Die 24-Jährige befindet sich in der Ausbildung zur Brandermittlerin bei der Kantonspolizei Solothurn. Nach einer Bereitschaftsnacht empfängt sie mich am Samstagmorgen in der Schanzmühle, dem Hauptsitz der Kantonspolizei Solothurn. Die vergangene Nacht sei ruhig gewesen, erzählt sie mir auf dem Weg in die Cafeteria. Die Brandermittlung steht mit fünf Mitarbeitenden, davon drei in Ausbildung, an 365 Tagen und während 24 Stunden auf Abruf. Im Juni wird ein sechster Brandermittler zum Team dazustossen. «Es ist wichtig, dass wir vor Ort sind, solange die Feuerwehr noch mit den Löscharbeiten beschäftigt ist», betont Schlatter und fügt erklärend an: «Im Kanton Solothurn arbeiten wir ausschliesslich mit Milizfeuerwehren. Deshalb macht es Sinn, ein kurzes Gespräch über ihre Beobachtungen und ersten Erkenntnisse zu führen, solange sie noch im Einsatz sind.» Grundsätzlich gelte aber die Reihenfolge: Retten, löschen, Spuren sichern.
«CSI»-Studium in Lausanne
Es gebe zwei Wege zur Ausbildung zum/zur Brandermittler/in, erzählt Schlatter. Ausgebildete Polizisten können nach einiger Zeit in der Erstintervention und entsprechender Befähigung in die Kriminaltechnik oder Brandermittlung wechseln. Linda Schlatter allerdings hat nicht den polizeilichen Ausbildungsweg gewählt. Die 24-Jährige studierte während fünf Jahren Kriminal- technik an der technischen-naturwissenschaftlichen Universität in Lausanne (UNIL), bevor sie sich 2016 auf die freie Kriminaltechnik-Stelle bei der Kantonspolizei Solothurn beworben hat. «In welche Richtung mich mein Studium führen würde, stand nicht von Anfang an fest», erklärt Schlatter, die eher zufällig durch eine Kollegin zur Studienrichtung kam. Während im ersten Jahr die Grundlagen vermittelt wurden, gestaltete sich das zweite Studienjahr mit Spurentechnik und -bilder, DNA-Auswertungen und Schusswaffen um einiges konkreter. Den Master schloss Schlatter im Bereich der Kriminal-analyse ab.
Kriminaltechnik und Brandermittlung
Mit viel theoretischem Wissen, jedoch wenig praktischer Erfahrung, sei ihr erster Brand eindrück- lich gewesen, gesteht die 24-Jährige. Ebenfalls nicht immer einfach am Brandplatz ist der Umgang mit Schaulustigen. «Besonders schlimm ist es, zu schauen, aber nicht zu handeln. Lieber mal ein Anruf zu viel als einer zu wenig», betont Schlatter. Zu Anfang bei der Kriminaltechnik untersuchte sie Einbrüche, Fälle von häuslicher Gewalt, Körperverletzungen, Todesfälle und Sexualdelikte. Seit dem Ausbildungsstart vor einem halben Jahr ist sie mit einem 100%-Pensum im Bereich der Brandermittlung tätig. «Im Gegensatz zu den Fällen der Kriminaltechnik werden beim Brand ein Haus oder eine Wohnung schnell unbewohnbar und es verbrennen womöglich alle Habselig- keiten.» Bei der Brander-mittlung lassen sich denn auch die Spuren nicht «einfrieren», weshalb sie im schlimmsten Fall vernichtet werden. «Wenn die Feuerwehr ein Haus nicht halten kann und sie es deshalb kontrolliert abbrennen lässt, ist dies zwar unumgänglich, aber für die Brandermittlung eine Katastrophe. In diesem Fall ist ein gutes Miteinander mit der Feuerwehr wichtig, damit die Brandermittler noch während des Feuers einen Blick auf die Situation werfen können», erklärt Schlatter.
Nichts für empfindliche Nasen
Der Beruf des Brandermittlers sei nichts für empfindliche Nasen und auch dem Schmutz entgehe niemand, erklärt Schlatter schmunzelnd. «In den Brandüberresten mit der Schaufel nach Spuren zu suchen, stört mich nicht.» Während der Ausbildungszeit orientiere man sich vor allem bei diensterfahreneren Kollegen, übernehme nach und nach alleine den Bereitschaftsdienst und bilde sich bei externen und internen Kursen wie im Forensischen Institut oder bei anderen Polizeistellen weiter. «Demnächst absolviere ich ein Praktikum beim Brand- und Explosionsdienst der Kapo Bern», zeigt Linda Schlatter auf.
«Jede Saison hat ihre Brände»
Angesprochen auf Brände und ihre Jahreszeiten erklärt Schlatter: «Jede Saison hat ihre Brände. Heustöcke brennen meist im Spätsommer, das Cheminee logischerweise in den Wintermonaten, die Weihnachtsbäume naturgemäss im Dezember und im Sommer ergeben sich Brände durch das trockene Klima und die vielen Personen, die sich draussen aufhalten. Das Öl in der Pfanne hingegen kann sich das ganze Jahr hindurch zu einem Brand entwickeln.» Grundsätzlich sei es jedoch so, dass durch die ständige Zunahme an Elektrizität vermehrt Brände durch einen technischen Defekt ausgelöst würden. «Auch wir müssen uns aufgrund der neuen Materialien ständig weiterbilden und hin und wieder auch selbst Forschungsarbeit betreiben, wie beispiels- weise ein Mobiltelefon verbrennen, um ein Spurenbild zu erhalten.» Angesprochen auf ihre Faszination für den Beruf meint Schlatter: «Kein Tag und kein Brand gleicht dem anderen und stellt deshalb immer wieder eine Herausforderung dar.»
Notbrücke für Olten
Die Schäden auf der Oltner Holzbrücke werden gemäss der Stadt Olten auf mehrere hundert- tausend Franken geschätzt, für die glücklicherweise eine Versicherung besteht. Obwohl die Brücke nicht einsturzgefährdet ist, sind die Schäden an der Fahrbahn gross und die Tragfähigkeit ist reduziert . Deshalb wird seit Dienstag im Inneren der Brücke eine insgesamt 40 Meter lange und zwei Meter breite Notbrücke erstellt. Wenn alles nach Plan läuft, ist die Brücke, respektive die Notbrücke, heute bereits begehbar. Diese ist für den Veloverkehr (ausser gestossene Velos) gesperrt und wegen des Höhenunterschieds von rund 70 Zentimetern durch zwei Rampen erschlossen. Sie bleibt für voraussichtlich ein halbes Jahr bestehen, davon vier Monate für die detaillierte Untersuchung, die Vorbereitungsarbeiten und die Beschaffung des Holzes sowie rund zwei Monate für die effektive Bauzeit.
<link http: www.polizei.so.ch>www.polizei.so.ch
<link http: www.olten.ch>www.olten.ch


