Satellit in Olten gelandet
Kunstmuseum Olten Noch während eineinhalb Wochen kann die Jahresausstellung des Kunstvereins Olten im Kunstmuseum - besichtigt werden. Die Ausstellung vermag durch ihre - breite Ausrichtung die unterschiedlichsten Kunstinteressierten anzusprechen.
Auf drei Stockwerken zeigt das Kunstmuseum Werke von 57 Kunstschaffenden beziehungsweise Künstlerkollektiven aus dem Kanton Solothurn oder mit Solothurner Bezug. 189 Künstlerinnen und Künstler haben sich mit 679 Werken für die Teilnahme an der Ausstellung beworben. Gabriele Bono (Kunstverein/Jurypräsidentin), Raffael Dörig (Kunsthaus Langenthal) und Ursula Palla (Künstlerin) bildeten die dreiköpfige Jury. «Wir haben während zweier Tage hoch konzentriert an der Auswahl für die Ausstellung gearbeitet», erzählt Gabriele Bono. Mit Zetteln markierte jeder für sich seine Auswahl. Später wurden die Entscheidungen besprochen. «Kunstwerke wegzulassen wurde von Entscheidungsdurchgang zu Entscheidungsdurchgang schwieriger, hatten wir doch den grössten Respekt vor den eingereichten Arbeiten und versuchten so nach bestem Wissen und Gewissen eine spannende und vielschichtige Ausstellung zusammenzustellen», fährt Bono fort. In der Schlussrunde wurden Dorothee Messmer und Katja Herlach vom Kunstmuseum Olten beratend miteinbezogen.
Breites Spektrum
Die Ausstellung hält ein breites Spektrum bereit, sowohl bei den Künstlern, wie auch bei der Kunst an sich. Die älteste Künstlerin ist 87 Jahre und der jüngste Künstler 26 Jahre alt. Zudem umfasst die Ausstellung neben Malerei und Zeichnung mit den unterschiedlichsten Motiven, auch Fotografien, Skulpturen und «Neue Medien».
Eyecatcher im Erdgeschoss
Den Eyecatcher der Ausstellung stellt der riesige Satellit im Erdgeschoss dar, welcher vom Künstler Bruno Streich gefertigt wurde. «Das Objekt ‹satellite s10› wurde von Dorothee Messmer und Katja Herlach, welche die Werke den Räumen und Plätzen zugeordnet haben, wunderbar in Szene gesetzt», zeigt sich Jurypräsidentin Gabriele Bono begeistert. «Bruno Streich liess sich an der ETH zum Ingenieur mit Schwerpunkt Luft- und Raumfahrttechnik ausbilden. Später wurde er Assistent und Oberassistent am Institut für Leichtbau der ETH und arbeitete zudem als selbstständiger Entwicklungsingenieur. Seit 2008 ist er künstlerisch tätig», erklärt Silja Meyer, Praktikantin im Kunstmuseum Olten, welche die Ausstellung und ihre Künstler durch die von ihr präsentierten Mittagsführungen sehr gut kennt. Ebenfalls im Eingangsbereich wird der Besucher von einer Installation von Fritz Breiter empfangen, welcher aus alten Schuhleisten sein Werk «Kommt - Geht» geschaffen hat. Des weiteren präsentiert im dritten Raum im Erdgeschoss der Oltner Künstler Jörg Binz vier Bilder in Öl.
Die Freiheit die Kunst fliessen zu lassen
Das temporäre Werk des jüngsten Künstlers Jan Hostettler entstand kurz vor der Ausstellung. «Hostettler macht einen Spagat zwischen präziser Kunst und der Freiheit, Farbe fliessen zu lassen», so Gabriele Bono. Der 26-Jährige bohrte in präzisem Abstand Löcher in die Wand, um diese später mithilfeeiner Spritze mit Farbe zu füllen. Die auslaufende Farbe stellt nun das Wandkunstwerk in einem, je nach Ansicht, dreidimensionalen Raum dar. Diagonal im ersten Raum steht das Werk der ältesten Künstlerin, der86-jährigen Elsie Wyss, dem Werk «Run out» des jüngsten Künstlersgegenüber.
Ein Blick aus dem Fenster
Der nächste Raum vereint Fotografie mit Malerei und neuer Technik. Ein sehr persönliches und berührendes Werk stammt von der Künstlerin Gergana Mantscheva. Ein Blick aus dem Fenster ihres Heimatortes in Bulgarien zeigt das gegenüberliegende Wohnhaus. «Trotz des genormten Wohnblocks vermitteln die teils erleuchteten Fenster eine gewisse Individualität», stellt Bono fest. Daneben hängen drei faszinierende, teils melancholische Bilder von Jürg Orfei zum Thema Raum. Auf der linken Seite sind Fotografien von Nico Müller zu sehen. Das achtteilige Werk «Dead Spaces» zeigt tote Räume. «Durch die Art, wie sie fotografiert wurden, haben sie teils fast eine erotische Wirkung», stellt Bono fest. Im nächsten Raum bilden die ‹Wasserfälle› von Barbara Meyer Cesta einen Blickfang. Meyer Cesta ist die Gewinnerin des Auszeichnungspreises der Rentsch-Stiftung, welcher dieses Jahr erstmals verliehen wurde. «Die Künstlerin stellt mit der sehr leuchtenden, aber auch höchst giftigen Farbe Zinoberrot fünf Wasserfälle dar», erklärt Silja Meyer. Meyer Cesta verbindet gedanklich reines Wasser mit ökologischen Sünden.
Seltene Blicke auf Olten
Der dritte Stock des Kunstmuseums bildet den Abschluss der Ausstellung und zeigt nochmals die ganze Bandbreite von Malerei bis zu «Neuen Medien» auf. «Die drei Zeichnungen von Franz Anatol Wyss behandeln sein Thema - den einsamen und ausgelieferten Menschen», erklärt Gabriele Bono. Die Videoinstallation im hintersten Raum «New York - St. Tropez - Olten» von Cécile Weibel spielt mit den Sehnsüchten und zeigt ein Olten, wie es selbst die meisten Oltner noch selten zu sehen bekommen haben.
Veranstaltungshinweise:
Kunst-Stammtisch Dienstag,
21. Januar, 19.30 Uhr
im Kunstmuseum
1. Oltner Künstlerball, 25. Januar,
20 Uhr im Kunstmuseum
Der öffentliche Anlass, zu dem alle kulturinteressierten Oltnerinnen und Oltner eingeladen sind, steht unter dem Motto «Disteldi-Distelda». Der Abend wird eröffnet von einem grossen Buffet, das von einem Künstlerpaar gestaltet und gekocht wird. Musikalisch begleitet wird das Essen vom Duo «Stellamar», bestehend aus dem Sopransaxophonisten Marcel Wyss und dem Akkordeonspieler Basso Salerno. Danach wird das Parkett freigeräumt und im grossen Saal getanzt, mit der Band um den Künstler Andreas Hofer und dem Sound von GermannLorenzi. Die übrigen Räume des Museums werden von Künstlerinnen und Künstlern gestaltet, etwa die diesjährige Rentsch-Preisträgerin Barbara Meyer-Cesta und Haus am Gern, die mit einer Porträtaktion aufwarten oder Christoph Hess und seine Strotter Inst.rument Klang-Performance.