«Städtebau ist kein Zufall»

Leiter Direktion Bau Seit Mai ist Kurt Schneider als Leiter der Direktion Bau in der Oltner Stadtverwaltung tätig. Wir haben mit ihm über die Unterschiede zwischen Aarau und Olten, Nachhaltigkeit, den Schulhausbau im Kleinholz und Oltens Zeitzeugen gesprochen.

Der im aargauischen Hausen wohnhafte Leiter der Direktion Bau, Kurt Schneider, erlebt die Oltner als pragmatisch, manchmal als fast zu pragmatisch. (Bild: mim)
Der im aargauischen Hausen wohnhafte Leiter der Direktion Bau, Kurt Schneider, erlebt die Oltner als pragmatisch, manchmal als fast zu pragmatisch. (Bild: mim)

Von seinem Eckbüro im siebten Stock des Stadthauses ist ein Blick ins Kleinholz möglich, dort wo das seit längerem geplante Schulhaus zu stehen kommen soll. Dieses Gebäude ist es unter anderem auch, das Kurt Schneider, der neue Direktionsleiter Bau der Stadtverwaltung Olten, seit seinem Stellenantritt am 1. Mai auf Trab hält. Auf die Frage, wie er gestartet sei, meint Schneider lachend: «Heftig!» Er fügt jedoch an, dass er mit offenen Armen empfangen worden sei und bereits viele Leute kennen gelernt habe. «Ich arbeite mit tollen Mitarbeitern, die ihre Aufgabe kennen und diese mit viel Herzblut für die Bevölkerung ausführen», windet Schneider seinem Team ein Kränzchen. Er habe jedoch festgestellt, dass dieser Einsatz in den vergangenen Jahren in der Diskussion um die reduzierten Mittel etwas wenig Wertschätzung ausserhalb der Stadt-
verwaltung erhalten habe. Nichtsdestotrotz wurde gemäss Schneider eine vielversprechende Basis gelegt, um einen guten Job machen zu können.

Fehlende personelle Ressourcen

In seiner Funktion gehe es unter anderem darum, Liegenschaften zu erhalten oder diese weiterzu- entwickeln. «Ich habe die verschiedenen Liegenschaften der Stadt besucht um einen Eindruck über den Zustand und dem Unterhaltsbedarf zu erhalten», erzählt der im aargauischen Hausen wohnhafte Leiter der Baudirektion. Zudem muss Raum für private Investitionen zeitgerecht mit Nutzungsplänen geschaffen und die öffentlichen Investitionen darauf abgestimmt werden, erklärt Schneider. «Dies ist beispielsweise gegenwärtig mit den laufenden Verfahren auf dem einstigen Turuvani-Areal, dem USEGO-Areal oder beim Stadtteil OltenSüdwest der Fall. Grundsätzlich reichen die personellen Ressourcen der Abteilung Bau nicht aus, um die anstehenden Aufgaben, zeit- und bedürfnisgerecht sowie mit der erforderlichen Kostenkontrolle umzusetzen», hält der
48-jährige Ingenieur fest. Zusätzliches Personal sei nötig, um die Aufgabe der Bauherrenseite professionell angehen und die Qualitätssicherung gewährleisten zu können. «Olten hat zwar weniger Einwohner, aber schlussendlich dieselben Aufgaben wie eine Grossstadt», so der Direktionsleiter.

Nachhaltigkeit ist ein grosses Anliegen

Nachhaltigkeit ist Schneider, der nach seiner Ausbildung zum Geomatiker, ein Ingenieurstudium als Raumplaner und später einen Masterstudiengang als Immobilienökonom absolvierte, ein grosses Anliegen. «Nachhaltigkeit besteht aus drei Dimensionen: Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft», erklärt Schneider. «Diese Dimensionen können gut am Beispiel des geplanten Schulhauses Kleinholz erklärt werden: Mit einem einheitlichen Rastermass und Element- oder Systembauweise kann das Gebäude wirtschaftlich gebaut werden», zeigt der Direktionsleiter auf. «Mit benutzergerechten Innen- und Aussenräumen für die Schüler/innen sowie Lehrer/innen aber auch mit der Berücksichtigung, dass der Bau zu einem wichtigen Treffpunkt im Quartier wird, erfolgt eine Abstimmung mit den gesellschaftlichen Themen. Schlussendlich gilt es beim Bau auch die ökologischen Aspekte, wie der Energieverbrauch und Lebensdauer zu berücksichtigen.» Das Raumprogramm des Schulhauses Kleinholz von der Direktion Bildung und Sport wird mit einer Kostenetikette und dem weiteren Vorgehen versehen und am Donnerstag, 27. September dem Parlament unterbreitet. In Sachen Werterhaltung stehen einige Aufgaben an. Gebäude, wie das Stadttheater, die Stadthalle, das Garderobengebäude beim Freibad oder auch gewisse Schul- anlagen, weisen Erneuerungsbedarf aus. Angesprochen auf den Umbau des Bahnhofs Olten meint Schneider, dass es dabei noch etwas Geduld bräuchte. «Es handelt sich nicht zuletzt wegen den verschiedenen Involvierten, um ein sehr komplexes Projekt.» Aus Sicherheitsgründen müssen nun jedoch gewisse Sanierungsarbeiten vorgenommen werden. Im Herbst wird deshalb die südliche Treppe beim aareseitigen Ausgang der Martin Disteli-Unterführung ersetzt.

Faszination Bau

Er selbst habe schon als kleiner Junge eine Affinität zum Bau gehabt. «Ich bin auf dem elterlichen Bauernhof aufgewachsen, habe aber bereits während meiner Ausbildung zum Geomatiker meinen ersten Bau gezeichnet und mit dem Vater umgesetzt», blickt der 48-Jährige zurück und fügt an: «Es fasziniert mich, wenn aus einer Zeichnung ein volumetrischer Gegenstand in einem Kontext entsteht. Eine gute Baute erfüllt nicht nur die Bedürfnisse der Nutzer, sondern reagiert auch auf die Umgebung und den Standort. Schliesslich sind Gebäude auch Zeugen der jeweiligen Zeit und eine Visitenkarte der Stadt.» In Olten, insbesondere in der Innenstadt oder auf der rechten Aareseite seien mit den Eisenbahnersiedlungen solche Zeitzeugen vom 13. Jahrhundert bis in die Neuzeit zu finden. Grundsätzlich könne mit Baustilen oder Materialien die Bedeutung eines Standortes untermauert werden, erklärt Schneider. «Das Astoria-Gebäude beispielsweise reagiert mit seiner überhöhten Form auf den speziellen Ort.» Den Einwand, dass ein Bau jedoch auch immer Geschmacksache sei, lässt Schneider schmunzelnd nicht gelten: «Natürlich gefällt einem ein Gebäude oder nicht, aber ob die städtebauliche Einordnung stimmt, kann aufgrund sachlicher Kriterien beurteilt werden.» Grundsätzlich gelte es, sensibel zu handeln und sich bewusst zu sein, dass mit der Realisierung einer Baute immer auch die Stadt mitgestaltet wird. «Dies dürfte eine spannende Diskussion beim USEGO-Gebäude werden, dessen Fassade gepflegt und aufgewertet wurde. Es stellt sich nun die Frage, wie fest diese Ansicht verändert werden darf und wo bei der Innenentwicklung Prioritäten gesetzt werden», so Schneider. «Grundsätzlich gilt es, bei solchen Projekten immer den Mehrwert für die Bevölkerung den Nachteilen entgegenzustellen und zu gewichten.»

Eine enorme Vielfalt

Ob ein Umzug in die Eisenbahnerstadt für den Aargauer angedacht sei, will Schneider nicht bestätigen, aber auch nicht grundsätzlich verneinen. «Ein verkürzter Arbeitsweg bietet, wenn die beiden Töchter langsam «ausfliegen» sicherlich viele Vorteile», hält der Leiter der Direktion Bau fest, der die kurzen Wege einer Kleinstadt nicht nur wörtlich, sondern auch betreffend Arbeitsweise schätzt. Dies ist sicher auch ein Grund, wieso sich der passionierte Wanderer nach einer leitenden Anstellung im Bereich Raum- und Umweltplanung in einem Ingenieurbüro in Brugg, sieben Jahren im aargauischen Windisch als Leiter der Abteilung Bau und Planung sowie fünf Jahren als Leiter Stadtentwicklung und stellvertretender Stadtbaumeister in Aarau, erneut mit Olten für eine Kleinstadt entschieden hat. Schneider gefällt die Qualität und Vielseitigkeit der Dreitannenstadt. «Olten hat unangetastete Flächen, etwas grobes, ein tolles Naherholungsgebiet und eine enorme Vielfalt im Bereich Gastro und Kultur», zählt Schneider auf. Grundsätzlich empfinde er die Oltner als pragmatischer, gemütlicher und kommunikativer, als er sich dies von Aarau gewohnt sei, erklärt Schneider, der das Reisen liebt. Bevor er die Stelle in Olten angetreten hat, nahm er sich deshalb eine zweimonatige Auszeit und reiste durch Asien. Nun entdeckte er ein thailändisches Restaurant beim Bahnhof Hammer, das in derselben Bescheidenheit fantastisches Essen serviert - und das in Olten!

<link http: www.olten.ch>www.olten.ch

 

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