Von Erfolgen und Blutspuren
Kunstmuseum Olten Mit dem letztjährigen Besucherrekord, dem neu definierten zukünftigen Kunstmuseumsstandort im heutigen Hübelischulhaus und der neuen Ausstellung des Künstlers Marc-Antoine Fehr hat das Kunstmuseum viel Positives zu berichten.

Mit einem seligen Lächeln begrüssten Museumsdirektorin Dorothee Messmer und Kuratorin Katja Herlach vergangene Woche die Anwesenden zur Pressekonferenz. Gründe zur Freude hatte das Kunstmuseums-Team gleich mehrere. Im Jahr 2017 konnte das Kunstmuseum Olten mit 11’813 Personen einen Publikumsrekord mit einer Steigerung um 48% gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. «Dies ist jedoch nicht nur dem «International Photo Festival» zu verdanken, das im vergangenen August zur Pop-up-Ausstellung 1’800 Personen ins Kunstmuseum Olten lockte», betonte Dorothee Messmer. Auch habe sich die vor fünf Jahren eingeschlagene Strategie, mit den Kunstschaffenden gemeinsam Kunstgeschichte zu betreiben, bewährt. Dies hätten auch die über die Region hinaus erfolgreichen Ausstellungen über Adolf Dietrich und Ferdinand Gehr gezeigt, so die Direktorin und fügte an: «Gemeinsam mit der Kunstvermittlung, die jeweils zahlreiche Schulklassen im Museum herumführt, und dem Entscheid, jede Hauptausstellung mit einer thematisch dazu passenden Sammlungsausstellung zu begleiten, hat das Kunstmuseum über die Region hinaus an Bekanntheit erlangt.»
Neuer Standort für das Kunstmuseum
Neben dem Publikumsrekord stimmten aber auch der vergangene Woche vom Stadtrat verkündete, neue Kunstmuseumsstandort die beiden Frauen glücklich. Das voraussichtlich auf das Jahr 2021 frei werdende Hübelischulhaus, dessen Klassen im neuen Schulhausgebäude im Kleinholz integriert werden sollen, wurde vom Stadtrat als neuer Kunstmuseums-Standort genannt. Diese Idee ist nicht neu, trotzdem war bis anhin ein Umzug ins heutige Naturmuseum vorgesehen. «Wir sind sehr froh über diesen Entscheid und freuen uns, dass es nun mit einem Architektur- wettbewerb vorwärtsgeht», betonte Messmer. Das Hübeligebäude soll zudem durch einen Anbau erweitert werden. «Das heutige Kunstmuseum krankt an allen Ecken», zeigte Messmer auf. So müsse von Zeit zu Zeit der Parkettboden im Parterre geflickt werden. Die Lampen stammen grossteils aus den 1968er-Jahren und über die Traglast sowie den fehlenden Lift wolle man schon gar nicht mehr reden. Auch sei es stets eine Herausforderung, grosse Bilder in den heutigen Kunstmuseumsräumlichkeiten zu zeigen. Auch das eine Werk des Kunstmalers Marc-Antoine Fehr, musste für den Transport in den ersten Stock zusammengerollt und vor Ort neu aufgespannt werden.
Altmeisterliche Handwerkskunst
Am vergangenen Freitag wurde im Kunstmuseum die neue Einzelausstellung des Zürcher Kunstmalers Marc-Antoine Fehr, der aus einer Westschweizer Künstlerfamilie stammt, eröffnet. Er zeigt aktuelle Werke aus den letzten Jahren. Die Familie pflegte bereits eine längere Verbindung zur Eisenbahnerstadt, da der Kunstverein Olten im Jahr 1990 eine Ausstellung der Familie Fehr im Stadthaus zeigte. An dieser präsentierten drei Generationen, Grossvater Charles Clément, die Mutter Marie-Hélène Clément sowie Marc-Antoine Fehr ihre Werke. Wider sämtlicher Trends blieb Fehr seinem unverwechselbaren figurativen Malstil in altmeisterlicher Manier über die Jahre treu. Viele Prägungen kamen von seinem Grossvater und insbesondere seiner Mutter. Diese habe denn auch stets versucht, der Avantgarde zu widerstehen und deshalb kaum eine Fotovorlage für ihre Werke verwendet, erzählte der 65-jährige Fehr. Diese Massstäbe hat der Sohn, aufgewachsen inmitten von Künstlerateliers und Terpentingeruch, verinnerlicht. «Die zeitgenössische Kunst interessiert mich zwar», so Fehr, der Künstler wie Paul Cézanne als Vorbilder für seinen handwerklichen Anspruch nennt, «doch ich habe nie aus meinem Elfenbeinturm herausgefunden.» Dieser Elfenbeinturm war denn auch teilweise selbst geschaffen. So hat Fehr bereits in jungen Jahren auf dem elterlichen Grundstück im ländlichen Burgund (F) gelebt und seine Werke gemalt.
Eine Art Niederlage
Das Werk «Les Enfants» mit einer Grösse von zwei auf dreieinhalb Metern aus dem Jahr 2016 füllt den Raum aus. Neben dem herausragenden präzisen Handwerk zeigt das Bild eine surreale Situation und die eine oder andere Blutspur, was etwas Bedrohliches beim Betrachter auslöst. Fehr erklärte, dass ihm verschiedenes bei diesem Bild nicht gefallen hat und teilweise auch nicht gelungen sei, weswegen er mehrere Elemente übermalte und daraus schliesslich das heutige Bild entstand. Jedes Bild sei deshalb auch eine Art Niederlage, meint der Künstler bescheiden. Neben seinen grossen Bildern, die kaum die Möglichkeit lassen, um zu experimentieren, zeigt Fehr im Kunstmuseum auch kleinformatige Werke mit Stillleben, Interieur, Porträt und Landschaften seiner Reihe «Vagabondages». Motive für seine Kunstwerke gebe es reichlich, so der Kunstmaler, der bei seinen Bildinhalten keine Trennung zwischen Bedeutungsvollem und Alltäglich-Banalem macht.
Werke aus der Sammlung
Auf dem Weg in den dritten Stock säumen Bilder von Marc-Antoine Fehr’s Mutter das Treppen- haus. Angelehnt an die figurative Malerei von Fehr hat Kuratorin Katja Herlach Bilder aus der Sammlung für die Ausstellung «Wie im antiken Theater...» zusammengestellt. Diese vertreten allesamt das figurative Prinzip, etwas zu erklären. «Ich versuchte, mit den verschiedenen Werken, Differenzen und Bezüge zu Fehr aufzuzeigen. Keines der Werke unserer Sammlung hat jedoch diese unterschwellige Bedrohlichkeit, die in vielen Bildern von Marc-Antoine Fehr vorhanden ist», betonte Herlach. Die Ausstellung zeigt beispielsweise ein Bild eines halbverdorrten Blumen- strausses oder von Hans Emmenegger eine Art Reportagebild des Seenachtfestes 1937, welche mit ihrer Stimmung oder für die jeweilige Zeit durchaus etwas düsteres und bedrohliches an sich haben. Die Ausstellung «Renaissance» von Marc-Antoine Fehr und die Ausstellung der Sammlung «Wie im antiken Theater...» sind bis am 13. Mai im Kunstmuseum Olten zu sehen.
<link http: www.kunstmuseumolten.ch>www.kunstmuseumolten.ch


