Zollhüsli - niemand will mich
Zollhaus Seit rund eineinhalb Jahren steht das «Zollhüsli» leer und manch einer wird sich fragen, was mit dem altehrwürdigen Bau geschieht.
Zettel mit der Aufschrift «zu verkaufen» hängen an den Fensterscheiben des ehemaligen Restaurant Zollhaus. Im Inneren stehen noch immer die Tische und Stühle vom vorherigen Pächter. Auch die Speisekartenumschläge liegen aufgetürmt auf dem Buffet. «Es haben sich einige Interessenten gemeldet, die jedoch meist aus finanziellen Gründen den Wunsch geäussert haben, das Gebäude zu mieten», erklärt der Architekt Anton Eggenschwiler, der seit Mai den Hausverkauf betreut. «Die Inhaberindes «Zollhüsli», Magdalena Leuenberger, möchte aber das Haus altershalber verkaufen», betont Eggenschwiler, der auch im Vorstand des Solothurner Heimatschutzes tätig ist.
Fröhliches Gelage noch vor derWirtezeit
1786 liess die Solothurner Regierung das Zollhaus errichten, veranlasst durch die Zunahme des Schiffsverkehrs und aufgrund der Verlegung der Schifflände in Olten. Ziel des neuen Zollhauses war es denn auch, «ennet Aaren» näher bei der neuen Schifflände zu sein. Der damalige Zöllner Jakob Moritz Fluri weitete seine Amtsaufgaben aus und schenkte Wein aus, was zu Trinkgelagen und Schlägereien führte. Als Fluri die meiste Zeit im Winter in der gegenüberliegenden, warmen Backstube verbrachte, hatte die Regierung die Faxen dicke und verpflichtete den Zöllner, seinen Sitz sofort ins amtliche Zollhaus zu verlegen. Das Zollhaus wurde später als Privathaus, und nach 1889 erstmals von Johann Jakob Haas als Wirtschaft genutzt. 1892 übernahm der Bierbrauer Traugott Spiess, Luzern, das Restaurant, um sein Bieran den Mann zu bringen. (Quelle: «Kultur-Stadt Olten», Martin Eduard Fischer).
Beinahe 100 Jahre in denselbenHänden
1923 ersteigerte Hans Leuenberger das Restaurant Zollhaus aus der Konkursmasse der Brauerei Spiess. Das Zollhaus blieb bis zum heutigen Tag im Besitz der Familie, wurde jedoch in den rund 90 Jahren an die unterschiedlichsten Wirte, wie Max Wernli, Eckehart Dohrau-Joller oder kurze Zeit an Orlando Barberis verpachtet. 1961 erfolgte ein erster Umbau, bei welchem die Sanitärräume unterirdisch angebaut wurden. Doch erst 1999 wurde das Zollhaus unter Aufsicht der Denkmalpflege (das Zollhaus steht unter kantonalem Denkmalschutz) innen wie aussen vollständig renoviert. Das Dach wurde komplett mit den Original-Biberschwanz-Ziegeln neu gedeckt. Dabei fand man einen mit 1786 datierten Ziegel, der seither beim Eingang eingemauert ist. Alle Fenster wurden erneuert und die Küche ausgebaut. Im 1. Stock wurde zudem die Wirtewohnung umgebaut, respektive zwei Räume für Sitzungszimmer eingerichtet.
Auf Fisch spezialisiert
Ab April 1999 übernahmen Martha und Roland Vogt-Büttiker das für Fischspezialitäten bekannte Restaurant. Sie erweiterten die kleine Gartenwirtschaft mit gemietetem Land von der Einwohnergemeinde Olten. Als weiterer Pächter bis 2006 ist zudem Roland Vogt im Handelsregister eingetragen und vor der Schliessung vor eineinhalb Jahren begrüsste Gianni Castellano die Zollhüsli-Gäste.
Restaurantbetrieb oder Büro
Der heutigen Besitzerin Magdalena Leuenberger fällt es nicht leicht, das sich lange im Familienbesitz befindende Zollhaus zu verkaufen und wünscht sich einen Käufer, der sich des geschichtsträchtigen Hauses bewusst ist. «Die Ausstattung des Zollhauses ist besonders seit dem Umbau stark auf die Restauration ausgelegt und wurde, abgesehen vom Erbauerzweck, Zeit seiner Geschichte auch nie anders verwendet», erzählt Anton Eggenschwiler. Die Führung eines eher kleinen Restaurants erfordere jedoch viel Engagement und Herzblut, betont er weiter. Ansonsten könne er sich das Zollhaus allenfalls für Büroräumlichkeiten vorstellen, denn ein weiterer Ausbau ist nicht möglich, da das Haus bereits auf der Grenzlinie errichtet wurde und unter kantonalem Denkmalschutz steht. Nun hoffen wir, dass eines der Oltner Wahrzeichen bald wieder zum Leben erweckt wird.