Der Förster aus dem Dschungel
Pensionierung Ende - dieses Monats wird der - Förster der Bürgergemeinde Olten pensioniert. Markus Frey über sein Leben im Dschungel, verschärfte Sicherheitsbestimmungen und seine Pläne nach der Pensionierung.
Nach nahezu 50 Jahren «im Wald» freue er sich auf seine Pensionierung, strahlt Markus Frey, Förster der Bürgergemeinde Olten. Insbesondere sei er froh die Verantwortung betreffend Sicherheit abgeben zu können. «Erschwert wurde das Thema nicht nur durch die erhöhten Sicherheitsauflagen, es sind insbesondere die Leute, welche zunehmend unvernünftiger werden und damit ein grosses Risiko darstellen», erklärt Markus Frey. Nicht nur auf der Strasse hat der Verkehr über die Jahre zugenommen, auch der Wald wird zunehmend von den unterschiedlichsten Nutzern beansprucht. «Wir erleben des Öfteren, dass Abschrankungen von Fussgängern schlicht überschritten werden und Biker mit 80 km/h den Asp in Hägendorf oder die Froburg hinunterrasen. Deshalb ist es oftmals nötig, dass jemand auf den Waldwegen den «Verkehr» im Auge behält, während die restlichen Forstarbeiter ihrer Arbeit nachgehen», erklärt Frey seine Besorgnis. Zum anderen ist der 65-Jährige erfreut, zukünftig keine Sitzungen mehr besuchen zu müssen. «Ich habe mein halbes Leben in Sitzungen verbracht», stellt Frey fest, der in den unterschiedlichsten Kommissionen und Organisationskomitees tätig war. Frey war bis zum jetzigen Zeitpunkt auch Mitglied des OKs für die Waldtage, welche vom 4. bis 7. September 2014 in Olten stattfinden werden. «Wir erwarten 30’000 Besucher», betont Frey nicht ohne Stolz und strahlt. Trotz seiner Vorfreude in den Ruhestand zu treten, war ihm sein Beruf und der Wald Berufung und Herzensangelegenheit zugleich. Und dies wird es auch weiterhin bleiben. «Selbstverständlich werde ich an den Waldtagen mithelfen, aber nicht mehr alsOK-Mitglied.»
Andere Zeiten
Auch früher habe er viele Sitzungen besuchen müssen, aber das sei eine geselligere Zeit gewesen, in welcher es noch üblich war, sich nach den Sitzungen auf ein Bier und einen Jass zu treffen. Diese geselligen Zeiten seien heute undenkbar. «Alkohol ist tabu und alle haben so viele Verpflichtungen, dass niemand mehr Zeit hat», bedauert Frey. Auch im Bereich der Arbeitsvorgänge hat sich in den vergangenen Jahren einiges verändert. Zunehmend sind Maschinen zum Einsatz gekommen, wo früher der Mensch von Hand gewirkt hat. Aber Frey hat sich dem Fortschritt keinesfalls verwehrt. Er war es, der 1982 als erster Förster im Kanton einen Computer erhalten hat. Computer hätten ihn stets interessiert, so lancierte er mit einem Freund gar eine Datenbank für die Erfassung der Stammdaten. «Dieses Programm wird heute noch von vielen Forstverwaltungen benutzt», erzählt Frey stolz und fügt an: «Meinen letzten Computerkurs habe ich vor zwei Jahren absolviert, seither kann ich die Waldpläne selbst ändern und anpassen.»
Fern der Geselligkeit
Der Umgangston habe sich ebenfalls in den vergangenen Jahren verschärft, so müssten die Mitarbeiter immer mal wieder Kritik vonseiten der Stadtbevölkerung einstecken. «Es gibt drei Kategorien von Menschen», erklärt Frey bestimmt. «Die Einen, die ihren Frust an uns auslassen, die Besserwisser und diejenigen, die sich ernsthaft um die Natur sorgen. Einzig um die Letzteren kümmerte ich mich und habe sie jeweils eingeladen mit mir den Wald zu besuchen, um ihnen die Vorgänge zu erklären.» Erklären, das kann der 65-Jährige gut, war er doch während 18 Jahren als Fachkundelehrer an der Gewerbeschule Solothurn tätig.
Förster mit 22 Jahren
Am 15. April 1964 absolvierteMarkus Frey, der in Wangen bei Olten aufgewachsen ist, seine Ausbildung zum Forstwart bei der Bürgergemeinde Hägendorf. Er habe sich bereits als Kind gerne im Wald aufgehalten. «Wenn andere «tschuttet» haben, war ich im Wald anzutreffen», erzählt Frey. «Ich wollte aber nicht Forstwart werden, sondern Förster», lächelt Frey. Da musste der umtriebige, junge Frey nicht lange warten. In der ersten Klasse der 1969 neu gegründeten Försterschule in Lyss startete er die Ausbildung zum Förster und bekam bereits mit 22 Jahren sein Diplom überreicht. «Ich war viel zu jung, um als Förster tätig zu sein.» Deshalb arbeitete Frey an der ETH im Bereich Arbeitstechnik.
Im Dschungel zu Hause
Nach drei Jahren an der ETH packte Frey das Fernweh. Er wollte den immergrünen Urwald entdecken und reiste 1972 für den Entwicklungsdienst nach Ecuador. Er lebte bei den Shuar-Indianern, welche sich sesshaft machen wollten und somit Hilfe bei der Erstellung ihrer Siedlungen benötigten. Frey lernte sie den Umgang mit Holz, die Betreibung eines Sägewerks und den Bau von Transportseilbahnen. Die Holzbeschaffung sei keine einfache Aufgabe gewesen. Da man möglichst wenig zerstören wollte, musste man kreative Wege finden, um das Holz zu gewinnen. «Der Urwald ist sehr dicht, deshalb haben wir am Fäll-Ort Behelfssägen eingerichtet und die Bäume dort zu Balken und Brettern gesägt. Mit Mauleseln wurden die Produkte jeweils transportiert», erklärt Frey. «Die Zeit im Urwald war die Schönste, die ich je erlebt habe», schwärmt Frey heute noch. Er seinerseits habe ebenfalls viel von den Shuar-Indianern gelernt, wie den Umgang mit dem Blasrohr, um gemeinsam mit den Indianern zu jagen. Selbstverständlich sei man auch wilden Tieren im Dschungel begegnet, aber man habe gelernt ihnen mit Respekt zu begegnen und auch die Vorbereitungskurse hätten ihm geholfen. Und die Verständigung? «Ich habe in Ecuador spanisch gelernt», erklärt Frey.
Die Visa und das Schicksal
Zurück in der Heimat erschien dem 28-Jährigen die Schweiz eng und öd. «Ich wollte wieder gehen», nickt Frey. Via Helvetas hätte Frey zum Himalaja reisen können, dieses Mal mit seiner Freundin. Da die Reise eine Heirat voraussetzte, heiratete das Paar kurzerhand am 16. Dezember. «Es hat geschneit», erinnert sich Frey schmunzelnd. Doch die Visa trafen nicht ein. Frey arbeitete während dieser Zeit bei einem befreundeten Förster in Trimbach. Mit 29 Jahren fasste Frey den Entschluss, als Förster tätig zu sein. Da die Visa auch nach über einem Jahr nicht eingetroffen waren, meldete sich Frey auf die ausgeschriebene Försterstelle der Bürgergemeinde Wangen. «Am Wochenende wurde ich zum Förster gewählt und am Dienstag darauf trafen die Visa ein», erzählt Frey etwas wehmütig. Doch ein Jahr darauf kam sein ältester Sohn Stephan und zwei Jahre darauf der jüngere Sohn Christian auf die Welt und die Auslandpläne traten in den Hintergrund. 1982 erfolgte der Wechsel als Förster zur Bürgergemeinde Olten.
Viele Pläne
Angst vor der Pension? «Der dritte Lebensabschnitt ist der gefährlichste, den überlebt niemand», scherzt Frey. Nein, er freue sich sehr, nicht mehr gebunden zu sein und Zeit zu haben die verschiedenen Projekte in Angriff zu nehmen. Im Haus und Gartenans Werk zu gehen, seine unzähligen Dias zu digitalisieren, zu Fischenund gemeinsam mit seiner Fraunoch verschiedene Reisen zu realisieren. Zudem hätten sie auch Verpflichtungen bezüglich ihrer Enkelkinder, welche zwei Tage pro Woche beiden Grosseltern sind. «Die Beiden sind goldig», schwärmt Frey. Ob er etwas bereue oder anders gemachthätte? «Wenn ich sicher gewesenwäre, dass das dritte Kind einMädchen wird, dann hätten wir drei Kinder. Ich hätte immer gerne eine Tochter gehabt», lächelt Markus Frey und freut sich auf die Zeit mit seiner Familie.