Ein «frischer Zug» zwischen Olten und Aarau

Durchstich Eppenbergtunnel Am vergangenen Freitag wohnten Mineure, Medien- schaffende und Interessierte einem historischen Moment bei. Die letzten Zentimeter Gestein des Tunnelrohbaus wurden durchbrochen und die Durchquerung des Eppenbergs in Gretzenbach gefeiert.

Die Mineure feierten den historischen Moment des Durchstichs. (Bild: SBB CFF FFS)

Die Mineure feierten den historischen Moment des Durchstichs. (Bild: SBB CFF FFS)

Philippe Gauderon, Leiter SBB Infrastruktur, bedankte sich bei den Mineuren. (Bild: S. Furter)

Philippe Gauderon, Leiter SBB Infrastruktur, bedankte sich bei den Mineuren. (Bild: S. Furter)

Aus Bern angereist: Anna Barbara Remund, Vizedirektorin des Bundesamts für Verkehr. (Bild: S. Furter)

Aus Bern angereist: Anna Barbara Remund, Vizedirektorin des Bundesamts für Verkehr. (Bild: S. Furter)

Im roten SBB-Logo zeigten sich oben links Risse, dann kleinere Löcher, die schliesslich zu Grossen wurden. Steine bröckelten und rieselten zu Boden und ganze Brocken lösten sich und donnerten zur Erde, während sich die Tunnelbohrmaschine durch die letzten fünfzig Zentimeter Gestein frass. Um 10.30 Uhr war der Startknopf gedrückt worden. Mineure, Medienschaffende und Interessierte wohnten dem historischen Moment des Durchstichs des Eppenbergtunnels bei. Die SBB sprach von einem «Meilenstein» in der Geschichte des Schweizer Bahnnetzes und vom wichtigsten Bauprojekt nach dem Gotthardtunnel. Die Schweizerischen Bundesbahnen werden ab 2020 auf der Strecke verkehren. «Uns geht es blendend hier drinnen», verriet Tunnelpatin Karin Imbimbo, die Gemeindeschreiberin von Gretzenbach, die an Bord der 2400 Tonnen schweren Tunnelbohrmaschine live zugeschaltet wurde und die Zuschauer mitnahm auf die Reise durch die letzten bröckelnden Zentimeter. Drei Kilometer ist der Tunnel lang, 2’616 Meter genau. Ein Jahr lang hat es gedauert, um den Rohbau fertigzustellen, noch einmal ein Jahr wird es brauchen, um die Innenverkleidung zu betonieren und die Schienen zu verlegen. Die Durchfahrt hingegen wird lediglich rund eine Minute in Anspruch nehmen, wenn also für die Pendler das Licht am Ende des Tunnels erscheint, sind sie bereits im Kanton Aargau. «Der Eppenbergtunnel ist das Herzstück des Vierspurausbaus. Auf einem Viertel der Strecke bleibt den Reisenden in Zukunft die Sicht auf den Kanton Solothurn verwehrt, wenn sie durch den Tunnel fahren», sagte Bauleiter Philippe Gauderon und betonte, dass der Eppenbergtunnel eine riesige und anspruchsvolle Baustelle sei. Für ihren grossen Einsatz und die geleistete Arbeit bedankte er sich bei den Mineuren.

SBB-Erdöl-Imperium

Aus Bern angereist war Anna Barbara Remund, Vizedirektorin des Bundesamtes für Verkehr. Ihr zweiter Vorname entspricht dem der Schutzheiligen der Mineure, der «heiligen Barbara». Remund betonte denn auch, dass sie dankbar sei, dass das 855 Millionen Franken teure Projekt bis dato unfallfrei hatte gebaut werden können und mit dem Durchstich nun die Hälfte geschafft sei. «Ich freue mich, 2020 durch diesen Tunnel zu fahren», drückte die Vizedirektorin ihre Vorfreude aus und erwähnte, dass neben dem eigentlichen Bahnprojekt auch der ökologische Aspekt nicht zu kurz gekommen sei. «Im Zuge der Bauarbeiten wurde der Gretzenbach renaturiert.» Bis in drei Jahren die ersten Züge durch den Tunnel fahren können, werden noch die Verlegung der Geleise, aber auch Bau- und Umbauarbeiten an verschiedenen Bahnhöfen in der Region nötig sein. Mit dem Vierspurausbau zwischen Aarau und Olten soll eines der grössten Nadel-öhre im Mittelland bald der Geschichte angehören. Geplant sind zu Stosszeiten mehr Züge zwischen Zürich und Bern und ein durchgängiger Halbstundentakt zwischen Olten und Aarau mit Zwischenhalten in Dulliken, Däniken und Schönenwerd. «Es wird mehr regionale und internationale Verbindungen geben», versprach Philippe Gauderon, Leiter der SBB Infrastruktur. Während der Bauarbeiten war teilweise nur zwölf Meter unter Häusern hindurch gebohrt worden und das Team war sogar auf erdölhaltiges Gestein gestossen. «Leider war es zu wenig für ein SBB-Öl-Imperium», bedauerte Gauderon, nicht zuletzt mit Blick auf die hohen Projektkosten. Die SBB versprach auf ihren Werbegeschenken derweil «frischen Zug» zwischen Olten und Aarau.

Mineure und rotes Logo

Das Wandstück mit dem roten SBB-Logo war für den Tag des Durchstiches extra aus Spritzbeton gebaut worden. Nachdem die Tunnelbohrmaschine nach und nach sichtbar geworden war, bröckelte die Wand zwar, stürzte aber nicht ein. Schliesslich entschied sich die Leitung dazu, die Tunnelbohrmaschine abzustellen. Die Wand mit dem roten SBB-Logo wird dann im Laufe der kommenden Woche abgetragen werden. Die Mineure entstiegen der Bohrmaschine und wurden mit einem Kran und der Statue der Heiligen Barbara in der Hand unter Applaus auf den Boden zurückgebracht. Im Anschluss an den Durchstich gab es für alle Anwesenden einen Apéro. Eine Mineurin brachte gegenüber einem Berufskollegen zum Ausdruck: «Ich bin froh, dass alles gut gegangen ist.»

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