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Forstverwaltung Bürgergemeinde Olten Am Samstag führt die Forstverwaltung von 8 bis 11 Uhr einen Weihnachtsbaumverkauf im Werkhof am Rötzmattweg durch. Betriebsleiter Markus Frey gibt - einen Einblick in die lange Geschichte des Forstbetriebes Olten und in die Tätigkeit der Forstwarte.

Michael Bussinger (Forstwart-Maschinist) (v.l.), Markus Frey (Betriebsleiter), Jürg Fankhauser (Forstwartvorarbeiter/Lehrmeister) und Oliver Kaufmann vorne kniend (Lehrling im 2. Lehrjahr). mim)
Michael Bussinger (Forstwart-Maschinist) (v.l.), Markus Frey (Betriebsleiter), Jürg Fankhauser (Forstwartvorarbeiter/Lehrmeister) und Oliver Kaufmann vorne kniend (Lehrling im 2. Lehrjahr). mim)

Der Weihnachtsbaumverkauf sei kein Geschäft, mehr eine Dienstleistung der Forstverwaltung. Lediglich 300 bis 400 Weihnachtsbäume werden jährlich verkauft, denn die Forstverwaltung wolle keine Konkurrenz für die Bauern darstellen, erklärt der 64-jährige Förster und Betriebsleiter der Forstverwaltung Markus Frey. Die Weihnachtsbäume werden unter Hochspannungsleitungen im Säliwald und im Revier Asp gepflanzt, da diese an diesem Standort nicht zu hoch wachsen dürfen.

Vermögen in Wälder investiert

 

Die Bürgergemeinden hatten vor sehr langer Zeit begonnen, ihr Vermögen in Wälder und Ländereien zu investieren. Für die Bewirtschaftung des Waldes wurden Forstbetriebe beauftragt. «Die Forstbetriebe können auf eine lange Geschichte zurückblicken, denn die Menschen erkannten früh die Wichtigkeit des Waldes und der grosse Nutzen des Holzes als Baumaterial und Energiespender», erklärt Frey. Heute betreut die Forstverwaltung Olten 578 ha Wald in 12 Gemeinden und 3 Kantonen. Der Bannwald stellt das grösste zusammenhängende Waldgebiet dar. Daneben bewirtschaftet die Forstverwaltung den Säliwald, das Höfli/den Bornwald, den Hardwald, den Frohburgerwald und das Gebiet Asp/Spalen. «Zur Aufgabe des Försters gehört unter anderen, die Einhaltung der Forstgesetze, welche bereits 1802 erstmals in der Schweiz in Kraft traten», erklärt Markus Frey, einstiger Fachkundelehrer an der Gewerbeschule Solothurn. «Das Forstgesetz schreibt beispielsweise vor, dass Rodungen mit Neuanpflanzungen ausgeglichen werden müssen. Deshalb wurde mit der Entschädigungszahlung durch die grosse Rodung des Tannwalds, zugunsten des heutigen Bahnhofs und Industriegebiets, 1867 der Allerheiligenberg (BL) erworben. 1906 wurde der Sennberg Allerheiligenberg für die Errichtung der Solothurnischen Tuberkulose-Heilstätte verkauft. Das Revier Asp/Spalen blieb jedoch weiterhin in Besitz der Bürgergemeinde. «Mit dem Revier Asp/Spalen betreuen wir Wälder im Kanton Baselland. Ein Teil des Säliwaldes befindet sich ausserdem auf aargauischem Grund», erklärt Frey. Der Steinbruch, welcher vermietet ist, stellt eine weitere Einnahmequelle für die Forstverwaltung dar.

Breites Angebot

 

Durch die wirtschaftlich schlechte Entwicklung und den starken Franken sei die Holzindustrie in der Schweiz immer weniger konkurrenzfähig. Zudem seien in der Schweiz Holz-Grossindustriebetriebe verschwunden und auch viele Sagereibetriebe hätten ihre Tätigkeit einstellen müssen, so Frey. Zur Kundschaft der Forstverwaltung gehören hauptsächlich Sagereibetriebe, für welche je nach Wunsch Furnierholz, Sägerundholz, Konstruktionsholz oder Zerspanerholz angeboten wird. Daneben verkauft die Forstverwaltung Olten auch Industrie- oder Energieholz.

Strenge Sicherheitsvorschriften

 

Neben der Einhaltung des Forstgesetzes, für welches Frey gegenüber dem Kanton verantwortlich ist, gehören auch die strategischen und waldbaulichen Ziele und deren Planung zu seinem Aufgabengebiet. «Wir üben den gefährlichsten Beruf überhaupt aus und deshalb ist die detailreiche Planung, beispielsweise von Holzschlägen sehr wichtig, um Passanten, aber auch die Mitarbeiter zu schützen», betont der Förster, der sich an strenge Sicherheitsvorschriften zu halten hat. Frey ist aber auch für die Personalbetreuung und die verschiedensten administrativen Belange, wie Stundenlisten etc. zuständig.

Natur benötigt Zeit

 

Im Büro des Försters hängen Pläne der verschiedenen Waldgebiete, welche mit unterschiedlichen Farben gekennzeichnet sind. «Die verschiedenen Farben geben Auskunft über Alter und Holzart, so ist beispielsweise der Jungwuchs gelb markiert», erklärt Frey. Die beiden Stürme Viviane und Lothar haben einst den umliegenden Waldungen stark zugesetzt. Am Beispiel des Sturms Lothar, der 1999 auch die Schweiz nicht verschonte, zeigt sich, wie viel Wachstumszeit die Neuanpflanzungen in Anspruch nehmen, denn das Gebiet befindet sich auch nach 13 Jahren erst im Aufbau. «50 bis 100 Jahre benötigen Anpflanzungen, bis sie einen ersten Ertrag einbringen», erklärt Frey. Jeweils ab September beginnen die Forstarbeiter mit dem Holzschlag, die Pflege des Waldes findet in den Sommermonaten statt.

Anspruchsvolle körperliche Tätigkeit

 

«Holz ist für mich ein natürlich gewachsener Rohstoff, der auf verschiedene Arten ökologisch eingesetzt werden kann», so Frey, der in einem Holzhaus lebt. Vermisst der Förster die Arbeit an der Front? «Durch das Vermessen des Holzes halte ich mich regelmässig im Wald auf, aber selbstverständlich würde es mich auch manchmal reizen wieder an der Front mitzuarbeiten. Andererseits habe ich früher als Forstwart tagtäglich im Wald gearbeitet und kenne die anspruchsvolle, körperliche Arbeit», erzählt Frey, der 1964 bei der Bürgergemeinde Hägendorf die Ausbildung zum Forstwart absolviert hat. Damals habe man Spezialkleidung und Handschuhe noch nicht gekannt. Heute werde vieles mit Maschinen ausgeführt, was früher von Hand getätigt wurde. «Früher haben wir von Hand geholzt, damals stand uns aber auch mehr Zeit zur Verfügung. Heute muss diese Arbeit in einem Bruchteil der Zeit bewältigt werden», erklärt Frey.

Pension Ende nächstes Jahr

 

Die Forstverwaltung beschäftigt neben Förster und Betriebsleiter Markus Frey zwei Angestellte, welche einst bei Markus Frey ihre Ausbildung absolviert haben. Beide Angestellte waren mehr als 10 Jahre in anderen Betrieben tätig. Jürg Fankhauser ist Markus Freys Stellvertreter, Forstwartvorarbeiter und bildet die Lehrlinge aus. Michael Bussinger hat sich im Bereich der anspruchsvollen Maschinen zum Forstwart-Maschinist weitergebildet. Zudem ergänzt Oliver Kaufmann, Lehrling im 2. Lehrjahr das kleine familiäre Team.

Ende nächstes Jahr wird Markus Frey pensioniert. Im Moment werden Verhandlungen geführt, welche einen Zusammenschluss mit dem Forstbetrieb Unterer Hauenstein (setzt sich aus den fünf Gemeinden Trimbach, Winznau, Lostorf, Hauenstein-Ifenthal und Wisen zusammen) ins Auge fassen. Im Frühling soll darüber abgestimmt werden. Wird der Förster seine Arbeit vermissen? «Ich war während fast 50 Jahren in der Forstwirtschaft tätig und fahre noch heute gerne zur Arbeit, so Frey und fügt an: «Ich werde aber den Wald als Hobby behalten und hoffentlich nach der Pension mehr Zeit der Familie und den zwei Enkelkindern widmen können.»

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