«Güselvater» in Pension

Pensionierung - Hanspeter Oertig tritt Ende Mai nach 21-jähriger Tätigkeit als Leiter Werkhof Olten in den Ruhestand. Er erzählt von der Einführung der Sackgebühren, seinem - Kontakt zu der Bevölkerung und wieso es ihm auch im Ruhestand keinesfalls - langweilig werden wird.

Hanspeter Oertig freut sich auf seine neu gewonnene Freizeit und die Zeit mit seiner Familie. mim)
Hanspeter Oertig freut sich auf seine neu gewonnene Freizeit und die Zeit mit seiner Familie. mim)

Den Kontakt zu den Oltnerinnen und Oltnern hat Hanspeter Oertig stets auf Augenhöhe geführt. «Mir war es wichtig den persönlichen Kontakt zur Bevölkerung zu pflegen, so bereitete es mir keine Mühe mit den unterschiedlichsten Menschen, egal ob einfacher Arbeiter oder Geschäftsmann, einen gemeinsamen Weg zu finden», erklärt der Leiter des Werkhofs Olten.

Vom Baumeister zum Leiter Werkhof

 

Hanspeter Oertig ist im «St. Galler Oberland» aufgewachsen und hat später die Ausbildung zum Baumeister absolviert. Vor dem Wechsel in das öffentliche Amt des Werkhofleiters war Oertig längere Zeit als Geschäftsführer einer Bauunternehmung tätig. «Ich hatte stets das Glück zum richtigen Zeitpunkt einen Wechsel ins Auge zu fassen. So schaffte ich den Absprung beim Baugewerbe, noch vor der Rezession», erinnert sich der65-Jährige zurück. Oertig wohnte bereits damals mit seiner Familie in Wisen und orientierte sich deshalb stets nach Olten. Am 1. Februar 1992 trat Oertig sein Amt als Leiter Werkhof in Olten an. «Meine Arbeit bestand darin, den Werkhof gegenüber der Politik, der Stadtverwaltung und der Bevölkerung zu vertreten», erklärt Oertig, welchem drei Bereichsleiter unterstellt waren. Ausserdem war er zuständig für die folgenden Abteilungen: Sekretariat, Innere Dienste, Magazin, Werkstatt und Entsorgung. Das Budgetieren und die Einsatzpläne gehörten zu den jährlichen Aufgaben. Zudem war Oertig für die Maschinen- und Fahrzeugbeschaffung zuständig. «Meine Tätigkeit umfasste auch Sitzungen mit der Stadtverwaltung oder Eventveranstaltern, zudem war es mir wichtig, mit jedem meiner 50 Angestellten regelmässigen persönlichen Kontakt zu haben. Dabei habe ich auch mal erfahren, wie es beispielsweise der Familie geht», betont Oertig. Niemand sollte mit einem Unbehagen zur Arbeit kommen, deshalb sei es wichtig, den Mitarbeitern Freiheiten zu lassen und Verantwortung zu übertragen.

Stets vor Ort, wenn es brannte

 

Doch nicht nur für seine Angestellten hatte Oertig stets ein offenes Ohr, auch für die Einwohnerinnen und Einwohner von Olten war er persönlich erreichbar. «Ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch und habe mir deshalb, wenn immer möglich, die Zeit genommen bei Reklamationen oder Unklarheiten die Betroffenen persönlich zu besuchen und dabei zu erklären, wieso etwas so gemacht wurde und nicht anders», erklärt der Werkhofleiter. Dabei konnte es sich um einen Baumschnitt handeln, der für den Besitzer zu kurz ausgeführt wurde, um die Entsorgung generell, den zu lauten Rasenmäher oder den Winterdienst. «Es war stets wichtig, alle Personen gleich und vor allem fair zu behandeln», erklärt Hanspeter Oertig. Die Führung einer Bauunternehmung und eines Werkhofes seien ähnlich, ein massgeblicher Unterschied sei der Einfluss der Politik im öffentlichen Amt. «Es hat etwas gedauert, mein politisches Verständnis zu entwickeln. Ich musste lernen, dass gewisse Prozesse aufgrund politischer Abläufe länger dauern», merkt Oertig schmunzelnd an.

Geschichten aus 21 Jahren

 

«Ja, spannende Geschichten gäbe es schon die eine oder andere», so Oertig und setzt mit der Einführung der Sackgebühren an. «Dies war ein einschneidendes Erlebnis. An der letzten kostenlosen Abfuhr haben wir innerhalb von zwei Tagen 300 Tonnen Abfall eingesammelt», berichtet er und fügt an: «Seither kämpfen die Werkhöfe mit Wilddeponien.» Als schön, aber anstrengend hat Oertig auch das erste Eidgenössische Schwingfest in Olten in Erinnerung behalten. «Wir haben Monate vorher mit der Planung und den Arbeiten begonnen. Am Schwingfest selbst stand fast die gesamte Belegschaft des Werkhofes im Einsatz», erzählt der 65-Jährige und betont, dass dies heute nicht mehr vorstellbar sei. Und zum Schluss, der Werkhofneubau, welcher 2008 bezogen werden konnte.

Auf der Sonnenseite des Lebens gelebt

 

Das politische Geplänkel scheint das Einzige zu sein, was Hanspeter Oertig immer mal wieder schwer gefallen ist: «Ich war während dem Bauboom als Baumeister tätig und habe viele gute Jahre als Werkhofleiter erlebt - ich stand auf der Sonnenseite des Lebens», meint Oertig und strahlt. Die Aufgaben des Werkhofes beschreibt Oertig als dankbar, denn diese sei sichtbar, im Gegensatz zu den Aufgaben der Polizei. «Wir machen keine bessere Arbeit als die Polizei, aber wenn wir den Abfall wegschaffen, etwas reparieren oder die Stadt schmücken ist unsere Arbeit stets für die Bevölkerung sichtbar», sinniert Oertig und es scheint als versuche er die Erklärung für sein Sonnenseitendasein im Leben zu finden.

Keine Langeweile

 

Und was macht der bald pensionierte Werkhofleiter, der mit der Elektronik auf Kriegsfuss steht, in seiner neu gewonnenen Freizeit? «Ich liebe die Natur und verbringe viel Zeit in unserer Skihütte in Sörenberg. Ich fahre daher auch den ganzen Winter Ski. Zudem werde ich bald zum zweiten Mal Grossvater und schwimme gerne oder fahre Velo. Ich liebe Spaziergänge mit unserem Hund und das Motorrad steht ebenfalls noch zu Hause. Bei Filmen bevorzugt Oertig die nordischen Krimis und Eishockey- und Fussballspiele verfolgt er gerne am Fernseher. Wenn all diese vielen Hobbys nicht ausreichen, um den Umtriebigen zu beschäftigen, werden es sein «Helfersyndrom» und seine Nachbarn in Wisen schon richten. Wie steht Oertig dem älter werden gegenüber? «Das ist ein Prozess und der geschieht einfach - anders als das alt werden - das ist nicht schön! Auch ich merke gewisse altersbedingte, körperliche Einschränkungen, doch mein tägliches Turnen, soll meine Muskeln erhalten und dafür sorgen, dass ich noch lange aktiv bleiben kann.»

Zum Schluss möchte Hanspeter Oertig dann aber noch etwas anbringen: «Ich wünsche meinen Mitarbeitern einen guten und verständnisvollen Chef - habe aber bei René Wernli ein gutes Gefühl», so Oertig väterlich und auch den Oltnern wünscht der ehemalige Werkhofleiter, trotz finanzieller Engpässe, alles Gute.

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