Die 61. Fasnacht in Sicht

Fasnacht 2019 Am kommenden Mittwoch, 27. Februar startet um 21 Uhr die Oltner Fasnacht. Wir durften bei Säli-Zunft-Mitglied Bruno Schär, der heuer seine 61. Fasnacht begeht, einen Blick ins Fotoalbum werfen.

Bruno Schär, genannt «Chutz», an der Fasnacht 1997 vor dem Zunftlokal «Spittelschüür». (Bild: ZVG)
Bruno Schär, genannt «Chutz», an der Fasnacht 1997 vor dem Zunftlokal «Spittelschüür». (Bild: ZVG)

Ab nächstem Mittwoch, 27. Februar übernimmt Obernaar Reto dr Auerletscht das Zepter in der Stadt Olten. Zwar findet die traditionelle Schlüsselübergabe im Stadthaus aufgrund des budget- losen Zustandes nicht statt, doch einen symbolischen Akt hat das Fasnachts- und Umzugs Komitee Olten (FUKO) trotzdem angekündigt. Auch für Bruno Schär, der seit 1958 Mitglied der Säli-Zunft zu Olten ist, wird es eine spezielle Fasnacht werden.

Von Beiz zu Beiz doch nur bis 22 Uhr

Bereits seine Eltern hätten es geliebt, sich zu verkleiden und von Beiz zu Beiz zu ziehen. «Sie feierten damals wild Fasnacht, da es neben der Hilari-Zunft noch kaum Zünfte in Olten gab», erklärt Schär, der im Alter von neun Jahren das Trommeln im Jugendkorps, der heutigen Jugend-musik lernte. «Zum ersten Mal an der Fasnacht teilgenommen habe ich mit einer aus dem Jugendkorps gegründeten Jugendclique. Einfach so ging das jedoch nicht: Wir mussten bei der FUKO vortrommeln», erzählt Schär schmunzelnd. Nach deren Gutheissen sammelte die Gruppe als Clowns verkleidet mit einem Kässeli schon mal den einen oder anderen Batzen. Durch seinen Onkel kam Schär schliesslich 1958 gemeinsam mit seinem Cousin zur Säli-Zunft zu Olten, die vier Jahre zuvor gegründet wurde. Eine gewisse Umgewöhnung sei das Spiel in der Zunft unter den vielen erwachsenen Männern schon gewesen. «Wir hatten zuvor im Jugendkorps Ordonanz getrommelt, also zur Marschmusik. Bei der Säli-Zunft waren es zwar neue und uns unbekannte Stücke, die wir lernen mussten, aber dafür waren sie auch etwas langsamer zu spielen», so Schär, der sich erinnert, dass damals der Sonntagsumzug in der Schützi begann, auf die rechte Aareseite und wieder zurück in die Schützi führte. «Wir hatten in diesem Jahr das Thema «Stadtschriiber» und trugen einen Füllfederhalter auf der Larve und am Abend des Schmutzigen Donnerstags durften wir von Beiz zu Beiz mitgehen, doch nur bis 22 Uhr, dann mussten uns unsere Eltern abholen», erzählt der Fasnächtler lachend.

Ein Stück Zeitgeschichte

Damals habe es am Umzug auch Wagen gegeben, aber noch nicht diese grossen Bauten, die heute üblich seien, erzählt der 77-Jährige während er durch sein dickes Fasnachtsfotoalbum blättert. Dabei handelt es sich nicht nur um ein Stück Oltner Fasnachts-, sondern auch um ein Stück Zeitgeschichte. So thematisierte die Säli-Zunft 1960 den «Blick», das erste Boulevard-Blatt der Schweiz, oder 1965 die Mirage, ein Düsenjet der Schweizer Luftwaffe. Eine massgebliche Änderung erlebte die Säli-Zunft 1995. Dann nämlich wurde, längst nicht zur Freude aller Mitglieder, beschlossen, dass auch Frauen zukünftig der Zunft angehören dürfen. «Ich gehörte zu den Befürwortern, doch etwas Angst vor Zoff hatten wir alle», erklärt das einstige Mitglied der Trommler und Pfeifer (TroPfi) schmunzelnd und zeigt auf ein Foto mit vielen Fasnachtsplagetten. Bruno Schär sammelt diese seit 1948. Damals sei, nach dem Karton, die erste Metall-Plagette gegossen worden.

Wichtige Freundschaften

1963 wurde Bruno Schär von der Fuko als verdienstvoller Fasnächtler geehrt und nahm mit der Clique «Rhiischnooge» erstmals neben der Oltner auch an der Basler Fasnacht teil. «Solche Eherungen sind speziell und manchmal auch emotional», erzählt der einstige Elektromonteur lächelnd. Etwas emotional wurde es dann auch im vergangenen Jahr, als Bruno Schär für seine
60 Jahre als Aktivfasnächtler ausgezeichnet wurde. Auf die Frage, wie sich die Oltner Fasnacht über die Jahre verändert habe, meint der 77-Jährige: «Früher war Olten eine Strassenfasnacht, die mit einem zwanzig Zentimeter hohen Konfettiteppich durch die ganze Stadt allen offenstand. Heute ist die Fasnacht organisierter und geschlossener. Das ist wahrscheinlich auch nötig, da ansonsten vielleicht nicht mehr genug Personen den Anlass beleben würden», überlegt Schär, der auch unter dem Jahr die aus der Fasnacht gewonnenen Kamerad- und Freundschaften sowie die verschiedenen Aktivitäten wie Fondue- oder Spanferkel-Essen schätzt und es liebt sich in einem originellen Kostüm zu präsentieren.

Zurück an die Basis

«1985 hat die bisher kälteste Fasnacht stattgefunden», erzählt Schär und zeigt auf ein Bild, das den aus dem Speichel entstandenen Eiszapfen zeigt, der sich am Piccolo heruntergebildet hatte. Vier Jahre später übernahm er zum Thema «Bier und Hopfe» als Zapfhahn den Part des Tambourmajors und zwei Jahre darauf gründeten acht Personen die «Alte Garde». «Dies haben wir der Basler Fasnacht abgeschaut, deren ältere Mitglieder sich oftmals zu einer separaten Gruppe innerhalb der Zunft formieren. Bis auf den Moment, als uns unsere mit viel Mühe hergestellte Laterne vor dem Restaurant entwendet wurde, war dies eine besonders spezielle und schöne Fasnacht», erzählt Schär. Seither hat der Oltner immer mal wieder bei der «TroPfi» ausgeholfen, war aber Mitglied der «Alten Garde». Von 2012 bis 2017 nahm sich Bruno Schär gemeinsam mit seiner Ehefrau Heidi der Betreuung der Säli-Kids an, schliesslich haben sich nicht nur die eigenen Kinder, sondern sogar die Enkel längst mit dem Fasnachts-Virus angesteckt. «Unser Enkel Nico ist mit seinen dreieinhalb Jahren das jüngste Mitglied der Säli-Zunft», erzählt Schär nicht ohne Stolz und fügt an: «Da wir in diesem Jahr den Obernaar stellen, kehre ich nun ein letztes Mal in den Stammverein zurück.» Nach seiner 61. Fasnacht soll tatsächlich Schluss sein? Er werde sicherlich noch immer an der Fasnacht teilnehmen, aber nicht mehr als Aktivmitglied, schliesslich sei er ja nicht mehr der Jüngste. «Nun freue ich mich aber auf die bevorstehende fünfte Jahreszeit mit «unserem» sechsten Obernaar Reto dr Auerletscht. Es wird sicher eine gute Fasnacht werden und dann darf es auch die Letzte sein.»

Oltner Fasnacht 2019
27. Februar bis 5. März

Plagette: erhältlich an den meisten Kiosks in Olten und vor dem Sonntagsumzug bei der Securitas. Mehr Informationen zum Fasnachts-Programm finden Sie in dieser und der nächsten Stadtanzeiger Olten-Ausgabe in der Agenda oder unter:

 <link http: www.oltner-fasnacht.ch>www.oltner-fasnacht.ch

 

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