Die Lust am Lesen fördern

Leseförderung Seit fünf Jahren übergibt die Arbeitsgruppe Leseförderung am Anfang des Schuljahres eine Bücherkiste an die Primarschulen in Olten. Heute ist es wieder so weit.

Tabitha Germann und Roland Hochstrasser übergeben heute eine der Bücherkisten an die Klasse von Frau Schwaller im Hübelischulhaus in Olten. nko)
Tabitha Germann und Roland Hochstrasser übergeben heute eine der Bücherkisten an die Klasse von Frau Schwaller im Hübelischulhaus in Olten. nko)

Jedes Jahr kommen in der Deutschschweiz 8’000 bis 10’000 neue Kinderbücher auf den Markt. Wie sollen die Lehrer da noch wissen, womit sie arbeiten sollen? Roland Hochstrasser ist Leiter der Jugendbibliothek in Olten. Er meint: «Ein Lehrer hat nicht noch die Zeit, sich über alle diese Bücher zu informieren.» In der Jugendbibliothek Olten bekommen sie 800 bis 1’000 neue Bücher pro Jahr. Sich schon nur darüber einen Überblick zu verschaffen sei zeitaufwändig. Um eine Hilfestellung zu geben, veröffentlicht der Verein Kinder- und Jugendmedien Zürich jedes Jahr das Lesemagazin KJM. Dieses enthält Vorschläge von Büchern die geeignet wären, um in der Klasse zu bearbeiten.

Lesen in den Schulen fördern

 

2006 wurde in Olten in Auftrag der Schulkommission die Arbeitsgruppe Leseförderung gegründet. «Die Idee war, mit verschiedenen Projekten die Lust am Lesen bei den Kindern zu fördern», erklärt Hochstrasser, der ebenfalls in dieser Arbeitsgruppe mitwirkt. Jeweils ein Lehrer von jedem Schulhaus vertritt dessen Gesamtlehrerschaft. So kann auch die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Schulen in Olten besser organisiert werden. Aus dieser Arbeitsgruppe entstanden Projekte, wie zum Beispiel eine Sammlung von Fragebögen zum Bearbeiten der Bücher, die in der Schule gelesen werden. Diese wurde jedoch von der Internetplattform Antolin abgelöst, welche für mehrere zehntausend Bücher solche Fragebögen bereitstellt. Oder auch die Beteiligung am Bücherrucksack Bazillus, welcher durch die ganze Schweiz reist. Hochstrasser sagt: «Wir haben mit der Arbeitsgruppe verschiedene solche Projekte realisiert. Und dann stellte sich irgendeinmal die Frage: Was jetzt?» Hochstrasser ist, neben seiner Arbeit für die Jugendbibliothek und der Mitarbeit in der Arbeitsgruppe Leseförderung, auch Mitglied in der Kommission, welche die Bücher für das KJM auswählt. «In der Arbeitsgruppe Leseförderung kam dann die Idee auf, dass man doch mit diesem Lesemagazin etwas machen könnte», erinnert sich Hochstrasser.

Eine kleine Bibliothek unterwegs

 

Aus diesem Gedanken heraus entstand die Bücherkiste. «Der Weg in die Bibliothek ist für manche Kinder ein zusätzliches Hindernis zu lesen. Also bringen wir die Bücher einfach zu ihnen», erklärt Tabitha Germann, die ebenfalls Mitglied der Arbeitsgruppe ist. Und so funktioniert das Ganze: Von allen Büchern, die im KJM vorgestellt sind, wird jeweils ein Exemplar in eine Kiste gepackt, dazu wird ein Klassensatz an KJM Lesemagazinen gelegt. Die Kiste wird dann je an eine Klasse der linken und der rechten Aareseite verteilt. Die Kiste bleibt ein Quartal in einer Klasse und wird dann zuerst an die Klassen im gleichen Schulhaus, dann an das nächste Schulhaus weiter gegeben. «Es ist aber nicht die Idee, dass in der Schule mit den Büchern aus der Kiste gearbeitet wird. Sondern dass die Schüler einfach frei nach Lust und Laune lesen können», betont Hochstrasser. Es gäbe Lehrer, die zum Beispiel bevor sie die Kiste den Schülern zugänglich machen, mit ihnen das KJM durchlesen, damit sich die Kinder Gedanken machen können, welches Buch sie lesen möchten. Aber ansonsten seien die Kinder frei, ob sie sich einem Sachbuch, einer traurigen oder einer lustigen Geschichte, einem dicken oder dünnen Buch widmen wollen.

Lesen muss geübt sein

 

Germann meint: «Nicht jedes Kind kann sich zurückziehen und einfach in Ruhe lesen. Das muss auch geübt werden. Und das freie Lesen wird sehr geschätzt bei den Kindern». Da die Bücherkiste auf dem KJM basiert, sei meistens für jeden Geschmack etwas dabei. Aber man merke schon, dass gewisse Bücher, in der Zeit, in der sie in den Klassen unterwegs sind, auch in der Jugendbibliothek vermehrt ausgeliehen werden. Das sei so, weil ein Buch in der Schule jeweils nur von einem Kind und nicht von mehreren gleichzeitig gelesen werden kann. «Die Kinder fangen an, sich über die Bücher auszutauschen, ohne dass sie dazu gezwungen werden. Und das ist auch eines der Ziele dieses Projekts», beschreibt Hochstrasser.

Da das KJM in einem Jahr für die Unterstufe, das heisst zweite und dritte Klasse, herausgegeben wird, im nächsten aber für die Mittelstufe, also vierte und fünfte Klasse, hat auch die Bücherkiste diesen Rhythmus angenommen. «Eine Kiste bleibt jeweils zwei Jahre im Einsatz, damit zum Beispiel alle zweiten und dritten Klassen sie einmal besitzen. Dann wird sie wieder ausgetauscht», erklärt Germann. Dieses Jahr ist ein neues KJM für die Unterstufe veröffentlicht worden. Deshalb übergeben Roland Hochstrasser und Tabitha Germann zusammen mit Ueli Kleiner von der Direktion für Bildung und Sport die neue Bücherkiste der dritten Primarklasse von Frau Schwaller im Hübelischulhaus. Und nach zwei Jahren? Dann werden die Bücher unter den Lehrern aufgeteilt und eine neue Kiste startet ihren Weg durch die Schulhäuser und Klassen von Olten.

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