«Sogar in fingerbreiten Spalten verstecken sich Fledermäuse»

Fledermausschutz In Olten flattern mehr Fledermäuse in der Nacht umher als gedacht. Viele davon sind jedoch bedroht. Seit diesem Mai setzt sich Helen Rutishauser als neue kantonale Beauftragte für die kleinen Nachtschwärmer ein und erklärt, warum Landwirte oder auch andere Tierarten von diesen Schutzmassnahmen profitieren.

Helen Rutishauser setzt sich als kantonale Fledermausschutz-Beauftragte für die Förderung und Erhaltung der Fledertiere ein, beispielsweise mit Kästen an der Rankwogbrücke in der Region Olten. (Bild: vwe)

Helen Rutishauser setzt sich als kantonale Fledermausschutz-Beauftragte für die Förderung und Erhaltung der Fledertiere ein, beispielsweise mit Kästen an der Rankwogbrücke in der Region Olten. (Bild: vwe)

Mit Tierbild versehen und kleinen Eingangsöffnungen: Die Fledermauskästen an der Rankwogbrücke sind leicht zu übersehen. (Bild: vwe)

Mit Tierbild versehen und kleinen Eingangsöffnungen: Die Fledermauskästen an der Rankwogbrücke sind leicht zu übersehen. (Bild: vwe)

Blutsauger, fliegende Nagetiere oder böse Kreaturen - um Fledermäuse, die zur Ordnung der Fledertiere gehören und nichts mit Mäusen gemein haben, ranken seit jeher abenteuerliche Mythen. «Vor allem Kinder sind jeweils enttäuscht, wenn ich ihnen erkläre, dass es nur in Amerika blutsaugende Fledermäuse gibt. Hierzulande ernähren sie sich vor allem von Insekten», erzählt Helen Rutishauser schmunzelnd. Die Umweltingenieurin setzt sich seit Mai als kantonale Fledermausschutz-Beauftragte nicht nur für Schutzmassnahmen zur Erhaltung und Förderung der Fledertiere ein, sondern will auch die Bevölkerung für die Nachtschwärmer sensibilisieren und Vorurteile sowie Ängste aus der Welt schaffen. Die gebürtige Bernerin übernimmt damit die 20%-Stelle ihres langjährigen Vorgängers Elias Bader.

Zwitschernde Sozialrufe in der Nacht

Im Kanton Solothurn sind mittlerweile 570 Quartiere von Fledermäusen bekannt, 27 davon sind in der Stadt Olten gelegen. «Die meisten davon sind bei Brücken und an Häusern, beispielsweise im Dach und in Storenkästen, zu finden», erklärt Rutishauser und fügt lächelnd an: «In irgendeinem Spalt findet sich fast immer einer dieser heimlichen Untermieter.» Besonders die Zwergfleder- maus, die zu den kleinsten Vertretern der Säugetiergruppe gehört, nutzt bereits fingerbreite Spalten als Tagesschlafquartier. «Die Zwergfledermaus ist ein Nahrungsgeneralist und weniger lichtempfindlich als die Mehrheit ihrer Artgenossen. Deshalb kommt sie in Städten wie Olten vor», so die kantonale Beauftragte. Wer sich achtet und auskennt, hört sie bereits in der Dämmerung. «Wenn ich vom Bahnhof mit dem Velo nach Hause fahre, vernehme ich in warmen Nächten immer wieder zwitschernde Sozialrufe der Fledermäuse», erklärt Rutishauser, die seit einiger Zeit selbst in der Dreitannenstadt lebt.

«Quartierschutz ist essenziell»

Doch nicht jede der insgesamt 22 kantonalen Fledermausarten kann sich so gut an Änderungen in der Landschaft anpassen wie die Zwergfledermaus. «Spezialisten wie die Braunen Langohren oder die Kleinen Hufeisennasen verlieren ihren Lebensraum und ihre Nahrungsquellen aufgrund der intensivierten Landwirtschaft, der stetig zunehmenden Siedlungsflächen, der Lichtver- schmutzung oder auch durch Sanierungen», so Rutishauser. Schliesslich würden durch Renovationen von Häusern oder Brücken oftmals ihre Quartiere zerstört, für die sie nur selten einen Ersatz finden. «Fledermäuse und ihre Quartiere sind bundesrechtlich geschützt. Am besten melden sich Hauseigentümer oder Bauleiter frühzeitig bei mir, wenn durch Arbeiten ein Fledermausquartier tangiert wird.» Ein Indiz dafür, dass irgendwo die fliegenden Nachtschwärmer hausen, ist vor allem ihr leicht zerbröselnder Kot oder natürlich der Besuch der Fledermäuse selbst. Um die Tiere in ihrer Wohnungsnot zu unterstützen, werden Ersatzquartiere in Form von Fledermauskästen geschaffen. In der Region Olten sind solche Kästen bei der Kantonsschule, an der Hammer- und Rankwogbrücke sowie beim Viadukt in Wangen bei Olten zu finden. Eine weitere Massnahme ist die Betreuung der Quartiere von stark gefährdeten Arten. Im Rahmen eines jährlichen Monitorings werden mithilfe von Freiwilligen beispielsweise die Bestände der Grossen und Kleinen Mausohren in der östlichen Schweiz gezählt. Zudem wird der Kontakt zu den Hausbesitzern gepflegt, bei denen sich Fledertiere eingenistet haben. Die Massnahmen tragen bereits Früchte. Bei bedrohten Spezialisten wie den Mausohren konnte eine leichte Zunahme der Bestände verzeichnet werden.

Fledermausschutz = Naturschutz

Fledermäuse nutzen Landschaften mit natürlichen Strukturen. «Die Fledertiere können somit als Indiz für ein ökologisch wertvolles Umfeld ange-sehen werden. Sprich indem wir Schutzmass- nahmen für Fledermäuse durchführen, betreiben wir gleichzeitig auch Naturschutz», zeigt die Umweltingenieurin auf. Dies kommt auch anderen bedrohten Tierarten wie beispielsweise Bienen zugute, die als Bestäuber eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem einnehmen. «Zudem können Fledermäuse auch als Helfer in der Landwirtschaft oder im Garten angesehen werden. Schliess- lich sind sie fleissige Schädlingsbekämpfer. Jede Nacht verzehrt eine Fledermaus bis zu einem Drittel ihres eigenen Körpergewichts an Insekten.» In Olten lassen sich die Wasserfledermäuse direkt über der Aare und die Zwergfledermäuse an den Strassenlaternen besonders gut beim Jagen beobachten. Wer Fragen zu den fliegenden Nachtschwärmern hat oder gar selbst ein Fledermaus-Quartier zu Hause findet, darf sich jederzeit unter E <link>info@fledermausschutz-so.ch
an die kantonale Fledermausschutz-Beauftragte Helen Rutishauser wenden.

<link http: www.fledermausschutz-so.ch>www.fledermausschutz-so.ch

 

 

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