Ein Ideenkatalog für den Stadtrat
Klimaschutzbewegung Olten Am vergangenen Sonntag, 5. Mai führte das Schüler-Organisationskomitee im Begegnungszentrum Cultibo einen Workshop durch. Interessierte erarbeiteten gemeinsame Ideen, um den Verbrauch in der Stadt Olten zu reduzieren.
Sie hätten sich nicht auf der im März bei der Stadt eingereichten Motion ausruhen wollen, erklärt Julia Hodel und ihre Kollegin Aline Temperli fügt an: «Die Reaktion vonseiten des Stadtrates war eher ernüchternd, weshalb es umso wichtiger ist, aktiv zu bleiben und weiterhin für das einzu- stehen, was wir erreichen möchten.» Ihre Forderung lautet: bis ins Jahr 2030 im Inland Netto 0 Treibhausgasemissionen ohne Einplanung von Kompensationstechnologien.
Vorbildcharakter
Die beiden Kanti-Schülerinnen schlossen sich gerne an, als nach Personen gesucht wurde, die sich im OK der Schüler-Klimaschutzbewegung engagieren möchten. «Ich habe den Neujahrs- vorsatz gefasst mich aktiv für den Klimaschutz einsetzen zu wollen, weshalb die Anfrage gerade zum richtigen Zeitpunkt gekommen ist», erzählt Hodel und auch für Temperli ist die Mitwirkung eine Dringlichkeit. Beide Schülerinnen haben eine nachhaltige Lebensweise von zu Hause mitbekommen. «Wir sind Selbstversorger und ich ernähre mich vegetarisch, ausserdem wird am Familientisch viel darüber diskutiert, was getan werden kann, um eine Veränderung in der Gesellschaft zu erreichen», erzählt Hodel. Auch Temperli hat sich lange vor dem März mit dem Thema Klimaschutz befasst und sich gefragt, wieso es in der Schweiz keine Schülerbewegung gibt. «In unserer Familie essen wir saisonal, ausserdem waren das Konsumverhalten sowie Foodwaste stets ein Thema», erklärt die Schülerin. «Die Art, wie jemand aufwächst ist zwar wichtig, trotzdem habe ich mir meine eigene Meinung gebildet. Ich denke deshalb, dass auch jemand ökologisch leben kann, ohne ein Elternhaus mit Vorbildcharakter zu haben», betont Hodel.
Inputs durch einen Fachmann
Anlässlich des internationalen Klimastreiks am Freitag, 15. März, formierte sich erstmals auch die Oltner Bewegung und ging mit Transparenten auf die Strasse. Im Anschluss reichte das OK eine Motion ein und erwirkte, dass in Olten der Klimanotstand ausgerufen wurde. Es folgte die Klimademo am Samstag, 6. April und nun der zweistündige Workshop am vergangenen Sonntag, zu dem sich rund 60 Personen im entsprechend proppenvollen Begegnungszentrum Cultibo eingefunden hatten. Der Oltner Patrick Weibel, der Umweltnaturwissenschaften an der ETH studierte und bei der Umweltfachstelle der Stadt Luzern tätig ist, führte anhand des Luzerner Beispiels in die Thematik ein. Momentan setzt die Stadt den zweiten Aktionsplan um. Luzern hat sich zum Ziel gesetzt, die Emissionen bis ins Jahr 2050 auf 1 Tonne CO2 pro Person zu reduzieren. Anhand einer Statistik zeigte Weibel auf, dass noch immer viele Heizungen mit Öl und Gas befeuert werden, doch der grösste Posten dürfte wohl der Verkehr sein. «Es gibt drei Begriffe anhand welchen wir uns orientieren können: Ein Stichwort ist die Suffizienz, also die Genügsam- keit. Wir sollten uns fragen, was wir wirklich brauchen. Mit der Effizienz versuchen wir das, was wir wirklich brauchen mit einem möglichst geringen CO2-Ausstoss zu erreichen und als dritter Punkt müssen wir uns auf die erneuerbaren Energien konzentrieren», erklärte Weibel.
Angeregte Diskussionen
Im Anschluss war die praktische Mitwirkung gefragt. Die rund 60 Personen erarbeiteten gemein- sam mit dem rund zehnköpfigen OK Ideen, um dem Stadtrat schliesslich Massnahmen-Vorschläge zu unterbreiten. Für ein effizientes Arbeiten bildeten sich verschiedene Gruppen, die unter- schiedliche Themen bearbeiteten. Auf den Tischen lagen Anregungen von Patrick Weibel und weiteres Informationsmaterial. Angeregt diskutierte Jung mit Alt und Laie mit Fachmann. An einem Tisch sprachen die Mitwirkenden über die Wichtigkeit von Grünflächen, um den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken, damit auch in den Städten ein erträgliches Klima bleibt.
Am anderen Tisch wurde der Verkehr unter die Lupe genommen und die Frage diskutiert, wie Olten als Velostadt noch attraktiver gemacht werden kann. Die Frage «Wie» beschäftigte die Gruppe stark, denn mit Verboten, so waren sich die Anwesenden einig, kann kaum etwas erreicht werden. Einige sprachen sich für höhere Gebühren aus, um das Auto unattraktiver zu machen und die Idee eines autofreien Tages flammte auf. Beim Thema Abfall listeten die Teilnehmer strengere Richtlinien für Takeaway-Betreiber und öffentliche Abfallkübel mit getrennter Entsorgung auf.
Die Gruppe «Bildung» vermerkte, dass das Thema Klimaschutz bereits früh im Lehrplan aufge- nommen werden sollte.
Favoriten erkoren
Schliesslich wurden die verschiedenen Ideen im Raum aufgehängt und jeder Mitwirkende konnte bei seinen Favoriten einen roten Punkt setzen. Darunter befanden sich Dimmlichter für Schau- fenster und Strassenlaternen sowie Solaranlagen auf Firmendächern. Viel Zuspruch erhielten der autofreie Tag oder «ortoloco», eine selbstverwaltete Gemüsekooperative. Julia Hodel und Aline Temperli zeigten sich im Anschluss an die Veranstaltung glücklich, dass sich eine so grosse Gruppe von altersdurchmischten Leuten im Cultibo eingefunden und rege Diskussionen stattgefunden hatten. «Nun geht es darum die Ideen auszuformulieren, zu prüfen, ob es bereits Angebote in diese Richtung gibt und diese schliesslich dem Stadtrat als Ideenkatalog für Massnahmen vorzulegen», erklären die Schülerinnen. Als nächste Aktion ist ein weiterer Klimastreik am Freitag, 24. Mai während der Mittagspause vorgesehen. «Da wir nicht als Schulschwänzer bezeichnet werden wollen, findet der Streik ohne Umzug während der Mittagspause statt», erklärt Aline Temperli.