Kreidekreis wird transparent

Werkeinführung im Stadttheater Olten Fünf bis sechs Mal pro Saison bietet das Stadttheater Olten eine Werkeinführung an, welche einerseits Laien einen Werkeinstieg ermöglicht und andererseits Kennern Zusatzinformationen vermittelt.

Szene aus Brechts «Der Kaukasische Kreidekreis». mim)
Szene aus Brechts «Der Kaukasische Kreidekreis». mim)

Vergangenen Donnerstag war einmal mehr grosses Theater im Stadttheater Olten zu sehen. Unter der Regie des renommierten Schauspielers Peter Bause, welcher ebenfalls als Erzähler und Richter im Stück mitwirkte, wurde «Der kaukasische Kreidekreis» von Bertolt Brecht gezeigt. Beim «Kaukasischen Kreidekreis» handelt es sich neben der «Dreigroschenoper» um eines der bekanntesten Werke Brechts.

Einstieg auch für Laien möglich

Nach «Zusammen ist man weniger allein» von Anna Bechstein im September, der Komödie von William Shakespeare «Viel Lärm um nichts» im Oktober, dem Schauspiel von William Gibson «Licht im Dunkel» im November, «Ohne Gesicht» von Irene Ibsen Bille im März und der Oper von Giuseppe Verdi «Ein Maskenball» im März wurde auch für den «Kaukasischen Kreidekreis» zum sechsten Mal in dieser Stadttheatersaison eine Werkeinführung angeboten. Um19 Uhr, eine halbe Stunde vor dem offiziellen Aufführungsbeginn, versammelten sich rund 90 Interessierte im Konzertsaal des Stadttheaters. Die Kulturjournalistin Madeleine Schüpfer fasste einerseits die Handlung um den Kreidekreis zusammen und berichtete andererseits vom grossen Schriftsteller Bertolt Brecht und dessen Leben.

Besser verstehen mit Hintergrundinformationen

Mit Hintergrundinformationen über den Autor, dessen kommunistische Gesinnung und Lebenssituation machte Madeleine Schüpfer das Theaterstück fassbarer und verständlicher. Beispielsweise die Tatsache, dass Brecht, der 1898 in Augsburg geboren wurde, zwei Weltkriege miterlebte und in Zeiten von Nazi-Deutschland, wie so viele Schriftsteller und Gelehrte, das Land verlassen musste, sind Erlebnisse, welche in seinen Werken sichtbar werden. Zudem erwähnte Schüpfer die Provokation in Brechts epischen Theaterstücken. Der Begriff episches Theater wurde von Brecht geprägt und verbindet zweiliterarische Gattungen das Drama und die Epik und wird somit zum erzählenden Theater. «Brecht hatte die Absicht mit seinen Theaterstücken Ungerechtigkeiten und Konflikte aufzuzeigen und die Zuschauer aufzurütteln. Seine Theaterstücke, die als Provokation gedacht waren, erreichten jedoch nicht immer die Wirkung, die er sich erhoffte. Das Publikum genoss den gescheiten, witzigen, dramatischen und unterhaltsamen Inhalt und das Provokative verlor manchmal den eigentlichen Stachel. Brecht hat stets das Ganzheitliche interessiert, womit er komplexe Werke geschaffen hat, die noch heute aktuell sind. Zudem hat er mit dem epischen Theater der Theaterwelt zu neuen Impulsen verholfen», schloss Madeleine Schüpfer nach rund zwanzig Minuten die kostenlose Einführung.

Hintergrundwissen wird geschätzt

Die Gründe, wieso die rund 90 Personen eine Werkeinführung besuchten, dürften unterschiedlich sein. Margreth Frei aus Schönenwerd begründete ihren Besuch wie folgt: «Ich habe einerseits die Vorschau in der Zeitung gelesen, kenne den Inhalt von früher und habe mich nun gefreut durch die Werkeinführung von Madeleine Schüpfer Einzelheiten näher erklärt zu bekommen.» Auch Werner Bütikofer aus Olten schätzt die fundierten Hintergrundinformationen einerseits zum Stück, aber auch betreffend Regie und Schauspieler. «Ich bin kein besonders grosser Theaterkenner und begrüsse daher diese Möglichkeit.» Auch zwei Damen aus Obergösgen und Winznau schätzen die Werkeinführung und besuchen sie nach Bedarf.

Schulklassen anwesend

Auch zwei Schulklassen wohnten der Theateraufführung bei. Zum einen besuchte Nina Helbling mit interessierten Schülern der Sek1 Stufe 10 die Aufführung im Stadttheater und zum anderen befanden sich Schüler des Theaterkurses der Kantonsschule Olten von Reto Sperisen unter den Besuchern. Nina Helbling hat mit ihren Schülern die Einführung zum Stück selbst erarbeitet. «Für das10. Schuljahr dürfte die Werkeinführung etwas zu anspruchsvoll sein. Die Schüler haben denn auch den Besuch als Event genossen, da die meisten noch nie in einem Theater waren», erklärt Helbling. Dies bestätigten die zufriedenen Gesichter der Schüler, welche sich teils sichtbar in Schale geworfen hatten. Reto Sperisen, der sich mit seinen Schülern des Kanti-Theaterkurses jährlich zwei bis drei Theateraufführungen im Stadttheater Olten und in Solothurn oder anderswo ansieht, war dankbar bezüglich des Hinweises auf eine Werkeinführung und zeigte sich begeistert von der Inszenierung des «Kaukasischen Kreidekreises»: «Brecht hätte seine Freude daran gehabt.» Ob mit oder ohne Werkeinführung, Brechts Kaukasischer Kreidekreis war sehr gut besucht und zeigte während rund zwei Stunden Theater vom Feinsten. Die Inszenierung überzeugte mit einem stimmungsvollen Gesamtpaket: mit der musikalischen Begleitung durch das Harmonium, mit tollen Bühnenbildern und mit einem hervorragenden Schauspielensemble rund umPeter Bause.

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