Zum Schutze der Königin der Nacht
Fledermäuse Mit Kästen, die auch in der Stadt Olten zu finden sind, werden die Fledermäuse und deren Fortbestand unterstützt. Für die einheimischen, bundes- rechtlich geschützten Tiere setzt sich der Oltner Elias Bader als kantonaler Fledermausschutz-Beauftragter ein.
Wussten Sie, dass im Kanton Solothurn 22 verschiedene Fledermausarten leben? Insgesamt wurden in der Schweiz 30 und weltweit 1’300 Arten nachgewiesen. Mit den Flughunden bilden die fliegenden Säugetiere eine eigene Ordnung: «die Fledertiere». Um die nachtaktiven Tiere ranken sich nicht wenige Mythen und teilweise verursachen sie auch Ängste. «Fledermäuse sind scheu. Man braucht sich nicht vor ihnen zu fürchten», weiss Elias Bader, Biologe und seit 2009 Fleder- mausschutz-Beauftragter des Kantons Solothurn. «33 Jahre betrug das höchste nachgewiesene Alter einer Fledermaus in der Schweiz. Üblich ist jedoch eher ein Alter zwischen 5 und 20 Jahren. Bei vielen Tieren ist es aber leider so, dass sie den ersten Winter nicht überleben.» Die kleinsten einheimischen Fledermausarten sind kaum grösser als eine Fingerbeere, mit einer Flügelspann- weite von 20 bis 25 cm. Die Grösste kann bis 10 cm mit einer Flügelspannweite von 40 cm werden. Fledermäuse orientieren sich am Echo ihrer Ultraschallrufe und bringen jährlich ein bis zwei Junge zur Welt.
Rund 550 Fledermausquartiere
Im Kanton Solothurn wurden bisher rund 550 Fledermausquartiere gefunden. «Fledermäuse nisten sich gerne in Dachstöcken mit Giebeldächern oder auch Storenkästen ein», erklärt Bader. Doch das Leben ist für die Tiere in den vergangenen Jahrzehnten härter geworden. «Die Lichtver- schmutzung ist ein grosses Problem», betont der 29-Jährige. Zudem fehlen aufgrund der zunehmend sanierten Häuser die Unterschlupf- und Brutmöglichkeiten. «Die ständige Abnahme der Insektendichte ist ausserdem ein Grund, dass die Tiere zu wenig Nahrung erhalten. Daneben können ihnen Pestizide das Leben schwer machen», hält Bader fest. Ausserdem wären da noch die natürlichen Feinde wie Greifvögel, Falken, Eulen oder Marder. Die Katze stellt jedoch das grösste Problem dar.
Fledermauskästen an Brücken
Doch nicht nur durch die Sanierung von Häusern haben Brutplätze für die Fledermäuse abge- nommen, auch durch Brückensanierungen fallen viele Behausungen weg. Deshalb haben es sich die Fledermausschützer zum Ziel gesetzt, in naher Zukunft 10’000 Fledermauskästen in der Schweiz anzubringen. «Wir versuchen bei möglichst jeder Brücke, die über ein Gewässer führt und die saniert wird, Kästen zu montieren. So geschehen beispielsweise an der Hammer- und der Rankwogbrücke», zeigt Bader auf. Es benötige eine gewisse Zeit, aber inzwischen seien die Fledermauskästen bereits gut bevölkert. Insgesamt hängen 16 Fledermauskästen an öffentlichen Orten im Kanton Solothurn.
Eine Mischung aus Artenschutz und Öffentlichkeitsarbeit
Elias Bader studierte Biologie an der Universität Zürich und untersuchte im zentralamerikanischen Panama im Rahmen seiner Masterarbeit «wie sich unterschiedliche Mobilität von verschiedenen Fledermausarten auf ihre Gefährdung durch menschgemachte Umweltveränderungen auswirkt». «Nach einem Kurs über Fledermäuse, den ich bei Dr. Peter F. Flückiger, dem ehemaligen kantonalen Fledermausschutz-Beauftragten und Leiter des Naturmuseums Olten, besuchte, fragte er mich, ob ich das Amt übernehmen möchte», erinnert sich Bader zurück. Es sei ein Nebenjob mit einem 10%- bis 20%-Arbeitspensum, je nach Saison. «Im Sommer zwischen Mai und August gibt es in der Regel etwas mehr zu tun, wenn die Fledermäuse Junge bekommen und deshalb durch ihr Piepsen und Rascheln auffallen können», so Bader. Er ist Ansprechpartner, wenn sich Probleme mit Fledermäusen ergeben oder eine Person eine Fledermaus findet und nicht weiss, wie zu reagieren ist. «Ich berate aber auch Leute, die in ihrem Heim etwas für die Säugetiere tun möchten. Zudem gehören Exkursionen mit Schulklassen und die Öffentlichkeitsarbeit zu meinen Tätigkeiten», zeigt Bader auf. Fledermäuse sind seit 1966 auf Bundesebene geschützt. Die Umsetzung erfolgt mit dem Fledermausschutz-Beauftragten durch den Kanton. Die finanzielle Unterstützung für das Amt wurde bis 2019 verlängert. Der selbstständig tätige Biologe Bader ist neben seiner Arbeit beim Kanton auch bei der «Stiftung zum Schutze unserer Fledermäuse in der Schweiz» angestellt, welche die Koordination zwischen Bund und Kanton übernimmt.
Der Fledermaus auf der Spur
Zusätzlich zu den genannten Tätigkeiten betreibt Bader zwei verschiedenen «Monitoring-Programme». Beim einen besucht er drei Mal pro Jahr im Spätsommer und Herbst zwei Höhlen, um ein- und ausfliegende Tiere zu fangen und zu vermessen. «Beim anderen «Monitoring-Programm» installiere ich eine Fotofalle an jeweils zwei Höhlen, welche während mindestens vier Monaten alle ein- und ausfliegenden Tiere registriert. Während Ersteres Informationen zum Gesundheitszustand der einzelnen Fledermäuse liefert, ermöglicht Letzteres eine Ermittlung der tatsächlichen Anzahl anwesender Fledermäuse sowie ihrer Artzugehörigkeit», erklärt Bader. Zudem berät er den Kanton im Bereich der Windenergie, aber auch bei Strassenbauprojekten, wenn sich Fragen rund um die Fledermaus ergeben. Die Arbeit zeigt Erfolge. Obwohl insgesamt die Lebensbedingungen für Fledermäuse schwieriger geworden sind, nahmen in den vergangenen 30 Jahren die Bestände bei den beiden Arten Mausohren und Hufeisennasen zu. Letztere sind sogar erst seit sieben Jahren wieder im Kanton Solothurn anzutreffen.
Was kann die Bevölkerung tun?
Gibt es Massnahmen, mit welchen die Bevölkerung den Fortbestand der scheuen, nachtaktiven Säugetiere unterstützen kann? «Man sollte unnötiges Licht im Garten vermeiden. Zudem bietet ein natürlicher Garten mit heimischen Pflanzen eine gute Basis für verschiedenste Tierarten. Und seine Katze sollte man im Haus behalten», so Bader augenzwinkernd und fügt an: «Es können aber auch Fledermauskästen angebracht werden.» Bei Fledermäusen besteht keine Gefahr, dass Häuserfassaden oder Dachstöcke Schaden nehmen. Sie nagen an keinen Installationen und tragen kein Nistmaterial rein. In ihren Verstecken brauchen sie aber Ruhe. «Ausserdem ist der Fledermauskot der beste Blumendünger, den es gibt.» Insbesondere für die Landwirtschaft gebe es zu beachten, dass Fledermäuse, die pro Nacht ein Drittel ihres eigenen Körpergewichtes an Insekten fressen, auch wichtige Schädlingsbekämpfer seien, gibt der 29-Jährige zu bedenken.
Hat Bader zu Hause auch Fledermauskästen montiert? «Nein, ich lebe in einer Mietwohnung, aber bei meinem Elternhaus sind einige Kästen angebracht», bestätigt er.
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