Detektivarbeit im Kunstmuseum

Kunstmuseum Olten Am Samstag, 20. Februar werden mit «Malerei zwischen Raum und Abstraktion» und «Otto Morachs Wandbildentwürfe» zwei neue Ausstellungen im Kunstmuseum Olten eröffnet. Der Stadtanzeiger hat das Museum während den Vorbereitungs- und Restaurierungsarbeiten besucht.

Katja Herlach, Kuratorin und stellvertretende Direktorin, und Restauratorin Claire Rast bei der Reinigung des Arbeitsentwurfes des im Original 7.5 Meter hohen und 27 Meter langen Werkes «Eisenverarbeitung», das Morach an der Landesausstellung 1939 in Zürich gezeigt hat. (Bild: mim)

Katja Herlach, Kuratorin und stellvertretende Direktorin, und Restauratorin Claire Rast bei der Reinigung des Arbeitsentwurfes des im Original 7.5 Meter hohen und 27 Meter langen Werkes «Eisenverarbeitung», das Morach an der Landesausstellung 1939 in Zürich gezeigt hat. (Bild: mim)

Aufgrund der identischen Fenster vermutet die Kunsthistorikerin Katja Herlach, dass es sich bei den beiden Arbeitsentwürfen, um dasselbe Haus handelt. Diese Information kann helfen, um den Ort der Innengestaltung herauszufinden. (Bild: mim)

Aufgrund der identischen Fenster vermutet die Kunsthistorikerin Katja Herlach, dass es sich bei den beiden Arbeitsentwürfen, um dasselbe Haus handelt. Diese Information kann helfen, um den Ort der Innengestaltung herauszufinden. (Bild: mim)

Im zweiten Stock sind zweiWandbildentwürfe des Solothurner Expressionisten und Kubofuturisten Otto Morach (1887–1973) auf einem Tisch ausgebreitet. Metallklötze beschweren die Arbeiten, die seit Jahrzehnten zusammengerollt waren und verstaubten. Die Oltner Restauratorin Claire Rast reinigt die Zeichnungen mit einem speziellen Handstaubsauger, Schwämmen und Pinsel. «Diese Arbeiten auf Papier dienten Morach als Vorlage für seine riesigen Wandbilder und als Anschau- ungsmaterial im Gespräch mit Auftraggebern. 2014 hat sie das Kunstmuseum Olten von Hugo Stüdeli, dem Neffen des Künstlers, aus dem Nachlass erhalten – als Ergänzung zu den bereits 2013 übernommenen und im selben Jahr ausgestellten nachgelassenen Gemälden. «Damit hat sich das Kunstmuseum Olten neben dem Museum für Gestaltung in Zürich, welches die Marionetten und textilen Arbeiten bewahrt, zu einem wichtigen Kompetenzzentrum für Morachs Schaffen entwickelt», erläutert die stellvertretende Direktorin Katja Herlach, die die bevorstehende Ausstellung über Morach kuratiert. Nachdem mit der Ausstellung im 2013 insbesondere die Gemälde von Otto Morach gezeigt wurden, gewährt die bevorstehende Ausstellung mit den Arbeitsproben einen Blick hinter die Kulissen, aber auch auf weitere Schaffensbereiche des Künstlers. Ausserdem zeige die Ausstellung auf, dass die Diskussion über die Kunst am Bau in der Schweiz noch nicht stattgefunden habe, betont Dorothee Messmer, Direktorin des Kunstmuseum Olten.

Leben und Kunst sollen sich ergänzen

Otto Morach erwarb 1908 das Sekundarlehrerpatent in mathematisch-naturwissenschaftlicher Richtung. Danach besuchte er während zweier Semester Kurse an der Universität und an der Kunstgewerbeschule, um sich zum Zeichenlehrer ausbilden zu lassen. Es folgten verschiedene Lehrtätigkeiten und Atelieraufenthalte in Paris. 1919 zog der Künstler nach Zürich, wo er an der Kunstgewerbeschule unterrichtete. In der ersten Phase seines Schaffens widmete sich Morach der Malerei. Später kamen die Fertigung von Plakaten, Marionetten sowie entsprechende Dekoration und die Wandmalerei hinzu. «Den Idealen des Werkbunds verpflichtet vertrat Otto Morach die Meinung, dass sich das Leben und die Kunst ergänzen sollen», erklärt Katja Herlach.

Puzzleteile zusammensetzen

«In den 1920er-Jahren hat Morach begonnen sich mit der Wandmalerei zu beschäftigten. Ein guter Zeitpunkt, da in dieser Zeit viele öffentliche Gebäude entstanden sind», zeigt Herlach auf. Später kam ein weiterer Aspekt im Bereich Kunst am Bau zum Tragen, dem der Arbeitsbe- schaffung für Künstler. Eine bekannte Wandmalerei von Morach ist beim Amthaus V in Zürich zu sehen. Zudem hatte der Künstler mit dem 7.5 Meter hohen und 27 Meter langen Werk «Eisen- verarbeitung» einen bedeutenden Auftritt in der Halle «Eisen, Metalle, Maschinen» an der Landes- ausstellung 1939 in Zürich. Für diese Arbeit besuchte er die verschiedenen Eisenwerke wie die von Roll, um sich über die Arbeiten und Abläufe zu informieren. Mit diesem Wissen konnte er ein authentisches Bild anfertigen. Bei der Durchsicht der Arbeitsproben ist die Kunsthistorikerin Katja Herlach auf quadratische Fragmente gestossen, bei welchen sie vermutet, dass es Teile dieses riesigen Werkes von der Landesausstellung sind. «Die meisten dieser Bildausschnitte dürften jedoch von Morach übermalt und so zu einem neuen Werk verarbeitet worden sein.» Vermehrt interessierte sich Morach auch für die Architektur und das im Zusammenhang mit der Malerei entstehende Gesamtkunstwerk. Deshalb werden in der bevorstehenden Ausstellung auch Entwürfe für Innenraumgestaltungen gezeigt. Solche Studien für Zimmerausschmückungen versucht die Kunsthistorikerin mittels Briefen, Notizen und Erkundigungen den Gebäuden zuzuordnen. «Bei zwei Entwürfen handelt es sich um dasselbe Fenster, weshalb ich annehme, dass es sich um denselben Standort handelt», erklärt Katja Herlach. Nun gilt es diesen zu finden - Detektivarbeit im Kunstmuseum.

Gemeinsames kuratieren

Bei der zweiten Ausstellung, die ebenfalls am Samstag, 20. Februar eröffnet wird, dreht sich alles um den Raum. Für einmal entschied jedoch nicht Museumsdirektorin Dorothee Messmer, welche Bilder gezeigt werden, sondern die Künstler wählten selbst aus ihrem Fundus aus. Ausstellen werden die Zürcher Künstlerin El Frauenfelder, der Basler Künstler Daniel Karrer und der Zürcher Künstler Christian Vetter. Mit ihren mitgebrachten Bildern wird die Ausstellung gemeinsam gestaltet.

Weitere Artikel zu «Stadt», die sie interessieren könnten

Stadt28.02.2024

«Heute sind sie hibbeliger»

Rosmarie Grünig Seit 45 Jahren unterrichtet sie Ballett, seit mehr als 40 Jahren im Dance Studio Olten. Anfang Mai findet aus diesem Anlass in…
Stadt21.02.2024

Kunst, nicht Kinderhort

Theaterstück Mitte März gelangt im Theaterstudio Olten ein Tanz- und Musiktheater zur Aufführung. Das Besondere daran: Protagonisten sind bei «Alice…
Stadtrat beantragt parlamentarische Kommission
Stadt21.02.2024

Stadtrat beantragt parlamentarische Kommission

Im Januar hat das Gemeindeparlament der Stadt Olten die neue Vorlage zum Projektierungskredit Kirchgasse 8 und 10 knapp zurückgewiesen; diese sah eine Sanierung…