Die etwas andere Baustelle
Alte Holzbrücke Die Arbeiten auf der alten Holzbrücke gehen voran, wie ein Besuch auf der Baustelle zeigt. Daneben finden verschiedene Informationsanlässe zum Oltner Wahrzeichen statt, wie die morgige Auffahrtsexkursion des Solothurner Heimat- schutzes.
Unter dem Blick der Passanten, welche die Stadtseiten wechseln, wird unmittelbar neben der Notbrücke, die über die alte Holzbrücke führt, gesägt, gehämmert und schwere Balken positioniert. Acht Zimmermänner der Firma Holzbau Jäggi Dulliken AG arbeiten seit Februar auf der Brücke. «Es ist ein aussergewöhnlicher Auftrag und ein einmaliger Arbeitsort», bestätigt Inhaber Jonas Bader. «Ich bin seit 30 Jahren in dieser Branche tätig, dabei stellt die Instandstellung der Holzbrücke ein klarer Höhepunkt dar», erzählt der Zimmermeister und fügt an: «Auch für die Mitarbeiter ist diese körperlich sehr fordernde Baustelle aufgrund ihres Bezuges zum Oltner Wahrzeichen eine ganz Besondere, was sich in ihrem Biss zeigt», erklärt Bader lächelnd, der sich mit ungewöhnlichen Arbeitsplätzen auskennt, da er mit seinem Team auch bei der Renovation der Oltner Stadtkirche mitgewirkt hat. «Als ich vor mehr als zehn Jahren noch im Angestellten- verhältnis bei der Erneuerung des Brückenbelages beteiligt war, musste ich als einer vom Thal lernen, dass die alte Holzbrücke für die Oltner heilig ist», erzählt Bader schmunzelnd, der vor sieben Jahren gemeinsam mit seiner Ehefrau die Firma Holzbau Jäggi Dulliken AG gegründet hat.
Schwerwiegendes Unterfangen
Nachdem am 28. März 2018 der bislang grösste Brand, ausgelöst durch eine Zigarette, auf der alten Holzbrücke wütete und diese stark beschädigte, stimmte schliesslich das Oltner Parlament an der vergangenen November-Sitzung dem Kredit über 1,82 Millionen Franken für dessen Instandstellung zu. Darin enthalten sind auch die vorgezogenen Unterhaltsarbeiten über 400’000 Franken sowie rund 300’000 Franken für Verbesserungsmassnahmen, wie beispielsweise den Einbau einer Sprinkleranlage. Im Januar konnte mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden, für welche eine 10 x 15 Meter grosse Schwimmplattform bestehend aus einzelnen Metallelementen bei der Oltner Badi zusammengesetzt wurde. Mit der 40 Tonnen schweren Plattform wurden alle Materialien, wie die Gerüste, zur alten Holzbrücke transportiert.
Erschwertes Zimmerhandwerk
Die Zimmerleute konnten anfangs Februar ihre Arbeit aufnehmen. «Die Grundpfeiler der 1803 von Blasius Balteschwiler erbauten Holzbrücke wurden anfangs des 20. Jahrhunderts durch eine Betonplatte stabilisiert, die bei niedrigem Wasserstand an der Wasseroberfläche zu sehen ist», erklärt Bader und fügt an: «Wir haben im Februar mit den Unterhaltsarbeiten an den Pfeilern auf der Betonplatte begonnen. Dafür errichtete die Firma Rothpletz, Lienhard + Cie AG eine Wasserhaltung auf der Betonplattform.» Aufgrund des niedrigen Wasserstandes und wegen der Platzmöglichkeiten, welche die geschlossene Badi bot, wurde der Sanierungsstart auf die Wintermonate gelegt. Diese Strategie scheint sich zumindest in diesem Winter bewährt zu haben, so mussten die Arbeiten lediglich während zehn Tagen wegen dem höheren Wasserstand ruhen. «Die 400 Kilogramm schweren Eichenholzpfeiler aus Schweizer Wäldern mussten in der Badi mit einem Autokran auf die Schwimmplattform geladen und zur Brücke transportiert werden. Um die tragenden Pfeiler auszuwechseln ist eine provisorische Notabstützung nötig gewesen», erzählt Bader von den logistisch in den Bereichen Sicherheit und Handhabung sehr anspruchsvollen Arbeiten. «Es handelt sich um traditionelles Zimmerhandwerk, das jedoch durch die Tätigkeit auf dem Wasser zusätzlich erschwert wird.»
Sicherheit wird grossgeschrieben
Es dürfte wohl nicht jedermanns Sache sein, in luftigen Höhen mit dem reissenden Fluss unter sich zu arbeiten. Doch Bader korrigiert: «In luftigen Höhen ist nicht korrekt. In den vergangenen Jahren ist viel unternommen worden, um den Zimmermannberuf sicher zu machen.» Unmittelbar unter der Holzbrücke wurde eine Gerüstplattform errichtet, um einen Fall ins Wasser zu verhindern, aber auch die Fallhöhe zu minimieren. Auf die Frage, ob es nicht schwierig für eine eher kleinere Firma wie die 25-köpfige Holzbau Jäggi Dulliken AG sei, bis zu acht Mitarbeiter während rund eines halben Jahres permanent auf derselben Baustelle eingesetzt zu haben, meint Bader: «Das ist tatsächlich herausfordernd, doch solche Planungen und Kurzfristigkeiten gehören zu unserem Alltag.»
Den Nerv für Präzisionsarbeit
Seit März sind die Zimmerleute neben den Brückenpfeilern mit den Brandsanierungsarbeiten beschäftigt. «Besonders ein Abschnitt ist sehr stark beschädigt. Problematisch war, dass das Zugband, welches die Stabilität der Holzkonstruktion garantiert, in diesem Abschnitt zerstört wurde», erzählt Bader, der für den ungewöhnlichen Auftrag einen externen Holzbauingenieur hinzugezogen hat. Einige der Balken sind in der Mitte ausgebrannt, weshalb dafür eine Lösung gefunden werden musste. «Wir haben nun mehrere Holzbretter verleimt, um die Lücke auszufüllen, die jedoch lediglich eine Differenz von einem Millimeter haben dürfen», erklärt Bader, der besonders stolz ist, dass er einen Mitarbeiter hat, der die Nerven für eine solche Präzisions- arbeit aufbringt. «Da es nicht optimal ist, wenn der Leim zu grossen Temperaturschwankungen unterworfen ist und auch zum Schutz der Mitarbeiter vor «beratenden» Passanten, haben wir in einem Bereich einen Sichtschutz angebracht», erklärt der Chef.
Fertigstellung im August
Nachdem die Arbeiten an den Brückenpfeilern vor kurzem abgeschlossen werden konnten, wurde die Plattform abgebaut. Momentan verlegen die Zimmerleute die Balken aus Weisstannenholz, auf welchen der Boden zu liegen kommt. Weshalb demnächst auch die Sprinkleranlage verbaut werden soll, die bei einem Brand künftig von unten herauf löschen kann. Sobald der Boden verlegt ist, voraussichtlich ab Mitte Juni, wird der Notsteg abgebaut und die weniger stark in Mitleiden- schaft gezogene Fahrbahn auf der Nordseite saniert. «Zeitangaben», betont Bader, «sind
jedoch schwierig zu machen, da das Holz mancherorts stärker verfault ist, als ursprünglich angenommen.» Geplant ist, die Sanierungsarbeiten bis Anfangs August beendet zu haben.
Auffahrtsexkursion 2019 des Solothurner Heimatschutzes
mit Alt-Stadtarchivar Martin Eduard Fischer; Jonas Bader, Inhaber der Firma Jäggi Holzbau AG.
Leitung der Führung durch Sara Schibler, Architektin ETH/SIA und Denkmalpflegerin.
Treffpunkt: 30. Mai, 14 Uhr, beim ostseitigen Zugang zur Brücke (zwischen der Aarburgerstrasse und der Aare).
Der Anlass ist kostenlos und es braucht keine Anmeldung.