Mit dem Kunstmuseum auf Reisen
Kunstmuseum Olten Mit ihrer aktuellen Ausstellung «Voyage, voyage! Über das Reisen in der Kunst» widmet sich das Kunst- museum Olten einem derzeit aktuellen Thema. Haben Sie schon mal einen mit Kunst gefüllten Wohnwagen gesehen?

Am kommenden Sonntag beginnen die Schulsommerferien und es zieht viele in die Ferne. Ob Ferien am Strand, Wandern in den Bergen, Campieren am See oder ein Städtebesuch - die Vorlieben sind vielfältig. Immer aber bedeutet das Reisen, Neues kennenzulernen, fremde Kulturen zu entdecken und somit seinen Horizont zu erweitern. Die Künstler und das Reisen pflegen deshalb schon seit je ein inspirierendes Miteinander.
Sammlung miteinbeziehen
«Ein Mal pro Jahr führen wir eine thematische Ausstellung durch. Dabei versuchen wir Künstler und Werke unserer Sammlung miteinzubeziehen», erklärt Museumsdirektorin Dorothee Messmer. «Beispielsweise war der Künstler Frank Buchser, von welchem sich Werkbestände im Kunst- museum Solothurn und Olten befinden, ein Vielreisender, der um 1850 Spanien und in der Folge auch England, Marokko und die USA bereiste. Aber auch Martin Disteli liess sich von seiner Expedition ins Rottal (BE) inspirieren. Unterwegs zu sein ist für viele Künstler eine wichtige Inspirationsquelle», weiss Messmer, die den Song «Voyage, voyage» der Sängerin Desireless im Kopf hat, sobald die Ferien bevorstehen. Klar, dass der Klassiker aus den 1980er-Jahren auch im Kunstmuseum zu hören ist. «Wir wollten jedoch nicht in erster Linie die Ferienthematik aufgreifen, sondern das Reisen zum Thema machen. Der Umgang mit der Fremde, das Einlassen auf das Ungewisse und die entsprechenden Auswirkungen auf die jeweiligen Werke», erklärt Messmer.
Von Kopfreisen und Kraftakten
Mit der Ausstellung wird aber auch das Kopfreisen angesprochen: Die Künstlerin Klodin Erb hat aus ihrer Erinnerung 48 kleine Landschaftsdarstellungen von Kapstadt bis zum Nordkap gemalt. Doch erst mit der Zeit werden für den Betrachter die reliefartigen schwarz-weissen Landschaften sichtbar. Hingegen auf den ersten Blick auffallen dürfte dem Besucher der mit Kunst gefüllte Wohnwagen mitten in der Eingangshalle. Mithilfe der mit einer Kamera ausgestatteten Modell- eisenbahn, erhalten Interessierte die Möglichkeit, die verschiedenen Kunstwerke im Inneren zu entdecken. «Der TransK3Express-Wohnwagen von Sergej Klammer und Sandi Paucic ist seit 2007 unterwegs und beinhaltet Arbeiten von über 30 Kunstschaffenden. Nach dem internationalen Project(OR)-Festival in Rotterdam (NL) und der Swiss Art Awards in Basel hat das Künstler-Duo den Wohnwagen nach sieben Jahren nochmals aus der Garage geholt und zeigt ihn nun vermutlich zum letzten Mal anlässlich unserer Ausstellung», erzählt Messmer und berichtet schmunzelnd vom Kraftakt, bis der Wohnwagen in der Eingangshalle stand: «Wir mussten ihn mithilfe von zehn Personen kippen und so durch das grosse Glasfenster hineinhieven.»
Ausserhalb der Komfortzone
Der eine Raum im Erdgeschoss ist dem Basler Künstler Dadi Wirz gewidmet, der als Sohn eines Ethnologen auf verschiedenen Kontinenten aufwuchs. Er präsentiert neben Flussläufen einen Teil seines persönlichen Reisearchivs. «Unsere Ausstellung zeigt auch, dass die Vorstellung einer Reise gross ist und deshalb Enttäuschungen nicht selten sind. Das Reisen ist denn auch meist eine Konfrontation mit sich selbst - ausserhalb jeglicher Komfortzonen», weiss Messmer. Auch auf den weiteren Stockwerken nähern sich die Künstler mit ihren jeweiligen Kunstformen verschied- enen Blickwinkeln des Reisens oder des unfreiwilligen Reisens an. «Die Fluchtreisen sind längst im Kunstschaffen angekommen», betont Messmer und verweist auf das Video «Erfans Notebook». Darin lässt der Fotograf David Zehnder das afghanische Flüchtlingskind Erfan durch sein Notiz- buch blättern. Zu sehen sind Telefonnummern, E-Mail-Adressen und englische Sätze, die seinen Lernprozess aufzeigen. Ein Lernen aus der Dringlichkeit: Can you help me?
Reisende Baumstämme
Ebenfalls auf der Reise befindet sich der «Bloch», dieser bezeichnet den letzten Fichtenstamm des Winters, der am Ende der Appenzeller Fasnacht jeweils von Urnäsch nach Herisau und wieder zurückgezogen wird. Das Künstler-Duo «Com&Com» lässt seit 2011 den Baumstamm durch die Welt reisen. Im Moment befindet er sich in Südafrika. Ziel des Projektes ist es einen urtümlichen Brauch in die Welt zu tragen und mit fremden Kulturen und Menschen in Dialog zu stellen. Auf einer Kunst-Pilgerreise von Kassel (DE) nach Athen (GR) befindet sich die Freiburgerin Marinka Limat. Sie kann via verschiedenen sozialen Medien begleitet werden. Speziell sind die Werke von Felix Brenner, der seine Bilder in Rauschzuständen anfertigt. Egal ob Wohnwagen, Baumstämme oder Malen auf LSD, eine Reise ins Kunstmuseum dürfte Daheimgebliebenen neue Blickwinkel aufzeigen. Die Ausstellung «Voyage, voyage!» ist noch bis 20. August zu sehen.
<link http: www.kunstmuseumolten.ch>www.kunstmuseumolten.ch