Schulkapitän auf unruhiger See
Leiter Direktion Bildung und Sport Anfangs November hat Thomas Küng seine Tätigkeit als Leiter der Direktion Bildung und Sport aufgenommen. Wir haben mit ihm über seinen Wechsel vom Maschinenmechaniker zum Lehrer und den Lehrplan 21 gesprochen sowie das Label «Kinderfreundliche Gemeinde» unter die Lupe genommen.

Thomas Küng hat seine Tätigkeit als neuer Leiter der Direktion Bildung und Sport mit dem budgetlosen Zustand reichlich turbulent begonnen. «Spannend, vielschichtig und herausfordernd war mein Start - auch angesichts der aktuellen politischen Situation», bestätigt Küng. Auf die Frage wie sich dieser Zustand auf seine Arbeit auswirke, erklärt er: «Projektartige und pädagogische Innovationsthemen bleiben aktuell oft noch auf der Strecke.» Der im luzernischen Nebikon wohnhafte Küng hatte bis zu seinem Stellenantritt anfangs November kaum Berührungspunkte mit Olten. «Die Schweizer Bildungswelt ist relativ klein und die Personen sind untereinander gut vernetzt, doch hier in Olten spürte ich die Kantonsgrenze und kannte deshalb von der 220-köpfigen Lehrerschaft nur eine einzige Person», erzählt Küng und fügt an: «Dies ist als neuer Gesamtschulleiter Risiko und Chance zugleich. Risiko, weil die Vernetzung noch fehlt und Chance, weil ich als Auswärtiger unbefangen bin und alte Geschichten ruhen lassen kann.»
Vom Maschinenmechaniker zum Gesamtschulleiter
Der 48-jährige Thomas Küng stammt aus einer Lehrerfamilie, entschied sich jedoch aufgrund seines technischen Interesses für die Ausbildung zum Maschinenmechaniker. «Nach dem Abschluss meiner Ausbildung erhielt ich das Angebot als Instruktor in der Lernwerkstatt einzusteigen.» Er merkte jedoch rasch, dass es für die schwächeren Auszubildenden keine geeigneten Rezepte gab, um Wissen zu vermitteln. «Aus diesem Grund reifte der Gedanke, eine entsprechende Weiterbildung im technischen Bereich zu absolvieren oder den pädagogischen Weg einzuschlagen. Schliesslich liess ich mich auf dem zweiten Bildungsweg zum Primarlehrer ausbilden», erzählt Küng und fügt lächelnd an, «dies mit dem Gedanken, dass mich mein Weg mit pädagogischem Rucksack schliesslich wieder zurück in die Industrie führen wird.» Nach dreieinhalb Jahren Ausbildung wollte Küng jedoch das Gelernte anwenden und begann 1994 als Primarlehrer zu arbeiten. Seine Liebe zum Technischen lebte er nun in seiner Freizeit und im Fachunterricht aus. Zehn Jahre unterrichtete Küng als Klassenlehrer auf Primar- und anschliessend als Fachlehrer auf Sekundarstufe. Parallel dazu absolvierte er die Schulleiter- ausbildung.
Kinderfreundliche Gemeinde
Schliesslich wurde Küng vollamtlich Schulleiter an der Volksschule der luzernischen Gemeinde Wauwil. «Nach den vielen Jahren Unterricht mit wiederkehrendem Turnus traten für mich strategische Themen in den Vordergrund. Ich interessierte mich für Entwicklungs- und Führungsthemen und stellte fest, dass meine ruhige Art auch in Krisensituationen für diesen Posten wertvoll sind.» Er hatte die Möglichkeit sich einzubringen, was er mit der Führung verschiedener Projekte, unter anderem mit dem Unicef-Label «Kinderfreundliche Gemeinde» im Bildungsbereich tat. Ist auch Olten ein Kandidat für das Label? «Mein Vorgänger Ueli Kleiner hat mit seinem Team innerhalb der Schule Olten wichtige Vorarbeit geleistet. So sind Leitideen, die das Kind in den Mittelpunkt stellen, wichtige Ansatzpunkte. Um jedoch tatsächlich kinderfreundlich zu werden, muss eine breit abgestützte strategische Ausrichtung über alle entscheidenden Gremien hinweg das «Kind ins Zentrum» stellen», betont Küng. Neben dem sichtbaren Teil, wie beispielsweise dem Bau von Spielplätzen und Infrastruktur, Angeboten von Vereinen und der öffentlichen Hand, spiele im Thema Kinderfreundlichkeit auch die Mitsprache und Partizipation der Kinder eine zentrale Rolle. Kinder leben im Hier und Jetzt: Wünsche und Ideen müssten somit flexibel und schnell umgesetzt werden können. Grundsätzlich fange deshalb die Entwicklung hin zur «kinderfreundlichen Stadt» im Kleinen an. Beispielsweise an der Schule selbst mit Klassen- und Schülerräten, in den Familien und auf dem Spielplatz mit früher Förderung. «Gerade in Olten mit einem Fremdsprachenanteil von über 42 Prozent bei den Lernenden ist die Vernetzung der Bereiche Familie, Schule, Freizeit sehr wichtig. Damit dies gelingt, müssen möglichst alle Beteiligten miteinbezogen werden», betont Küng, der nach seiner 15-jährigen Tätigkeit als Schulleiter vier Jahre im Bereich der Konzeption und Programmierung einer Schuladministrations- software tätig war.
Lehrplan 21 bleibt ein Thema
Auf die Frage, wo Thomas Küng, der sich selbst als strukturiert und kreativ mit Macherherz beschreibt, mit der Schule Olten hinwill, meint er: «Grundsätzlich gilt es nichts an einem Konstrukt zu verändern, wenn nicht eine klare Vision besteht oder ein Leidensdruck herrscht.» Die Oltner Schulen seien über lange Zeit von einem konstanten Team auf gesamtschweizerische oder kantonale bildungspolitische Themen vorbereitet worden. Ein allgegenwärtiges Thema bleibe dabei der Lehrplan 21, der als Fundament für die jeweiligen Fächer, Themen, Lehrmittel und Lernmethoden gelte. «Beim Lehrplan 21 steht nicht mehr primär die Wissensvermittlung, sondern ein effizientes und effektives Anwenden von Gelerntem im Vordergrund und dies immer
öfter in Gruppenarbeiten, um auch soziale Kompetenzen zu fördern», erklärt Küng. «Die Umstrukturierungen zum Lehrplan 21 sind komplex. Zudem richtet dieser einen hohen Anspruch an die Lehrpersonen, welche ihn in zunehmend heterogenen Gruppen anwenden müssen.»
Anstehende Arbeiten
Neben dem Lehrplan 21 beschäftigt den neuen Leiter der Direktion Bildung und Sport auch die Schulraumplanung. «Es besteht ein grosser Anspruch an die Multifunktionalität der Schulhäuser, dies betrifft jedoch nicht nur das neue, geplante Schulhaus, sondern alle», betont Küng. Auch im Bereich der Schulentwicklung würden sich im Zuge der Umsetzung des Lehrplans 21 einige Fragen stellen: Beispielsweise wie sich der Unterricht und die Beurteilung weiterentwickelt oder eine zeitgemässe Informatische Bildung umgesetzt werden kann. «Im Bereich der Digitalisierung ist die Schule Olten voll mit dabei. Richtungsentscheide, wie der Einsatz von iPads im Unterricht, sind im Umfeld schneller Entwicklung nicht einfach zu treffen. Ein ebenfalls wichtiges Anliegen ist es, bei der Personalentwicklung anzusetzen, damit die Lehrpersonen für all die Neuerungen bereit sind», erklärt der 48-Jährige. «Ich bin der Meinung, dass diese Entwicklungen sorgfältig, mit massvollen Schritten und regelmässiger Standortbestimmung vorgenommen werden müssen.» Als Gesamtschulleiter sei es ausserdem wichtig zu verstehen, wohin die Stadt möchte. «Man sollte Sorge tragen zu dem was man hat und eine klare Vision davon haben, wo man gemeinsam hinmöchte. Mein Fokus liegt momentan auf dem Beruf, doch durch meine Kinder im Alter von 13, 16 und 18 Jahren bin ich auch zu Hause mit schulischen Themen konfrontiert, dann aber als «Kunde», was mir eine andere Sichtweise auf den Bildungsbereich ermöglicht», so Küng, der zum Ausgleich Schlagzeug in einer Band spielt.
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